Home Film “Woodwalkers” – die wie ein Abklatschpotpourri wirkende Bestsellerverfilmung enttäuscht

“Woodwalkers” – die wie ein Abklatschpotpourri wirkende Bestsellerverfilmung enttäuscht

Autor: Tobi

"Woodwalkers" Filmplakat (© STUDIOCANAL gmbh / Marc Reimann)

Woodwalkers

Darsteller: Emile Chérif, Oliver Masucci, Martina Gedeck, Hannah Herzsprung
Regie: Damian John Harper
Dauer: 100 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.studiocanal.de/title/woodwalkers-2024
Facebook: facebook.com/STUDIOCANAL.GERMANY
Facebook: instagram.com/woodwalkers.derfilm
Kinostart: 24. Oktober 2024


Nachdem die deutsche Schriftstellerin Katja Brandis mit ihrer in 24 Sprachen übersetzten “Woodwalkers”-Bestseller-Reihe über jugendliche GestaltenwandlerInnen große Erfolge feiern konnte und daher seit 2016 in zwei Staffeln auch gleich elf Romane (der zwölfte erscheint im Januar 2025) plus drei “Woodwalkers & Friends”- sowie sechs “Seawalkers”-Spin-off-Bücher auf den Markt brachte, landet das Thema nun im Kino. Hier sind die Macher offensichtlich vom kommenden Erfolg überzeugt und haben direkt eine Trilogie angekündigt, deren erster Teil “Woodwalkers” nun startet, und für die Fortsetzungen gibt es mit dem 23. Oktober 2025 und 1. Oktober 2026 auch bereits verkündete Termine.

Zentrale Figur ist der Teenager Jay (Emile Chérif), der von seiner Adoptivmutter Anna Ralston (Hannah Herzsprung) zu Beginn am inmitten der schönen Natur des US-Bundesstaats Wyoming gelegenen Clearwater High Internat abgeliefert wird, wohin er überraschend eine gesponsorte Einladung erhalten hatte und wo ihn die Leiterin Lissa Clearwater (Martina Gedeck) in Empfang nimmt. Wie ein ganz normaler Junge sieht er aus, so wie alle anderen SchülerInnen hier besitzt er aber die besondere Fähigkeit, sich in ein Tier zu verwandeln. Um die Woodwalker genannten GestaltenwandlerInnen mit diesen Möglichkeiten samt aller Chancen, Kräfte und auch Gefahren vertraut zu machen, werden sie speziell ausgebildet.

So richtig viel Lust auf die Zeit fernab des gewohnten Umfelds im schicken Internat hat Jay nicht, und doch kommt in ihm ein Gefühl auf, dass er hier in der Gegend nicht deplatziert ist, steckt in ihm doch ein Puma, der seine eigentliche Tierfamilie nicht kennt und sie im Inneren vermisst. Kaum angekommen stellt er, der hier nun Carag genannt wird, dann fest, dass es sehr nette MitschülerInnen ebenso gibt wie fiese. Die lebhafte Holly (Lilli Falk), gewandelt ein freches Rothörnchen, Lou (Sophie Lelenta), die zum Wapiti werden kann, und sein zurückhaltender Zimmerkamerad Brandon (Johan von Ehrlich), manchmal ein ungewohnt ängstliches Bison, werden zu seinen Freunden, während die Wölfe um Jeffrey (Emil Bloch) hinterhältig zu sein scheinen – bis auf Tikaani (Olivia Sinclair), die mitläuft, aber auch nette Züge zeigt.

Der im schnittigen Sportwagen vorfahrende Internatsgründer Andrew Milling (Oliver Masucci) scheint besonderes Interesse an Carag zu haben und wird zu einer Art Mentor. Doch es lauern auch einige Gefahren, im Internat ebenso wie außerhalb, wo Anschläge auf die Menschen verübt werden … und Carag wird bald in ein fragwürdiges Spiel mit reingezogen, bei dem sogar seine von Gestaltenwandlung nichts ahnende Adoptivfamilie nicht außen vor bleibt, während er immer mehr Geheimnisse erfährt.

"Woodwalkers" Szenenbild (© STUDIOCANAL gmbh / Marc Reimann)

Die Gestaltwandler Lou (Sophie Lelenta), Brandon (Johan von Ehrlich), Carag (Emile Chérif) und Holly (Lilli Falk)
(© STUDIOCANAL gmbh / Marc Reimann)

Regisseur Damian John Harpe bietet mit “Woodwalkers” einen Film, der wie ein Abklatschpotpourri wirkt. Eine Anlehnung an “Harry Potter” ist mit dem abgelegenen Internat und Jugendlichen mit besonderen Fähigkeiten in Freundschaft wie Zwietracht sowie einigen Erkenntnissen über die eigene Herkunft des Protagonisten nicht zu übersehen, und dazu werden noch Prisen anderer erfolgreicher Reihen über Jugendliche oder Young Adults mit eingestreut. Nur magisch wird es so gar nicht und einen besonderen Charme lässt das Ganze auch komplett vermissen.

Das auf den ersten “Woodwalkers”-Büchern basierende, aber Carags Beziehung zum Mentor Milling weit mehr in den Mittelpunkt rückende Drehbuch von David Sandreuter liefert einen wenig Spannung erzeugenden, manchmal sogar in Langeweile abdriftenden Plot, der für meist eher unkritische Kinder und junge Jugendliche vielleicht noch irgendwie funktioniert, Erwachsene finden hier aber wenig an Unterhaltung. Freundschaft, Anfeindungen, Gut, Böse, Erkundungen, Erfahrungen, Erkenntnisse, dazu eine Portion Auflehnung gegen Umweltzerstörung – dies alles ist nicht neu und wird im Mix lau und wenig reizvoll serviert.

In puncto der Spezialeffekte wird anfangs in der ersten Gestaltenwandlungsrunde mal gezeigt, was möglich ist, wo in die Mutation zu Tieren etwas mehr investiert wurde, hinterher war anscheinend aber das Budget hierfür nicht ausreichend, so dass man meist mit dürftigen Schnitten abgespeist wird. Generell wirkt das Endergebnis bald eher wie eine aufgepeppte TV-Jugendserie als wie ein Kinoerlebnis … und sehr deutsch, was auch so gar nicht passt in den vorgetäuschten Rocky Mountains. Dass die deutsche Produktion unbedingt dort spielen soll, das mutet für erwachsene Zuschauer durchaus merkwürdig an – auch wenn hier sowieso “nur” in Bayern, im Harz und in (Süd-)Tirol gedreht wurde, was zumindest mal einige schöne Landschaftsbilder beschert. Ansonsten aber enttäuscht dieser Trilogie-Start, in dem die NachwuchsakteurInnen noch recht gut spielen, während alle bekannten SchauspielerInnen blass bleiben.

Trailer:

Bewertung: 3 von 10 Punkten

 

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