Home MusikCD-Rezensionen Billy Talent bescheren ein weiteres starkes, musikalisch wie inhaltlich abwechslungsreiches, oft packendes Album

Billy Talent bescheren ein weiteres starkes, musikalisch wie inhaltlich abwechslungsreiches, oft packendes Album

Autor: Tobi

Billy Talent "Crisis Of Faith"

Billy Talent

“Crisis Of Faith”

(CD, Warner Music, 2022)

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Nachdem sich Billy Talent in den letzten mehr als 20 Jahren zu einer der erfolgreichsten kanadischen Bands gemausert haben und auch in Deutschland riesige Erfolge feiern konnten, schließlich wurden alleine hierzulande 1,3 ihrer fast 3 Millionen verkauften Longplayer abgesetzt, legen die Rocker aus Ontario nun ihr sechstes Album “Crisis Of Faith” vor.

Es ist aber nicht immer nur die Musik, mit der Sänger Benjamin Kowalewicz, Gitarrist Ian D’Sa, Bassist Jonathan Gallant und Drummer Jordan Hastings sowie der krankheitsbedingt ausfallende, aber noch zum Line-Up zählende Schlagzeuger Aaron Solowoniuk von sich Reden machen. So riefen sie zuletzt den Billy Talent Charity Trust ins Leben, um damit verstärkt Organisationen zu unterstützen, von deren Aktivitäten sie überzeugt sind.

Billy Talent (© Dustin Rabin)

(© Dustin Rabin)

Bereits mit dem Opener “Forgiveness I + II” wissen uns die Kanadier zu begeistern, der nach knapp vier treibenden, gut abrockenden und hierbei aber auch groovigen Minuten ins gemächliche Tempo wechselt und mit einer Fusion aus Pop, Jazz, Big Band und elektronischem Chillout noch drei sehr entspannte Minuten spendiert.

Nun ist es nicht so, dass man diesen Ausklang nicht erwarten konnte, haben Billy Talent doch “Forgiveness I” Ende 2019 bereits als Teil 1 eines episodischen Films veröffentlicht, gedreht vom kanadischen Filmemacher Michael Maxxis, mit den UFC-Kämpfern Rose Namajunas und Donald “Cowboy” Cerrone, die in einer Wüstenlandschaft mit Reitern und Sklaven aufeinander treffen. Der zweite Teil erschien kurz darauf – ebenso wie die Musik aus diesen beiden Episoden als ein packendes Stück, wie man es hier vorfindet.

Im Januar 2020 folgte “Reckless Paradise”, das dann drei Monate später als Soundtrack zum dritten Teil des Films werden sollte. Klanglich gab es hier keine Überraschungen, in typischer Billy-Talent-Manier wurde flott und punkig abgerockt, mit melodischem Gesang von Frontmann Benjamin Kowalewicz.

Inhaltlich ging es hierbei politisch zu, schreit die krachige Nummer doch nach Veränderung: “I know that something has to change, we got lost along the way. Your thoughts and prayers can’t fix the pain, ’cause we’re falling down again.”

Auf den 37 Minuten des Albums, das von Gitarrist und Haupt-Songwriter Ian produziert wurde, finden sich insgesamt zehn Tracks. Nach den genannten folgt dann mit dem ebenfalls kraftvoll abrockenden “I Beg To Differ (This Will Get Better)” auch direkt ein weiterer Vorbote, der im April 2020 veröffentlicht wurde und dessen Video im YouTube-Kanal der Band ebenfalls in der “Forgiveness Series” eingeordnet wurde, auch wenn es sich um einen Lyric-Clip handelt.

Textlich geht es hier etwas optimistischer zu, wenn es heißt “When you feel so lost, that you don’t belong, well I beg to differ, as time goes on this will get better. And you can’t go wrong if your will is strong, enough under pressure, as time goes on this will get better, this will get better.” Zeit heilt die Wunden – und falls man vorher Hilfe benötigen sollte listete die Band Seelsorge-Hotlines vieler Länder im Text zum Video auf.

Mit dem im Midtempo angerichteten “End Of Me” erschien im September 2021 dann der erste Song der Bandhistorie überhaupt mit einem Gast, und hierbei handelte es sich um keinen Geringeren als Weezer-Frontmann Rivers Cuomo.

Die Band erklärte hierzu: “Für uns schließt sich damit ein Kreis. Wir haben Weezer seit dem ‘Blue Album’ bewundert und sind Fans. Bevor wir einen Titel hatten, hieß dieser Song ursprünglich ‘Hendrix+Weezer’, daher lag es praktisch auf der Hand, dass wir Rivers fragten, ob er darauf mitsingen will. Der Song enthält die Essenz des 90er-Jahre Alternative Rocks, der für uns als Band eine enorm prägende und einflussreiche Zeit war. Wir sind stolz auf den Song und sehr glücklich, dass Rivers ein Teil davon ist.”

Im Januar 2022 gab es schließlich mit dem flotten, griffigen und geradlinigen Eineinhalbminüter “Judged” noch einen letzte Vorab-Track aus dem neuen Album, das mit sehr gutem Rocksound daher kommt, im bandeigenen Studio in Toronto aufgenommen und von Chris Lord-Alge abgemischt.

Bleiben also nur noch fünf Tracks, die man nicht kennt. Das mit ergänzenden Streichern angerichtete “The Wolf” weiß als Power-Ballade zu gefallen, “Reactor” treibt im Midtempo an, “Hanging Out With All The Wrong People” kommt mal ruhiger und grooy angerichtet daher, mal druckvoll. Den Abschluss bilden das im Tempo wieder anziehende “One Less Problem” und das gut gemachte Liebeslied “For You”, das in seiner rockigen Machart dann auch noch einmal Streicher im Hintergrund mit auffährt. Ein weiteres starkes, musikalisch wie inhaltlich abwechslungsreiches, oft packendes Album von Billy Talent.

www.billytalent.com
facebook.com/billytalent

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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