Wunderschöner
Darsteller: Anneke Kim Sarnau, Karoline Herfurth, Emilia Schüle, Nora Tschirner
Regie: Karoline Herfurth
Dauer: 138 Minuten
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Website: www.warnerbros.de/de-de/filme/wunderschoner
Facebook: facebook.com/WarnerBrosDE
Instagram: instagram.com/warnerbrosde
Kinostart: 13. Februar 2025
Pandemiebedingt mit einiger Verspätung war es Anfang Februar 2022, als mit “Wunderschön” die dritte Langfilm-Regiearbeit von Karoline Herfurth nach “SMS für dich” (2016) und “Sweethearts” (2019) in die Kinos kam und mit mehr als zwei Millionen BesucherInnen zu einem Erfolg wurde. Diesem ließ sie dann im gleichen Jahr noch “Einfach mal was Schönes” folgen, eine weitere gut erzählte Geschichte über interessante Menschen des normalen Lebens, was Herfurths Fokus und Stärke zu sein scheint. Nun beschert sie mit “Wunderschöner” eine erste Fortsetzung.
Erinnern wir uns kurz zurück. Im Episoden- und Ensemblefilm “Wunderschön” lernten wir verschiedene Frauen kennen, die mit Alltagsproblemen und angeschlagenem Selbstwertgefühl zu kämpfen hatten. Da schadete sich Julie (Emilia Schüle) gesundheitlich im Wahn, ein funktionierendes Model zu werden, und ihre Mutter Frauke (Martina Gedeck) fühlte sich im Herbst ihrer 50er nicht mehr begehrt von ihrem Mann. Sonja (Karoline Herfurth) vermisste als Mutter zweier kleiner Kinder nicht nur ihren früheren Körper, sondern auch den Beruf und ausreichende Zuneigung sowie Unterstützung von ihrem Mann, Fraukes Sohn Milan (Friedrich Mücke). Ihre beste Freundin Vicky (Nora Tschirner) war zunächst vermeintlich gerade besser dran ohne Kinder und feste Beziehung, lernte dann aber den netten, neuen Lehrerkollegen Franz (Maximilian Brückner) kennen und lieben. Und Schülerin Leyla (Dilara Aylin Ziem) litt unter ihrem im Vergleich zu den meisten höheren Gewicht und begann nur heimlich, ihrer Leidenschaft Baseball im Verein nachzugehen. Allen musste hierbei erst wieder klar werden, dass Schönheit nicht oder zumindest nicht nur durch das Äußere definiert wird, sondern vor allem vom Herzen kommt, und so gab es am Ende einige positive Entwicklungen zu beobachten – aber auch nicht nur.
Nun also knüpft “Wunderschöner” an, in dem einige Charaktere des Vorgängers wie Julies Eltern oder Leylas Mutter nicht mehr vorkommen, dafür gibt es neue. Hier wäre vor allem Nadine (Anneke Kim Sarnau) zu nennen, die einiges dafür tut, auch mit 50 noch jünger und sexy zu wirken, vor allem für ihren Mann, den Politiker Phillipp (Godehard Giese). Als ihr dann allerdings Bilder von seinem Besuch bei einer Prostituierten zugespielt werden, die auch der Presse vorliegen und somit seine gerade aufblühende Karriere zunichte machen könnten, bricht ihre Welt zusammen. Hiervon wissen ihre pubertierenden Teenager-Kinder Lilly (Emilia Packard) und Julian (Albert Lichtenstern) erst einmal nichts, haben aber auch mit dem Heranwachsen und in seinem Fall dem Wahren totaler Coolness genug zu tun – vor allem, wenn in der Projektwoche auch noch besondere Themen anstehen.
So ist Lilly, die mit Enno (Levy Rico Arcos) schon einen festen Freund hat, Teil der Idee von der oben genannten Lehrerin Vicky, sich viel zu wenig beachteten Frauen der Historie zu widmen oder, da sie bockt, einer besonderen kunstvollen Darstellung, während Julian komplett genervt im vom externen Trevor (Malick Bauer) geleiteten Kurs über toxische Männlichkeit landet. Diesen – nein, nicht den Kurs – findet auch Vicky interessant, die von Franz erst einmal sitzen gelassen wurde, nachdem sie ihm ihre nicht ganz erfüllten sexuellen Bedürfnisse geschildert hatte. Nun macht Franz eine Tour durch die Berge und meldet sich eigentlich nur mit Fotos derselben – vielleicht keine gute Idee.
