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Kritik zur Vorstellung am 19. August 2023
Das Stage Operettenhaus ist eines der renommiertesten Musical-Theater Deutschlands. Mit seiner Lage direkt an der Hamburger Reeperbahn bietet es ausreichend Möglichkeiten, sich auch vor und nach dem Musicalbesuch noch gut unterhalten zu lassen, oder gastronomischen Genüssen zu fröhnen. Im Theater fühlt man sich wohl, die Sitze bieten ausreichend Beinfreiheit, und auch der Sound ist hier gut.
Mit “Hamilton – Das Musical” ist nun also noch bis Oktober ein absoluter Broadway-Hit zu erleben, erstmals in Deutschland und erstmals überhaupt in übersetzter Adaption.
Die zunächst in sieben Trailern von Los Angeles nach Houston gefahrenen, dann in acht Schiffscontainern nach Hamburg verschifften Kulissen sind gut gelungen, bestens zur Handlung passend, die am Ende des 18. Jahrhunderts spielt und sich knapp ins 19. zieht, dort ein dramatisches Ende findet.
Doch zunächst einmal werden wir Zeuge, wie Alexander Hamilton als karibischer Einwanderer in den USA landet, wo er dann in New York mit viel Esprit, Intelligenz, Selbstbewusstsein und Geschick immer weiter aufsteigt. Er schafft es – durchaus argwöhnisch und mit Neid beobachtet, selbst von Weggefährten – zum Adjutanten George Washingtons, heiratet in eine wohlbetuchte, angesehene Familie ein, kämpft im Unabhängigkeitskrieg gegen die Engländer, schreibt später an der neuen Verfassung mit und wird erster Finanzminister der USA, wo er das System entscheidend mitprägt.
Hamiltons Geschichte ist spektakulär und bietet wahrlich viel Material für eine Musical-Umsetzung. Die erste deutschsprachige Adaption ist sehr gut gelungen und beschert im Pool der aktuell und auch in den letzten Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum dargebotenen Musicals mit seiner musikalischen Fusion mal etwas ganz anderes, weiß in jedem Fall gut zu unterhalten.
Die vielen Songs kommen abwechslungsreich daher und dürften allen gut gefallen, die HipHop nicht abgeneigt sind, der prägend wirkt. Stilistisch wird aber viel geboten und so gibt es auch viele soulige Passagen, ebenso wie orchestral begleitete Musical-Momente.
Wir besuchten die Abendvorstellung am Samstag, dem 19. August 2023. In der Hauptrolle wusste Benét Monteiro zu gefallen, den wir eineinhalb Jahre zuvor in gleicher Stadt noch als Kristoff in “Disneys DIE EISKÖNIGIN – Das Musical” (lies Informationen und eine Showkritik hier) sahen. Auch Vic Anthony machte an unserem Showabend seine Sache als Ersatz von Gino Emnes als Aaron Burr gut, stimmlich wurden beide allerdings von Charles Simmons als George Washington, Daniel Dodd-Ellis als Marquis de Lafayette sowie Thomas Jefferson und REDCHILD als Hercules Mulligan sowie James Madison doch ausgestochen, die alle drei absolut zu überzeugen wussten.
Bei den Hauptdarstellerinnen ging es ähnlich zu. Ivy Quainoo ist hier vielleicht der bekannteste Name und die erste Siegerin der TV-Gesangsshow “The Voice of Germany” (2012) spielte auch engagiert und sang sauber, ihrer Darstellung fehlte es allerdings etwas an Ausstrahlung, und stimmlich wurde sie von der ihre Schwester verkörpernden Chasity Crisp eindeutig übertroffen – und auch Mae Ann Jorolan fiel in ihren Rollen als Peggy Schuyler und Maria Reynolds, der Geliebten von Hamilton, noch positiver auf.
Nicht vergessen werden darf Duncan W. Saul, der als Ersatz von Jan Kersjes die Rolle von King Georg III hervorragend ausfüllte und mit guter Stimme, toller Mimik und Humor so einigen Applaus erhielt. Generell war die Stimmung im Saal gut und man merkte, dass die musikalische Mischung vielleicht unüblich in deutschen Musical-Theatern ist, aber durchaus zu packen weiß.
Wenn die Spielzeit von “Hamilton – Das Musical” nun nicht über den Oktober 2023 hinaus verlängert wurde, dann liegt das vermutlich daran, dass Alexander Hamilton als Figur hierzulande nicht genug Interesse wecken konnte, wobei man ja gleichzeitig auch andere historisch wichtige Figuren miterlebt. Ein Besuch lohnt sich aber in jedem Fall, vor allem für die, die Musical-Lieder und HipHop mögen, denn hier können sie die spannende, unterhaltsame Fusion mit einer interessanten Geschichte in guten Kulissen nun noch erleben, und einige sehr feine Choreografien sieht man ebenfalls.