Wolke unterm Dach
Darsteller: Frederick Lau, Romy Schroeder, Hannah Herzsprung, Barbara Auer
Regie: Alain Gsponer
Dauer: 112 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/wolke-unterm-dach
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Wenn es um den Tod geht, dann wird es fast immer traurig – besonders dann, wenn es sich um eine wahre Begebenheit handelt. Der Film “Wolke unterm Dach” basiert auf Erlebnissen des Autors und Drehbuchschreibers Christoph “Chris” Silber. Dieser schrieb an Drehbüchern von Erfolgen wie “Good Bye, Lenin!” (2003) und “Ich bin dann mal weg” (2015) oder auch zwei “Hanni & Nanni”-Streifen mit. Den Krebs-Tod seiner 2013 verstorbenen Frau verarbeitet Silber in seinem noch nicht erschienenen, eher an junges Publikum gerichteten Buch “Wolke unterm Dach”. Das Drehbuch zum Film schrieb er allerdings nicht selbst, sondern dieses wurde inspiriert durch seine Vorlage von Dirk Ahner (beide “Jim Knopf”-Filme) erarbeitet, der auf Wunsch des Schweizer Regisseurs Alain Gsponer (“Heidi”, “Jugend ohne Gott”) das Vater-Tochter-Verhältnis noch mehr in den Fokus rückte.
Zu Beginn lernen sich Paul (Frederick Lau) und Julia (Hannah Herzsprung) kennen, als der Krankenpfleger nach einem Einsatz im kolumbianischen Dschungel nach Bogotá fliegt und die Flugbegleiterin ihn erst beruhigt, dann in Turbulenzen seine Hilfe benötigt. Die beiden verlieben sich und haben offensichtlich sehr viel Spaß miteinander. Die Hochzeit auf einem schönen Berggipfel folgt ebenso wie das Beziehen eines reizvollen Hauses mit Garten – und schließlich die Geburt von Tochter Lilly, die das Familienglück komplettiert.
Als Julia Jahre später bei einem Crosslauf völlig unerwartet zusammenbricht und an einem Aneurysma im Kopf verstirbt, ist dies natürlich ein riesiger Schock für Paul und Lilly (Romy Schroeder). Geplagt von Selbst-Vorwürfen, dass es am Morgen ihres Todes noch zu einem Streit um Geld gekommen war, und finanziellen Sorgen, die den Erhalt des Hauses bedrohen, will Paul bald wieder in seinen Job als Stationsleiter einer Klinik zurück kehren. Julias gläubige Mutter Lore (Barbara Auer) bietet ihm und der sich völlig verschließenden Lilly ohne Erfolg ihre Hilfe an – die beiden wollen die schwere Zeit alleine stemmen, ohne sich bewusst zu werden, dass dies kaum machbar ist.
Für Lilly scheint der Weg in eine neue Normalität einigermaßen anzulaufen, als sie wieder zur Schule geht und Freundinnen trifft – vor allem aber bessert sich ihre Stimmung immens dadurch, dass das fantasievolle Mädchen sicher ist, auf dem Dachboden des Hauses immer wieder ihre Mutter zu treffen und mir dieser kommunizieren zu können, auch über eine dort existierende Wolke – waren Wolken doch auf Grund von Julias Job stets faszinierend für sie gewesen und sind diese doch im Haus deshalb auch auf Bildern omnipräsent.
Als Paul auf Grund eines Überlastung und seiner traumatischen Situation geschuldeten Fehlers den Beruf zu verlieren droht und der Verkauf des Hauses droht, eskaliert die sowieso schon schwierige Situation der Verbliebenen – dabei können sie es doch nur gemeinsam schaffen, über den Verlust hinweg und durch die schwere Zeit zu kommen.
“Chris hat ein ähnliches Schicksal erlitten wie Paul, er verlor seine Frau und blieb allein mit den Kindern zurück. Der Nukleus der Geschichte war für mich von Anfang an, dass Lilly ihren Vater in ihre Welt entführt und ihm dadurch hilft, seine Trauer zu bewältigen”, erklärt Drehbuchschreiber Dirk Ahner die Neuausrichtung der Geschichte. Regisseur Alain Gsponer fügt an: “Ich bin selbst Vater geworden und weiß, was es heißt, zusammenzukommen, Familie zu sein. Wenn das nicht mehr funktioniert, obwohl man es will, ist das ein Kampf. Mir war wichtig, dass man das auch spürt, dass die beiden dasselbe wollen, aber jeweils einen völlig anderen Weg gehen.”
Das gelingt in “Wolke unterm Dach” zwar durchaus, aber die Traurigkeit des durchaus ergreifenden Beginns des Streifens weicht bald dem Gefühl, dass hier zu bewusst auf die Tränendrüse gedrückt wird, mit verzweifelten Gesichtern und zu viel musikalischer Untermalung, ohne dass die Figuren einem bei aller Tragik tief ans Herz wachsen. Hinzu kommt, dass hier zu viele Klischees bedient werden, vom sich in eine erfundene Welt fliehenden Kind über den ohne Frau völlig überforderten Vater, dessen Handeln nicht immer nachzuvollziehen ist und der sich entgegen der von Ahner oben geschilderten Idee so gar nicht auf Lillys haltgebende Einbildungen einlässt, bis zur sich in den Glauben fliehenden Oma.
Was so leider zu oft auf der Strecke bleibt, ist das eigentlich zentrale Thema, dass der Zusammenhalt einen dunkle Zeiten besiegen lässt. Darstellerisch gibt sich Frederick Lau zwar viel Mühe, aber als Charakterdarsteller in einem tiefgehenden Drama weiß er bei aller Sympathie noch nicht zu glänzen. Da hat man doch mehr Freude an Barbara Auer, der als Ärztin agierenden Nicolette Krebitz oder auch der jungen Romy Schroeder.
Trailer:
Bewertung: 5 von 10 Punkten