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Kritik zur Vorstellung am 9. Dezember 2018
Das Stage Metronom Theater ist eines der besten Musical-Theater Deutschlands. Aussehen, Ambiente, Lichttechnik und vor allem der Bühnenbereich und die damit verbundenen Möglichkeiten des Bühnenbilds wissen zu überzeugen. Als Besucher fühlt man sich wohl, vom kostenlosen Parken in einem der CentrO-Parkhäuser über das nun schicke Foyer bis zu den Sitzplätzen, die nach wie vor etwas Arena-artig anmuten, von denen man aber wohl überall gut sehen und hören kann und die in den etwas teureren Preiskategorien auch ausreichend Beinfreiheit bieten.
Als wir das Musical einen Monat nach seiner Premiere an einem Sonntag-Nachmittag besuchten, wiesen die Zuschauerränge doch deutliche Lücken auf. Ob dies ein Zeichen dafür ist, dass der Zuspruch bereits abgeebbt ist, können wir nicht sagen, jedoch liegt mit “Bat Out Of Hell” natürlich auch ein lautes Spektakel vor, welches vom klassischen Musical-Publikum sicher eher mit Vorsicht inspiziert wird.
Ein Besuch lohnt sich aber durchaus. Ja, es geht natürlich oftmals krachig zu, schließlich steht Rock-Musik im Vordergrund, und auch die Handlung über nach einem Chemie-Angriff ewig 18-Jährige am Rand der Gesellschaft im Kampf gegen eine erfolgreiche Industrie klingt nicht zwingend nach Romantik. Von dieser gibt es aber auch eine ganze Menge, schließlich steht die verbotene Liebe zwischen Raven und Strat im Mittelpunkt – und wer das damalige Album oder sonstige Kompositionen von Jim Steinman kennt, der weiß, was für wundervolle Balladen er komponiert hat.
Zwei sind noch dazu gekommen, denn auch die neuen Stücke “What Part Of My Body Hurts The Most” und “Not Allowed To Love” sind alles andere als krachig. Vor allem bei den Balladen können die Musical-Darsteller natürlich ihre stimmliche Klasse beweisen. Highlights sind hierbei Willemijn Verkaik und Alex Melcher, die als kriselndes Paar absolut überzeugen, stimmlich wie auch spielerisch. Robin Reitsma war als Strat auch durchaus gut und passend für die Rolle des Verlorenen. Leider sahen wir nicht Sarah Kornfeld als Raven sondern April van Amelsvoort, die sich als Zweitbesetzung zwar größte Mühe gab, aber nicht immer komplett souverän wirkte – ganz anders wie Masengu Kanyinda, die als Zahara zu sehen war und positiv auffiel. Das Ensemble gefiel aber auch insgesamt, mit guten Gesangs-Momenten in der Gruppe und vor allem auch mit beeindruckenden Choreografien.
Das Bühnenbild passt zur Handlung und war auch mit den Videoeinspielern gut durchdacht. Knatternde Motorräder, hier und da etwas Pyrotechnik, Nebel und Neonlichter – sehr stimmig, das Ganze. Die Szene mit dem Auto, welches in den Orchestergraben geschoben wird, ist besonders originell. Während der Show wird immer wieder nicht nur einiges an Schlüpfrigkeit eingestreut, was das Musical auch sexy macht, sondern ebenso eine gute Portion an Humor.
Im Mittelpunkt steht aber natürlich die Musik, und die tollen, epischen Rock-Songs funktionieren auch in deutscher Übersetzung gut, vor allem weil man geschickterweise am Ende oft auch noch englische Zeilen gelassen hat für den Wiedererkennungswert. Nicht nur “Bat Out Of Hell”, “You Took The Words Right Out Of My Mouth (Hot Summer Night)”, “Paradise By The Dashboard Light” und “For Crying Out Loud” werfen ältere Semester in die 70er-Jahre zurück, als das Meisterwerk von Meat Loaf erschien. Gegen Ende erklingt dann auch noch sein Ohrwurm “I’d Do Anything For Love (But I Won’t Do That)” von der 1993 veröffentlichten Fortsetzung “Bat Out Of Hell II: Back Into Hell” – dieses Stück darf natürlich nicht fehlen.
Für Musical-Fans ungewöhnlich ist es allerdings, als zweiten Song von diesem Album “Objects In The Rear View Mirror May Appear Closer Than They Are” als “Im Rückspiegel erscheinen die Dinge oft sehr viel größer als sie sind” zu hören, denn das Stück hatte Steinman ja bereits im Musical “Tanz der Vampire” verwendet und als “Die unstillbare Gier” ist es dort zu Recht einer der ganz großen Fan-Favoriten.
Wenn man “Bat Out Of Hell” mit “Tanz der Vampire” vergleicht als Musicals von Jim Steinman, dann kann es hierbei nicht ganz mithalten. Die Show ist in jedem Fall unterhaltsam und man bereut es nicht, das Rockspektakel gesehen zu haben, aber man verlässt den Saal doch mit weniger Begeisterung als bei “Tanz der Vampire” oder bei Stücken wie “Elisabeth” oder “Das Phantom der Oper”, die durchaus Muss-Musicals für Besuche sind und die man immer wieder gerne anschaut.