“Best Of Musical” (2004)
Für alle Musical-Freunde hält die Muttergesellschaft der großen Musicals – die Stage Holding – dieses Jahr ein besonderes Schmankerl bereit. Unter dem Motto “Best Of Musical” bieten wahre Stars der Szene in einer Gala Highlights aus verschiedenen Produktionen dar, unterstützt von einem 30 Musiker umfassenden Live-Orchester, rund 30 Tänzern und Chorsängern. Von Freitag, dem 12. November, bis Sonntag, dem 14. November, ist diese besondere Gala in der Kölner Kölnarena zu sehen – wir besuchten wie Vorpremiere am 11. November.
Während in der Altstadt die Narren die Karnevalszeit begrüßten, fanden sich viele Musical-Fans in der Kölnarena ein, um sich dieses seltene Staraufgebot und einmalige Programm nicht entgehen zu lassen. Der Unterring war komplett ausverkauft, selbst im Oberring saßen noch einige Zuschauer. Moderiert wurde der Abend von Sebastian Deyle, Schwarm vieler Mädels und sicher vor allem vieler Schwiegermütter. Einigen mag er zu brav und glatt sein, einmal mehr konnte er aber hier beweisen, dass er durchaus Talent besitzt – war die Moderation auch hier und da bei der Vorpremiere noch etwas steif, spätestens als Deyle zum Schluss Keyboard spielte und sang, hatte er die Herzen des Publikums erreicht. Eröffnet wurde der Abend durch die Ouvertüre aus “Gypsy” und “On Broadway” aus “Smokey Joe’s Café” auf schmissige, choreografieorientierte Art und Weise, bevor das erste Solo anstand.
Maricel überzeugte mit dem schönen “Nur für mich” aus “Les Misérables”, welches sie vielleicht sogar besser sang, als man es erwarten konnte. Die Rolle der Eponine passte jedenfalls besser zu ihr als später die der Sarah in “Tanz der Vampire”, wo sie gegen Graf von Krolock Felix Martin etwas abfiel. Aus dem tollen Musical “Aida” von Elton John und Tim Rice gab es gleich drei Stücke zu hören – mit Ana Milva Gomez als Aida im Mittelpunkt. Die hübsche Sängerin gefiel durch guten Gesang, konnte aber nicht die stolze Ausstrahlung der letzten und gerade abgelösten Essener Hauptdarstellerin Florence Kasumba erreichen – trotzdem sehr schön. Dann kam “Das Phantom der Oper” zum Zug – in Gestalt von Carolin Fortenbacher und Uwe Kröger. Wie immer wurde natürlich vor allem Uwe Kröger, der wohl bekannteste deutsche Musical-Star, umjubelt – nicht zum letzten Mal an diesem Abend.
Nach dem soliden “Totale Finsternis” aus “Tanz der Vampire” und dem etwas deplatziert wirkenden “Copacabana”-Titelstück erschien wieder Uwe Kröger, in seiner Paraderolle als Tod in “Elisabeth”, dem vielleicht schönsten und besten Musical der letzten Jahre. Sein “Der letzte Tanz” sang er gewohnt gut. Im folgte Jasna Ivir als etwas stämmige Version der Kaiserin Elisabeth mit “Ich gehör nur mir”, welches sie gut sang, allerdings nicht mit der Klasse einer Maya Hakvoort, die in Wien begeistert. Immer wieder schön, diese Titel zu hören – man kann sich schon auf die Inszenierung in Stuttgart ab April 2005 freuen. Es folgte das Titelstück aus “42nd Street” als Mischung aus Isabel Dörflers Gesang und flotten, tollen Tanzeinlagen. Isabel Dörfler fiel generell als eine der herausstechenden Sängerinnen und Darstellerinnen auf, wusste später auch mit dem Titelstück aus “Cabaret” zu überzeugen. Es folgten solide Performances von Carolin Fortenbacher mit “Erinnerung” aus “Cats” und Bernie Blanks im Duett mit Lothair Eaton bei der “Starlight Sequence” aus “Starlight Express”, bevor man mit drei im Medley vorgetragenen Songs aus “Mamma Mia!” schwungvoll in die Pause geschickt wurde. Hierbei übrigens schien Carolin Fortenbacher so richtig in ihrem Element, kam so richtig aus sich heraus.
Der zweite Akt wurde mit zwei stark vorgetragenen Stücken aus dem erfolgreichen “Disneys Der König der Löwen” eröffnet, “Der ewige Kreis” und “Kann es wirklich Liebe sein?”. Dann wurde ein Moment lang dem Nachwuchs die Aufmerksamkeit geschenkt – Tänzer und Sänger aus der TV-Show “Stage Fever” kamen für einen Song auf die Bühne. Es folgte Felix Martin als Frank-N-Furter mit “Sweet Transvestite” aus der Rocky Horror Show – vom Publikum umhubelt, aber bei weitem nicht so gut wie zum Beispiel Tim Curry in der Filmversion, und auch etwas zu sehr auf lustig getrimmt. Viel überzeugender zeigte sich Felix Martin als Graf von Krolock im ersten Akt oder später nach den stark vorgetragenen Titelstücken aus “Hello, Dolly!” und “Cabaret” als D’Artagnan in “Die 3 Musketiere”.
Einer der spannendsten und sicherlich meisterwartetsten Momente des Abends war gekommen, als gleich vier Stücke aus dem im April 2005 im Berliner Theater des Westens erstmals in Deutschland startenden Musical um die drei Musketiere zu hören waren. Und diese machten Lust auf mehr, mit guten Melodien und einer Mischung aus fetzigen und balladesken Momenten – und nirgendwo anders als bei dieser Gala wird man wohl Felix Martin, Uwe Kröger, Drew Sarich, Joshua Denning, Carolin Fortenbacher und Maricel in diesen Rollen zusammen sehen. Es folgte der erste große Moment von Sebastian Deyle, als er “Komm und wags mit mir” aus “Mamma Mia!” zusammen mit Jasna Ivir sang, allerdings etwas witzsuchend eingeleitet.
Noch weiter vorausschauend wurde es dann ganz zum Schluss des offiziellen Programms. Im Jahr 2006 soll das Musical “Wind Of Change” mit Liedern der Scorpions in Berlin Debüt feiern – hier gab es nun bereits zwei Songs zu sehen, “Rock You Like A Hurricane” mit einer fetzigen Tanzperformance und Drew Sarich mit tollem Gesang und Gitarrenspiel, sowie natürlich das Titelstück, auf Deutsch “Wenn der Wind sich dreht”. Sehr interessantes Projekt um eine deutsch-deutsche Geschichte und den Mauerfall. Dann war es vorbei – eigentlich – und das Publikum war sichtlich begeistert von diesem Gala-Abend, der jeden Musical-Freund zufrieden gestellt haben dürfte. Auch den Stars glaubte man anzusehen, dass ihnen der Abend Spaß bereitet hatte, und so gab es noch die Queen-Songs “We Will Rock You” und “We Are The Champions” als Zugaben. Klasse Gala – sollte es jedes Jahr geben.