Home Film “Zwei zu eins” – die ostalgische Wohlfühl-Komödie weiß gut zu unterhalten

“Zwei zu eins” – die ostalgische Wohlfühl-Komödie weiß gut zu unterhalten

Autor: Tobi

"Zwei zu eins" Filmplakat (© X Verleih AG)

Zwei zu eins

Darsteller: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner
Regie: Natja Brunckhorst
Dauer: 116 Minuten
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Website: www.x-verleih.de/filme/zwei-zu-eins
Facebook: facebook.com/xverleih
Instagram: instagram.com/xverleih
Kinostart: 25. Juli 2024


Nach dem Fall der Mauer und mit ihr aller innerdeutschen Grenzen am 9. November 1989 dauerte es nicht lange, bis alle Weichen auf Wiedervereinigung gestellt wurden. Auch wenn der offizielle Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland erst am 3. Oktober 1990 erfolgen sollte, trat die Währungsunion zwischen den Staaten bereits am 1. Juli 1990 in Kraft. Für Bürgerinnen und Bürger der DDR wurden Gehälter, Renten, Mieten und andere “wiederkehrende Zahlungen” in einem Kurs von 1:1 umgestellt, und auch Sparguthaben von – je nach Alter – bis zu 6.000 DDR-Mark konnten sie so umtauschen. Für höhere Beträge dann galt ein Kurs von 2:1, also zwei DDR-Mark zu einer D-Mark, und für nach dem 31. Dezember 1989 entstandene Guthaben 3:1.

Um die Umtauschphase im Sommer 1990 geht es in Natja Brunckhorsts “Zwei zu eins”, der in der ostdeutschen Kreis- und Industriestadt Halberstadt in Sachsen-Anhalt angesiedelt ist – und das mit gutem Grund. Als Maren (Sandra Hüller) und ihr Freund Robert (Max Riemelt) gemütlich im Hof ihres Häuserblocks bei ein paar Bierchen mit anderen zusammen sitzen, wundern sie sich zunächst über die Rückkehr von Volker (Ronald Zehrfeld), der einst mit Maren zusammen war, bis er sich entschied, in den Westen zu gehen und dort besseres Geld zu machen. Doch dies ist nicht das einzige Überraschung, fahren doch am Stadtrand seit ein paar Wochen ominöse LKWs vorbei, und wie sie über den im alten, als Ziel dienenden Schacht arbeitenden Genossen Markowski (Peter Kurth) heraus finden, lagert die Regierung hier ganz geheim das DDR-Geld ein, welches schon umgetauscht wurde und nun hier verrotten oder irgendwann vernichtet werden soll.

Maren, Robert und Volker erinnern sich an eine auf einer Wiese gelegene, Brunnen-artige Möglichkeit, in den Schacht hinunter zu steigen, öffnen diese – und stehen vor einem massiven Haufen von Geldscheinen, wie man sie nur von Dagobert Ducks Speicher aus Comics kennt, vor mehreren Millionen DDR-Mark. Dass sie sich hier die Taschen vollmachen, ist klar – und flugs entstehen Pläne, mit größeren Behältnissen hier noch weit mehr heraus zu holen, wobei sie vorsichtig sein müssen, wird der große, verzweigte Schacht doch eigentlich gut von mit Gewehren bewaffneten und auch patroullierenden Wachen gesichert.

Zusammen schmuggeln sie in Rucksäcken und Reisetaschen jede Menge Scheine in ihre Wohnung und binden klug die gesamte Hausgemeinschaft mit ein, um das inzwischen, wo Bargeld nicht mehr getauscht werden kann, eigentlich wertlose Geld in Waren zu investieren, die ihnen Westler anbieten – denn diese haben noch Umtauschmöglichkeiten, und die so erworbenen Waren wiederum lassen sich dann in West-Mark ummünzen. Ein großes gemeinschaftliches Abenteuer beginnt, aber auch ein gefährliches, schließlich ist das Ganze natürlich illegal.

"Zwei zu eins" Szenenbild (© X Verleih AG / Peter Hartwig)

Ein eingespieltes Team – Robert (Max Riemelt), Volker (Ronald Zehrfeld) und Maren (Sandra Hüller)
(© X Verleih AG / Peter Hartwig)

Wenn “Zwei zu eins” mit dem größten Hit der kanadischen Folk-Bluegrass-Band The Dead South eröffnet, dann hat dies zwar nichts mit der damaligen Musik und auch nicht der Region zu tun, und doch passt das Stück irgendwie gut in die Provinz, in die wir hier mitgenommen werden. Die gemeinschaftliche Hof-Romantik erzeugt mit ihrer Ostalgie schnell gute Laune, und selbst die Heimkehr von Volker sorgt nicht für Zwist, sondern eher für liebevollen Umgang aller miteinander.

Hier stimmt das Wir-Gefühl also noch, und dieses wird natürlich durch die sich plötzlich auftuenden Möglichkeiten und das räuberische Abenteuer verstärkt, wenn dann auch die gesamte Hausgemeinschaft mit einbezogen wird, denn alle sollen von dieser Chance, die man eigentlich nicht auslassen kann, profitieren. Es bereitet Freude mit anzuschauen, wie der trockene, vom Job gefrustete Markowski (Peter Kurth) das Ganze mit ankurbelt, wie Mutter Käte (Ursula Werner) zur auch mal übermüdeten Geldüberwacherin wird, wie der stänkerische Lunkewitz (Martin Brambach) besänftigt wird und wie sich alle Mühe geben, dass Genosse ABV (Tom Keune) nichts von den neuen Deals merkt.

Und wer nun denkt, “Zwei zu eins” sei komplett fiktiv, der irrt, denn Millionen von DDR-Mark wurden im Zuge der Währungsunion tatsächlich in unterirdische Gewölbe nahe Halberstadt eingelagert, und von diesen insgesamt fast 400 Tonnen an Geldscheinen wurde auch wirklich einiges an Geld entwendet. Wie viel, das weiß niemand, aber Natja Brunckhorst hat basierend auf diesen Fakten eine sommerliche Wohlfühl-Komödie mit Fokus auf Freundschaft und Gemeinschaft erschaffen, die gut unterhält und bei der die inzwischen zum internationalen Star avancierte Sandra Hüller mal wieder in einer nationalen Produktion zu sehen ist, bei der sie wie alle anderen gut spielt.

Trailer:

Bewertung: 7 von 10 Punkten

 

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