Auch Julie treffen wir wieder, die ihre Magersucht überwunden zu haben scheint, an ihrem neuen Arbeitsplatz als Aufnahmeleiterin einer täglichen TV-Show aber nicht nur mit der komplizierten und herrischen Talkmasterin Regine Zuckowsky (Anja Kling) zu kämpfen hat, denn bald schon wird sie von Redaktionsleiter Paul (Samuel Schneider) bei einer After-Work-Runde gegen ihren Willen geküsst. Ebenso mies läuft es bei Sonja und Milan, die sich getrennt haben, wobei sie sich das Umsorgen der Kinder in der einst gemeinsamen Wohnung zeitlich aufteilen, nicht nur die Familientherapie aber einen tiefen Graben zwischen ihnen offenbart. Als Sonja dann auch noch herausfindet, dass Milan eine andere, hübsche Frau datet, herrscht Verzweiflung und Wut – also richtet ihr Vicky, auf deren Hausboot sie an den Papa-Tagen gerade mitwohnt, rasch ein Profil bei einem Dating-Portal ein.
!["Wunderschöner" Szenenbild (© 2024 Hellinger / Doll Filmproduktion GmbH / Warner Bros. Entertainment GmbH / Anne Wilk)](https://www.mucke-und-mehr.de/wp-content/uploads/2025/02/wunderschoener-01.jpg)
(© 2024 Hellinger / Doll Filmproduktion GmbH / Warner Bros. Entertainment GmbH / Anne Wilk)
Mit “Wunderschöner” legt Karoline Herfurth, die mit Monika Fäßler auch das Drehbuch schrieb, eine gelungene Fortsetzung vor, die für Männer alles andere als eine Komfortzone ist. Ging es im auch schon feministisch gefärbten Vorgänger noch vor allem um die von alten Traditionen und den heutigen Medien aufoktruierten Frauenideale und ihren Druck auf die weiblichen Wesen unserer Zeit, steht nun männliche Übergriffigkeit im Fokus. Der Machtmissbrauch des Redaktionsleiters ist hier natürlich plakativ, aber auch die sexuelle Befriedigung Phillipps durch ein Escort-Girl wird nicht nur als Ehebruch ausgiebig eingeordnet, als Nadine herausfindet, dass es sich um die junge Nadja (Bianca Radoslav) aus Rumänien handelt, die von ihrem Zuhälter zum Anschaffen gezwungen wird und unter den Folgen einer Zwangsabtreibung sowie weiteren Peinigungen leidet. Ihre Ansprache an den Gatten, dass auch bezahlter Sex eine Ausnutzung ist, sitzt – und ihre warmherzige Hilfe für Nadja auch. Mit der Schlussszene allerdings, in der – und man hat das Gefühl eigentlich auch nur hierfür – Leyla als inzwischen Baseball-Nationalspielerin dann übrigens doch auch wieder mit dabei ist, schießt Herfurth dann etwas über das Ziel hinaus, als klare Anspielung auf den Rubiales-Skandal.
Interessant ist aber, dass man trotz der langen 138 Minuten das Gefühl hat, dass man auf keine andere Szene hätte verzichten wollen. Hier geht das Ganze doch in die Tiefe, besitzt starke Dialoge, ist ab und an sehr traurig und dann doch auch wieder hoffnungsvoll. Als Mann, der auch als überforderter Schulleiter schlecht abschneidet, ist man dann noch froh, dass im Fall der von Herfurth gespielten Sonja zumindest Milan nicht verteufelt wird, kann man ihm doch eine neue Liebelei während der Trennung nicht wirklich vorwerfen, vor allem wenn Sonja hier wenig Signale sendet, dass ein Neuanfang möglich wäre. Ihr Kennenlernen seiner Jule sorgt dann auch mal für etwas Heiterkeit abseits einiger bissiger Kommentare, gut so. Und ja, auch bei der immernoch sehr pragmatischen Vicky ist Franz nicht wirklich böse – nur eben einfach weg, was dann auch nicht gut ankommt.
“Wunderschöner” lässt sich in jedem Fall wieder gut anschauen, weil er trotz gewisser Übertreibungen auch diesmal aus dem Leben gegriffen scheint und die Punkte, die er adressieren will, emotional tiefgründig beleuchtet, was auch dank eines toll spielenden Ensembles und Herfurths inszenatorischem Gespür für die richtigen Momente gut funktioniert.
Trailer:
Bewertung: 8 von 10 Punkten
![](https://www.mucke-und-mehr.de/wp-content/uploads/2017/12/punkte8.jpg)
Wir verlosen 3×2 Freikarten für den Film. Zur Teilnahme einfach das folgende Formular ausfüllen und absenden. Einsendeschluss ist der 15. Februar 2025, damit die digitalen Tickets zum Ausdrucken Mitte der Kinostart-Woche per E-Mail bei den GewinnerInnen eintreffen. Viel Glück!
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