Home Film “The Queen Mary” – verwirrender Slasher an Bord des berühmten Schiffs

“The Queen Mary” – verwirrender Slasher an Bord des berühmten Schiffs

Autor: Mick

"The Queen Mary" Filmplakat (© Splendid Film GmbH)

The Queen Mary

Darsteller: Wil Coban, Alice Eve, Joel Fry, Alan Booty
Regie: Gary Shore
Dauer: 125 Minuten
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Website: splendid-film.de/the-queen-mary
Facebook: facebook.com/splendidfilm
Kinostart: 28. Dezember 2023


Horrorfilme leben oft von den außergewöhnlichen Orten, an denen sich ihre Tragödien abspielen. Der vom Genre nicht ganz unbeleckte Ire Gary Shore („Dracula Untold“) nimmt sich als Handlungsort für seinen neuen Slasher „The Queen Mary“ hier den gleichnamigen, legendären Luxusliner vor, der in den 30er Jahren um die Krone für die schnellste Atlantiküberquerung konkurrierte. Und das tut er sicher nicht ohne Grund, ranken sich doch einige böse Schauergeschichten um das Schiff, das seit seiner Ausmusterung 1967 in Kalifornien vor Anker liegt und dort als Tagungshotel und Ausflugsziel dient.

Dementsprechend steigt Shore auch in der Gegenwart in seinen unnötig verschachtelten Streifen ein, wenn sich die alleinerziehende Anne (Alice Eve) für die Weiterentwicklung eines Buchprojekts gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn Lukas (Lenny Rush) und ihrem Ex-Mann Patrick (Joel Fry) auf eine Führung über den sagenumwobenen Dampfer begibt. Publicity hat der dringend nötig, denn die Geschäfte des schwimmenden Museums laufen eher schleppend, wie wir dem merkwürdigen Verhalten des schmierigen Leiters Howe (Alan Booty) unschwer entnehmen können. Mit größtem Vergnügen schickt der die drei natürlich gleich auf die Gruseltour, die es übrigens in der Realität tatsächlich gibt, ob in gleichen finanziellen Schwierigkeiten, sei mal dahingestellt.

Kaum hat die Tour aber richtig begonnen, ist auch schon der kleine Lukas verschwunden, und wir tauchen unvermittelt ganz tief ein in die Vergangenheit des Schiffs, das sich im Jahr 1938 gerade auf den Weg von England nach New York gemacht hat. Die Hauptattraktion an Bord ist die opulente Halloweenparty für geladene Gäste, zu denen der Gauner Ratch (schön durchgeknallt: Wil Coban) mit Frau und kleiner Tochter Jackie (Florrie Wilkinson) mit Sicherheit nicht gehört. Irgendwie gelingt es ihm aber doch, sie in den großen Ballsaal zu schmuggeln, wo sich mit Fred Astaire, Ginger Rogers und dem Produzenten Victor unter anderem die illustre Prominenz Hollywoods vergnügt, der sich die genauso talentierte wie ambitionierte Jackie sofort anbiedert.

"The Queen Mary" Szenenbild (© Splendid Film GmbH)

Die Folgen des Krieges: Wegen einer entstellenden Gesichtsverletzung trägt David (Wil Coban) eine Maske.
(© Splendid Film GmbH)

Als Einführung taugt das eigentlich ganz gut, lässt einen Shore damit unversehens das Flair der 30er Jahre einatmen und verortet so anschaulich seine zweite Zeitebene. Warum Ratch jedoch anschließend komplett austickt und unter den Passagieren ein veritables Blutbad anrichtet, will einem dagegen nicht so recht einleuchten. Das ist mit expliziter Brutalität dermaßen realistisch in Szene gesetzt, dass man ihm schon fast belustigt dabei zuschaut und sich schon auf die Begründung für den verstörenden Amoklauf freut. Die aber bleibt uns der Regisseur genauso schuldig wie so vieles andere und setzt stattdessen auf gängigen Geister-Hokuspokus und einen raschen Wechsel zwischen den Handlungssträngen, der unserer Verwirrung nicht gerade entgegenwirkt.

Ganz im Gegenteil verlieren wir so bald den Bezug zu dem Film, in dem die beiden Ebenen fast willkürlich verzahnt scheinen. Zwar gelingt es Shore besonders in der Vergangenheit eine bedrückende Atmosphäre zu kreieren, und wartet er immer wieder mit visuell beeindruckenden Schockmomenten auf, für einen stringenten Spannungsaufbau aber ist das Arrangement seiner Gruselszenen viel zu undurchdacht. Vielmehr schien ihm vor allem daran gelegen zu sein, möglichst viele der Mythen der Queen Mary von der herumgeisternden „Weißen Frau“ über das im Pool ertrunkene Mädchen bis zum im Maschinenraum verbrannten Seemann unterzubringen, dem er dann einen großen Teil an Plausibilität opfert.

So ist sein Horrorstreifen letztendlich trotz des gewaltigen Potenzials seines spektakulären Handlungsorts nicht mehr als ein handelsüblicher Geisterfilm mit Bezug zur realen Gegenwart, in dem die Charaktere jedoch weitestgehend blass bleiben. Immerhin sorgen die fast schon satirischen Slasher-Szenen aber wiederholt für beste Unterhaltung und retten den Film vor einem wirklichen Desaster.

Trailer:

Bewertung: 5 von 10 Punkten

 

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