Geschichte des Musicals
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Kritik zur Vorstellung am 16. Mai 2015
Wenn man das Stage Musical Theater am Potsdamer Platz betritt und sich ein Ost-West-Musical anschaut, dann passt dies natürlich bestens und man hat das Gefühl, das Musical würde auch nur genau hier bestens funktionieren, wo man Geschichte förmlich noch atmen kann. Der Innenraum ist ganz in Rot gehalten und nicht sonderlich feierlich gestaltet, aber positiv zu erwähnen sind die gemütlichen Sitze und die Geräumigkeit, ausreichend Beinfreiheit wird ja leider sonst nicht überall geboten.
“Hinterm Horizont” ist natürlich, und das weiß man ja vorher, kein Musical im Stil der großen Klassiker, bei denen ein Orchester aus dem Theatergraben für bombastische Untermalung großer, extra für das Musical geschriebener Lieder sorgt. Hier geht es um die Ost-West-Spannungen der 80er-Jahre bis hin zum erlösenden Mauerfall und um die Romanze zwischen Rocksänger Udo Lindenberg und ein FDJ-Mädchen aus Ost-Berlin. Die Geschichte wurde von Thomas Brussig rund um die existierenden, wirklich guten Lieder von Udo Lindenberg sehr geschickt geschrieben, auch wie erwartet und erhofft mit einer guten Portion Humor – und von Regisseur Ulrich Waller bestens umgesetzt.
Das Bühnenbild ist nicht unbedingt das aufwändigste aller Zeiten, aber doch gut, vom überdimensionalen Hut über die triste Ost-Wohnung bis zu Mauer-Ambiente. Die Idee, reale Szenen hier und dort per Video einzuspielen, geht gut auf – das Ganze ist eine Bereicherung und verleiht noch mehr historischen Geist, auch wenn vieles der Story natürlich nicht der Realität entspricht. Trotzdem verleiht die Tatsache, dass Udo sich ja wirklich in ein Mädchen aus Ost-Berlin verguckt hatte, der Geschichte natürlich den Stempel “basierend auf wahren Erignissen”.
Rund 30 Darsteller stehen in jeder Vorstellung auf der Bühne – und diese wurden offensichtlich gut ausgewählt. In unserer Vorstellung sahen wir mit Alex Melcher als Udo und Eve Rades als junge Jessy nämlich “nur” die alternierende Besetzung, die beiden machten ihr Ding aber wirklich gut, ebenso Anja Pahl als ältere Jessy (die eigentlich Jessys Mutter spielt), Sebastian Achilles als Elmar oder Johannes Huth als Steve (auch wenn wir hier gerne Kurosch Abbasi gesehen hätten). Gut waren auch Thomas Schumann als Jessys Vater und Rainer Brandt in der viel bejubelten Rolle des Ministers. Gesanglich muss bei diesem Musical nicht ganz großes Kino aufgeboten werden, aber das was wir hörten, war gut. Auch in puncto Choreografien gab es einiges zu sehen, was Freude bereitete.
Fazit: “Hinterm Horizont” ist nicht nur für Fans von Udo Lindenberg ein Musical, dass man sich in Berlin gut anschauen kann und bei dem man am Potsdamer Platz noch zusätzlich Geschichte konsumieren kann, zu guten Songs eines der besten deutschen Künstler.