Zeit für Utopien
Dokumentation
Regie: Kurt Langbein
Dauer: 95 Minuten
FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Website: www.zeit-fuer-utopien.com
Facebook: facebook.com/ZeitfuerUtopien
Dass sich an der heutigen Gesellschaft schnellstmöglich grundlegend etwas ändern muss, weiß wohl jeder spätestens dann, wenn er sich ein wenig mit der globalen Entwicklung des Klimas und der Umwelt beschäftigt, von der Ausbeutung weiter Teile der Bevölkerung ganz zu schweigen. Und keiner bringt es so schön auf den Punkt wie die Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann, die der Österreicher Kurt Langbein in seiner neuen Dokumentation “Zeit für Utopien” zu Wort kommen lässt: “Im Augenblick tun wir so, als hätten wir zwei Planeten. Wir haben aber nur einen. Das heißt: Der Kapitalismus wird an sein Ende kommen.”
Dies setzt auch Langbein einfach mal als Tatsache voraus, geht aber schon einen Schritt weiter, indem er sich in seinem Film alternativen Projekten widmet, die er uns hier nacheinander vorstellt. Zugegebenermaßen sind auch die immer noch Teil unseres wachstumsbasierten Wirtschaftssystems, zeigen aber trotzdem deutlich, dass dieses, natürliche Ressourcen verbrauchende, Wachstum bei weniger profitorientiertem Denken durchaus minimiert werden kann. Und unser Planet ist ja langfristig wirklich nur zu retten, wenn wir aufhören, ihn als unendlichen Quell von Roh- und uneingeschränktes Lager von Schadstoffen zu betrachten.
So ist es durchaus erhellend, wenn wir das genossenschaftliche Projekt “Hansalim” aus Südkorea kennenlernen, bei dem 70% der Erlöse direkt den Erzeugern der ausschließlich regionalen Nahrungsmittel zugute kommen. Dabei ist es dank des Verzichts auf Profitmaximierung möglich, den Mitgliedern die Produkte günstig anzubieten, die man durch eine perfektionierte Vertriebskette selbst in den Großstädten erreicht.
Noch beeindruckender aber ist das Beispiel des kooperativen südfranzösichen Teeherstellers “Skop-Ti”, der inzwischen erfolgreich am Markt positioniert ist, nachdem sein ursprünglicher Besitzer, der Konzern Unilever, 2010 beschlossen hatte, ihn zugunsten eines profitableren Auslandsstandortes dicht zu machen. Erst 1336 Tage systemwidersetzender Besetzung der Fabrik reichten aus, um den Konzern in die Knie zu zwingen und die Produktion nun in Eigenregie wirtschaftlich fortzusetzen.
Das sind nur zwei der Fälle, mit denen die absolut gelungene Dokumentation funktionierende Alternativen zu unserem ausbeuterischen System aufzeigt und damit wirklich Hoffnung für die Zukunft macht. Wie weit der Weg zu einer besseren Welt aber sein wird, und wie klein die Schritte manchmal sind, die gegangen werden müssen, bleibt gerade bei Betrachtung der unmenschlichen Rohstoffgewinnung in der Dritten Welt ebenso wenig außen vor wie die Gefahr beim zu drastischen Umwandlungsprozess durch Unzufriedenheit in diktatorische Staatssysteme zu verfallen. Ein Film, der einem die Augen öffnet, zum Nachdenken anregt und trotz nicht gerade rosiger Zukunftsaussichten Mut zum Umdenken macht – Zeit für Utopien halt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten