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Kritik zur Vorstellung am 19. März 2022
Bei Disneys DIE EISKÖNIGIN macht wie schon beim direkt im daneben liegenden Theater im Hafen Hamburg gespielten Disneys KÖNIG DER LÖWEN bereits die Anfahrt Spaß, wenn man von den Landungsbrücken mit einem der Musical-Shuttle-Schiffe zum gegenüber liegenden Theater übergesetzt wird. Von hier kann man sich noch einen schönen Blick auf die Hansestadt mit Elbphilharmonie, Michel und Co. gönnen, bevor man das Stage Theater an der Elbe betritt. Das Foyer ist recht schick eingerichtet, und im Spielsaal sitzt man gemütlich mit ausreichender Beinfreiheit.
Schon bevor das Musical beginnt kommt man mit dem geschickt angeleuchteten und ideenreich gestalteten Bühnenportal, Projektionen von Nordlichtern und geheimnisvollen Waldgeräuschen in Stimmung. Diese wird natürlich noch besser, wenn sich der Vorhang hebt und die ersten Szenen zu sehen sind. Zunächst sieht man die jungen Anna und Elsa mit ihren Eltern, und wir hatten das Glück, mit Franka, die an unserem Abend als Darstellerin der kleinen Anna besetzt war, einen absoluten Wirbelwind zu sehen. Wie sie voller Energie spielte und sang, was sie später als Kind des versteckten Volks – welches hier anstatt der Trolle des Animationsfilms heilen kann – wiederholt, war sehr beeindruckend und stahl der ebenfalls gut, aber weit weniger auffallend agierenden Lina als kleiner Elsa ein wenig die Schau.
Die Handlung orientiert sich am Disney-Erfolgsfilm, ist allerdings hier und dort leicht umgestellt worden, wenn zum Beispiel die dann erwachsene Anna früher schon auf Kristoff trifft – und im Musical kommt sie als Figur auch ein wenig Zärtlichkeits-suchender daher, sie hat halt durch das Wegsperren im Schloss schon lange keine männlichen Wesen mehr zu möglichen Liebeleien treffen können und möchte nun anscheinend einiges nachholen. Darum geht es aber natürlich ja nicht, sondern um Elsa, die als Kind schon mit ihren ungewollten Kräften konfrontiert wurde und nach dem Tod der Eltern als Erwachsene nun zur Königin gekrönt werden soll, weshalb der Palast auch endlich mal wieder seine Tore öffnet.
Anna verliebt sich potzblitz in Hans, während Elsa noch sehr vorsichtig und skeptisch agiert – und dann vereist sie doch ohne es zu wollen ganz Arendelle, woraufhin sie verschwindet, um nicht noch mehr Schaden anzurichten. Bald lernt Anna den Schneemann Olaf kennen, den sie einst mit Elsa baute und der nun sehr lebendig ist – sehr geschickt umgesetzt vom Olaf sozusagen vor sicher her steuernden, aber die Mimik voll mitgehenden Elindo Avastia. Olaf bringt wieder Freude, besonders auch in der “Im Sommer”-Traum-Szene, für die tolle Utensilien aus allen Poren der Bühne ploppen.
Im weiteren Verlauf macht sich Anna auf die Suche nach Elsa, mit Kristoff und seinem Rentier Sven (ebenfalls gut auf die Bretter gebracht), und zu Beginn des zweiten Akts sorgt der nordische Laden-Besitzer Oaken (Marlon Wehmeier) für beste Stimmung, wenn der neue, äußerst witzige Song “Hygge” sich zu einer fetten Cabaret-Nummer aufschwingt.
Auch die weiteren neuen Stücke passen sich bestens ein, am auffallendsten sicher das von Elsa gesungene “Monster”, das Schwestern-Duett “Du bist alles”, “Wann warst du schonmal verliebt?” und eben “Hygge”. Die Musik überzeugt, die Darsteller tun es auch. Die nicht umsonst längst zum absoluten Musical-Star gewordene Sabrina Weckerlin spielt und singt Elsa großartig und ihrer Darstellung sieht man höchste Konzentration und Körperspannung an, in stimmlichen Höchstleitungen gipfelnd – am meisten natürlich umjubelt beim allseits bekannten “Lass jetzt los”.
Auch Celena Pieper als Anna, die nach ihrem Zweitbesetzungs- bzw. Swing-Engagement bei “Tanz der Vampire” in Oberhausen hier eine tolle erste Hauptrolle abliefert, Benet Monteiro als Kristoff, Elindo Avastia als Olaf, Marlon Wehmeier als Oaken sowie Antoine D. Banks-Sullivan als Sven wussten voll zu gefallen, und auch die nicht zur Erstbesetzung gehörenden Max Meister als Prinz Hans und James Cook als Herzog von Pitzbühl fielen hiergegen nicht ab. Das Orchester unter der Leitung von Aday Rodriguez Toledo sollte ebenfalls gelobt werden, die Musik war durchweg wundervoll, auch wenn “nur” neun Mann im Graben spielten.
Die Umsetzung des Films zum Musical ist bestens gelungen. Das Bühnenbild ist spektakulär und sorgt nicht nur für die passenden Kulissen, sondern auch für viel Stimmung, und in puncto Choreographien wird auch einiges geboten, ohne es zu übertreiben. Nach zweieinhalb Stunden (inkl. Pause) verlässt man den Saal vollauf zufrieden, wenn nicht sogar begeistert. Ein weiteres starkes Musical, das sich lange in Hamburg halten dürfte, da es für Groß und Klein (man sah auch in der Abendvorstellung Kinder, hierunter auch einige Mädchen in Elsa-Kleidern) viele Reize bietet. Die Hansestadt ist immer eine Reise wert, und der Besuch dieses Musicals bietet sich hierbei als eines der Highlights an.
Am 25. März 2022 erscheint endlich auch eine Original-Liveaufnahme des Musicals aus Hamburg auf CD.