Alison Moyet
“Key”
(CD, Cooking Vinyl, 2024)
1984 war es, als die vorher an der Seite des bei Depeche Mode ausgestiegenen Vince Clarke mit dem Synthie-Pop-Duo Yazoo bereits erfolgreiche Alison Moyet ihre Solo-Karriere startete. Durch die gemeinsamen Hit-Singles “Only You”, “Don’t Go” und “Nobody’s Diary” aus den Jahren 1982 und 1983 kannte jeder ihre Stimme, aber sie war mehr als diese, hatte auch etwa die Hälfte der gemeinsamen Songs geschrieben. Auf Grund künstlerischer Differenzen war dann aber trotz zwei mit Platz 2 und 1 der Charts in Großbritannien sehr erfolgreicher Alben auch schon wieder Schluss und die 1961 geborene Künstlerin arbeitete an ihrer Solokarriere.
Ihr Debütalbum “Alf” erschien im November 1984 und erreichte direkt Rang 1 der UK-Charts, nachdem mit “Love Resurrection” und “All Cried Out” vorher schon zwei Singles in die Top Ten gestürmt waren. Mit “Raindancing” folgte ein weiteres bestens chartendes Album (1987, Platz 2), und auch ihr sechstes Album “Voice” (2004) und ihr achtes “The Minutes” (2013) kletterten in die britischen Top Ten, wo sich auch die Singles “That Ole Devil Called Love” (1985, #2), “Is This Love?” (1986, #3), “Weak In The Presence Of Beauty” (1987, #6) und “Love Letters” (1987, #4) wiederfanden.
Sieben Jahre nach ihrem neunten Longplayer “Other” (2017) feiert Alison Moyet ihr 40-jähriges Solo-Jubiläum nun nicht nur mit der erfolgreichen Podcast-Serie “40 Moyet Moments”, sondern vor allem mit dem Album “Key” – und da diese Rezension verspätet erscheint, wissen wir bereits, dass sie sich über eine weitere Top-Ten-Platzierung in der Heimat freuen durfte, wo Rang 8 erreicht wurde.
Nachdem sich Alison im Anschluss an ihren 2017er-Longplayer erst einmal einem Studium von Fine Art Printmaking BA an der Brighton University widmete, das sie 2023 mit einem erstklassigen Diplom abschloss, gestaltete sie das Albumcover auch direkt selbst, prägt die Scheibe aber vor allem natürlich mit ihrer unverwechselbaren Stimme, die nichts von ihrer Brillanz eingebüßt hat.
Auf den 74 Minuten des Albums findet man 18 Tracks, wobei es sich hierbei größtenteils um Neuinterpretationen von Songs aus ihrer Solo-Karriere handelt, die sie mit ihrem Produzenten, Arrangeur und musikalischen Leiter Sean McGhee erarbeitet hat, ergänzt durch zwei brandneue Stücke.
Im Juni machte Moyet gleich mit zwei Stücken Appetit auf “Key”, als sie zeitgleich ihren 40 Jahre alten Hit “All Cried Out” in einer guten Neuinterpretation und als neues Stück das im Midtempo zwischen Pop und sanftem Rock gelungen daher kommende, zusammen mit McGhee und dem Suede-Gitarristen Richard Oakes geschriebene “Such Small Ale” bot.
Beide Songs zeigten schon verschiedene Facetten des Albums, ist es doch mal reizvoll akzentuierter und eher reduziert als pompös angerichteter Synthiepop im modernen Gewand, den wir hören, mal aber sind es auch organischer klingende Lieder, bei denen Piano, Gitarre und weniger nach Drumcomputer klingende Rhythmen ins Ohr wandern.
Die Auswahl der Stücke überzeugt, geht es Alison doch hier nicht darum, vor allem alte Hits aufzuwärmen und so wieder in die Radios und Ohren vorzudringen. Nein, von den oben genannten Top-Ten-Singles findet man lediglich direkt als zweiten Track besagtes “All Cried Out”, als zweitletzten “Love Resurrection”, der eine tanzbare Synthiepop-Nummer geblieben ist und auch so natürlich gerne genommen wird, und das damals flotte “Is This Love?” hervorragend neu aufbereitet als sanfte, sphärische Ballade.
Diese Songs sind auch heute und in den neuen Versionen noch Ohrwürmer, die anderen von früher aber hat sie ausgespart. Lieber hat sie sich an Fanfavoriten und eigene Lieblingssongs gemacht, die nun mal elektronischer wie das hypnotisch eröffnende “Where Hides Sleep”, das wunderbar fließende “Can’t Say It Like I Mean It”, das gemütliche “Tongue Tied” oder das verhalten antreibende, mit funky Licks gewürzte “All Signs Of Life” daher kommen, mal organischer wie die schwungvolle Popnummer “My Best Day”, das im Midtempo etwas druckvollere “So Am I”, das ins Uptempo driftende, betörende “More”, die zarte, mit Piano und akustischer Gitarre arrangierte Ballade “Filigree” oder das auch sehr anständige “The Impervious Me” als zweite neue Nummer.
Mit “My Right Arm” gibt es auch eine leicht progressiver anmutende Elektronummer, während das auf Flächen und Elektrobass gesetzte, mit zarten Gitarrentönen verzierte “World Without End” und die Power-Ballade “This House” den Fokus wieder deutlich mehr auf den Gesang setzen. Und die Stimme von Alison Moyet ist nach wie vor einfach nur herausragend, weiß manches Mal immernoch Gänsehaut zu erzeugen. Ein sehr schönes Album, das man immer wieder gerne durchhört.
Hier ist Alison Moyet im Rahmen ihrer Welttournee – ihrer ersten Headliner-Tour seit 2017, bei der die Konzerte in Großbritannien, Irland, den Niederlanden und Dänemark bereits komplett ausverkauft sind – live bei uns zu erleben:
03.04.2025 Hamburg, Große Freiheit 36
11.04.2025 Köln, Carlswerk Victoria
13.04.2025 Frankfurt, Batschkapp
14.04.2025 Berlin, Huxleys Neue Welt
www.alisonmoyetmusic.com
facebook.com/AlisonMoyet
instagram.com/alisonmoyetofficial
Bewertung: 9 von 10 Punkten
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