Geschichte des Musicals
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Kritik zur Vorstellung am 5. April 2004
Beim Betreten des Theaters an der Wien wird schnell klar, dass es sich um einen alten, ehrwürdigen Bau handelt. Das Innere des Theaters, welches direkt gegenüber des Naschmarktes liegt (wo man vorher gemütlich noch ein Bier trinken kann, was aber auch im Theater-Café oder in umliegenden Bars gut möglich ist), ist schön gestaltet, die Logen sind prunkvoll verziert. Einziges Manko ist die für lange Beine recht enge Folge der Sitzreihen, hier haben neuere Spielhäuser meist einige Zentimeter mehr Beinfreiheit zu bieten.
Wer “Elisabeth” in Essen gesehen hat und meint, hier sicher nichts Neues mehr geboten zu bekommen, der irrt gewaltig. Die Inszenierung in Wien weicht in mehreren Punkten von der in Deutschland ab, orientiert sich an der damals bereits in Wien gezeigten. Die Kulissen unterscheiden sich bei einigen Szenen – in Essen waren sie noch abwechslungsreicher und prunkvoller, in Wien sind sie etwas verspielter und moderner. Aus musikalischer Sicht wurde das sehr gute Stück “Wenn ich tanzen will”, welches Levay und Kunze erst für die Essener Inszenierung geschrieben hatten, übernommen. Ansonsten sind aber auch einige Lieder zu hören, die man aus Essen nicht kennt, z.B. eine Andeutung von “Die Schatten werden länger” im ersten Akt, eine Szene mit rechtsradikalen Extremisten im zweiten Akt.
Vor allem aber unterscheidet sich die Stimmung im Abend für Abend restlos ausverkauften Theater – in Essen wurde das Musical ja bereits gefeiert, hier in Wien aber wird noch eine Schippe an Euphorie drauf gepackt. Die Songs werden teilweise überschwänglich bejubelt, man hört die absolute Begeisterung. Dies liegt einerseits an der nach wie vor großartigen Umsetzung der Geschichte Elisabeths in tollen Bildern und einfach nur wundervoller Musik, andererseits an sehr starken Darstellern. Maya Hakvoort ist als Elisabeth die optimale Besetzung. Man merkt ihr die Erfahrung aus bereits vier Jahren Hauptrolle an, sie bringt den schwierigen Charakter der Kaiserin sehr ausdrucksstark auf die Bühne und singt atemberaubend gut. Neben ihr ist vor allem Serkan Kaya als Lucheni herausragend, der die Rolle ja erst im Nachhinein übernommen hatte. Er spielt den Attentäter und “Moderator der Geschichte” mit vollem Einsatz und singt toll. Die anderen Rollen sind ebenfalls gut besetzt – Else Ludwig gibt eine eindrucksvolle Erherzogin Sophie ab, Jesper Tydén weiß als Rudolph zu gefallen, und auch Máté Kamarás liefert trotz kleiner Schwächen im punktgenauen Einsatz eine anständige Leistung ab. Er ist zwar nicht ganz so ausdrucksstark wie ein Uwe Kröger seinerzeit in Essen, dafür stimmlich aber durchaus überzeugend, wobei er dem Tod ab und an eine etwas rockigere Note verpasst. Zu erwähnen sei noch Max Montocchio, der den kleinen Rudolph spielte, gut sang und viel Applaus bekam.
Was kann es Schöneres geben, als das vielleicht beste Musical überhaupt in der Stadt zu sehen, die so viele der Schauplätze beherbergt? Nichts! Lieder wie “Ich gehör nur mir”, “Elisabeth, mach auf”, “Die Schatten werden länger”, “Wenn ich dein Spiegel wär” oder “Boote in der Nacht” sind zeitlose Perlen und gehören zum Besten, was Musicals je hervor gebracht haben. Wer in Wien ist, der sollte sich einen Besuch auf keinen Fall entgehen lassen. Nach einer Pause ab dem 2. Mai 2004 wird das Musical ab dem 10. September wieder gespielt, voraussichtlich bis Ende 2005 – bevor das Theater an der Wien nur noch für klassische Musik genutzt wird. Ein Grund mehr, sich “Elisabeth” in jedem Fall noch anzuschauen, denn dieses Musical der Extraklasse muss man gesehen haben.