Wolf Man
Darsteller: Christopher Abbott, Julia Garner, Matilda Firth, Sam Jaeger
Regie: Leigh Whannell
Dauer: 103 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: www.upig.de/micro/wolf-man
Facebook: facebook.com/UniversalPicturesDE
Instagram: instagram.com/universalpicturesde
Kinostart: 23. Januar 2025
Einst plante Universal Pictures sein sogenanntes Dark Universe mit diversen modernen Neuaufbereitungen von düsteren Klassikern, die jeweils prominent besetzt sein sollten. Nach dem dürftigen Einspielergebnis des “Die Mumie”-Remakes mit Tom Cruise 2017 und dem Absprung der treibenden Köpfe Alex Kurtzman und Christian Morgan wurde das gesamte Konzept allerdings überdacht und doch auf Einzelfilme gesetzt, die dann auch mit der Wahl der DarstellerInnen nicht zu kostspielig sein sollten.
Als erster von diesen kam im Februar 2020 – inspiriert von H. G. Wells gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1897 und Universals Horrorklassiker aus dem Jahr 1933 – “Der Unsichtbare” mit Elisabeth Moss als Hauptakteurin ins Kino, mitproduziert von Jason Blum und seiner erfolgreichen Schockerschmiede Blumhouse Productions. Als Regisseur, Drehbuchautor und ausführenden Produzenten verpflichtete man Leigh Whannell, der als Drehbuchverfasser einer der Schöpfer des erfolgreichen “Saw”-Franchise war und hiermit nach “Insidious: Chapter 3” (2015) und “Upgrade” (2018) zum dritten Mal im Regiestuhl saß. Der Plan ging auf, denn die zeitgemäße Adaption des altbekannten Stoffs war technisch sehr gut gemacht und saugte einen mit einer oft bedrückenden Stimmung und starken Bildern in ihre packende Handlung, die jede Menge Spannung bereit hielt (lies unsere Filmkritik hier) – und der 7 Millionen US-Dollar teure Streifen spielte mehr als 140 Millionen wieder ein, trotz der hereinbrechenden Pandemie.
Auch eine neue Variante von “Der Wolfsmensch” stand auf der Planungsliste für Universals Dark Universe, und als man sich entschloss, diese nun doch anzugehen, bot es sich doch an, die Verantwortung direkt wieder in die gewinnbringenden Hände zu legen. So ist es erneut Leigh Whannell, dem die Regie übertragen wurde, der zusammen mit Corbett Tuck das Drehbuch schrieb und mit Beatriz Sequeira und Mel Turner zu den ausführenden Produzenten gehörte, während Jason Blum und Blumhouse wieder die Produktion übernahmen.
Zu Beginn des Films schauen wir zurück in die Mitte der 90er-Jahre, als der kleine Blake (Zac Chandler) mit seinem nicht nur strengen, sondern auch besessen wirkenden Vater (Sam Jaeger), den er ehrfürchtig mit Sir anspricht, beim Jagen in den heimischen Wäldern von Oregon auf ein gefährliches Unwesen trifft, dem sie nur in einen Hochsitz flüchtend entkommen. Da treibt anscheinend etwas sehr Böses sein Unwesen, und auch das Aufwachsen beim Herrn Papa ist wenig lustig. 30 Jahre später lebt der als Autor gerade unrund laufende Blake (nun Christopher Abbott) mit seiner als Journalistin erfolgreichen und schwer eingebundenen Frau Charlotte (Julia Garner) und der etwa zehnjährigen Tochter Ginger (Matilda Firth) in San Francisco, als er die Nachricht erhält, dass sein lange vermisster Vater nun offiziell als tot erklärt wurde – zusammen mit den Schlüsseln zu seinem abgelegenen Haus, wo er einst aufwuchs.
Da es in der Ehe sowieso gerade kriselt, wo Blake seine Nerven nicht immer im Griff hat und Charlotte darunter leidet, dass die Tochter deutlich mehr Vater- als Mutter-Kind ist, entscheiden sie sich, zusammen nach Oregon zu fahren, das alte Haus auszuräumen und direkt ein paar Tage gemeinsam jenseits jeden Trubels zu verbringen. Eigentlich ja eine gute Idee, aber schon bei der Ankunft kommt es zu einem folgenschweren Unfall, bei dem der gemietete Umzugswagen in den Bäumen landet und die Familie von einer monströsen Mischung aus Mensch und Tier angegriffen wird. Hierbei wird Blake am Arm verletzt, und das Ganze stellt sich bald schon als weit schlimmere Wunde heraus, scheint er doch irgendwie infiziert zu sein, mehr und mehr die Kontrolle über sich zu verlieren, nach Fleisch und Blut zu dürsten und auch körperliche Veränderungen zu durchlaufen. Hierbei versucht der Vater, seine Frau und Tochter noch irgendwie vor dem immernoch angreifenden Unmenschen zu retten, aber es ist nicht klar, ob nicht auch er selbst zur Gefahr für sie wird.
“Wolf Man” hat durchaus ein paar reizvolle Szenen, wenn schon bei der anfänglich gezeigten, damaligen Bedrohung nach Wald-Flucht in den Hochsitz der Atem des offensichtlich sehr nahen Wolfsmenschen von außen als Dampf über den Holzlatten der hochgeschlossenen Umrandung aufsteigt, wenn optisch in seine nachtsichtfähige Wahrnehmung gewechselt wird oder wenn der mehr und mehr zum Tier werdende Blake aus Hunger oder zur Befreiung auch nicht davor zurück schreckt, sich selbst anzunagen.
Doch trotz einigen guten Passagen und passabler Body-Horror-Momente, so richtig wird er nie zum Wolf, und auch die im Werwolf-Metier ja meist mit ausschlaggebende Nacht spielt eigentlich – außer dass der Großteil des Films zwecks Steigerung der düsteren Atmosphäre in ihr spielt – keine besondere Rolle. Da kann der bei der Ankunft der Familie im Wald von Oregon angetroffene Ex-Nachbar und Jäger Derek (Benedict Hardie) zwar direkt mitteilen, dass man hier nachts nicht vor die Tür geht, der Wolfsmensch treibt aber auch am Tag sein Unwesen, was wenig schlüssig erscheint.
Auch sonst ist die moderne Anlehnung an den Horror-Klassiker “The Wolf Man” von George Waggner aus dem Jahr 1941 (bei uns “Der Wolfsmensch”) – mit dessen ehrlich gesagt weit interessanterer Handlung der neue Streifen kaum etwas gemeinsam hat – wenig beeindruckend und im Vergleich zu Whannells starkem “Der Unsichtbare”-Remake doch eher von wenig packender Spannung, Vorhersehbarkeit und Längen geprägt als von Aufregung. Das sehr kleine Ensemble reiht sich hier ein, in dem der für seine Darstellung in der Streaming-Miniserie “Catch-22” Golden-Globe-nominierte Christopher Abbott und die für die Netflix-Serie “Ozark” mit einen Golden Globe und drei Emmy-Preisen ausgezeichnete Julia Garner eher blass bleiben. Am besten und überzeugendsten spielt hier noch Matilda Firth als kleine Ginger, wobei es ziemlich unglaubwürdig ist, wie gefasst und rational ihre Figur bei all dem Horror bleibt. So wird dann die Tonspur zum deutlichsten Highlight des Films, ist in puncto Unwohlsein erzeugender Geräusche doch sehr gute Arbeit geleistet worden, was sicherlich vor allem mit Surround-Sound im Kino so richtig zum Tragen kommt.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten