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Complete Mountain Almanac bezaubern auf ihrem Debütalbum mit schönen, ruhigen Stücken voller Atmosphäre

Autor: Tobi

Complete Mountain Almanac "Complete Mountain Almanac"

Complete Mountain Almanac

“Complete Mountain Almanac”

(CD, Bella Union, 2023)

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Wenn Complete Mountain Almanac ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlichen, dann handelt es sich folgerichtig um eine neue Formation, und doch kennt man die männliche Häfte des Quartetts bereits, handelt es sich hierbei doch um Aaron und Bryce Dessner von der amerikanischen Indie-Rock-Band The National.

Angeführt wird das Projekt allerdings von der in Norwegen geborenen und in Schweden lebenden Sängerin und Komponistin Rebekka Karijord, die bereits einige Soloalben veröffentlicht hat und darüber hinaus auch schon Filmmusik erschaffen hat, z.B. für die Doku “I am Greta”. Partnerin an ihrer Seite ist die in den USA geborene und in Italien lebende Jessica Dessner, Dichterin, Tänzerin und Multimedia-Künstlerin, die die gesamten Texte für das Album geschrieben hat. Und ja, der Nachname lässt es erahnen, sie ist die ältere Schwester von Aaron und Bryce, die mit ins Boot geholt wurden.

Complete Mountain Almanac (© Olof Grind)

(© Olof Grind)

Irgendwann in den späten 2000er-Jahren lernten sich die Frauen in Brooklyn durch einen gemeinsamen Freund kennen und verstanden sich auf Anhieb – auch wenn keine der beiden ahnte, wie tief ihre Freundschaft in den darauffolgenden Jahren wachsen würde. “We’re two different people with different stories, but somehow they entwine in a very trustful way”, erzählt Rebekka.

Als sie die Idee hatte, ein auf die Natur fokussiertes Album über den Lauf der Jahrszeiten zu schreiben, das eine Bandbreite von organischen Gefühlen und Stimmungen vermitteln sollte, fielen ihr Jessicas Gedichte als Inspirationsquelle ein. “Around 2016, I started to work on this idea about making a record about the 12 months of the year — it would be 12 pieces about nature and climate change”, erklärt Rebekka. “I thought it would be an instrumental record, but I soon felt the subject was too massive to write about in an abstract way. I write lyrics, but for this project, I felt like ‘No, I don’t want to write these lyrics myself’. Jessica was my #1 choice.”

Als Jessica dann 2017 mit einer Brustkrebs-Diagnose konfrontiert wurde, führte dies zuerst zwar zu einem Stillstand des Projekts, später aber dann, als sie wieder kreativ tätig wurde, ließ sie das eigene Schicksal und ihre Gefühle mit einfließen, und sie war überrascht, wie gut das Ergebnis zu diesen passte. “For me, I knew there was a risk in handing the poetry over to Rebekka”, sagt Jessica. “That it might not get developed into something that could meet what I feel or how I connect to the writing — but to say that it’s gone so far beyond that is an understatement on my part. I could not believe how perfectly and deeply Rebekka met the original intention behind the writing with music. It’s just been an incredible process.”

In ihrem schwedischen Studio erarbeitete Rebekka auf Jessicas Manuskripten basierend 15 Demos, die ihr naturbezogenes Konzept mit Jessicas Erfahrungen der Genesung von der Krankheit verbanden. Von diesen sehr angetan spielte Jessica sie ihren Brüdern vor. “There’s a history of me playing stuff for my brothers that they haven’t heard or that I want them to like. They sat down and I knew instantly that they loved it, because I just know them so well — their whole body language shifts. And of course, the nature and the context of the project is also important for them.” Also entschieden sich die Jungs, mit einzusteigen.

In den Pariser St. Germain Studios haben Rebekka und die drei Dessners ein Album mit zwölf sehr schönen und atmosphärischen, ruhig basierten Stücken aufgenommen, und zu sechs von diesen hat das Malmö Symphonic Orchestra von Bryce geschriebene Streicherarrangements ergänzend eingespielt. Nicht nur die Anzahl der Songs entspricht hierbei den Monaten, sie sind auch nach selbigen betitelt.

Von “January” bis “December” nimmt uns das Album mit durch das Jahr und die Natur in seinem Wandel, aber auch durch die Höhen und Tiefen eines menschlichen Lebens, von Euphorie bis zur Zerbrechlichkeit, von Kraft bis zur Angeschlagenheit. “I need you to wake up” singt Rebekka zu Akustikgitarren eindringlich im wundervollen, zerbrechlichen Opener, der aber auch direkt das Krankheitsthema aufgreift: “I’m leaving the terrestrial body gathered around the notorious void, a feeling in which I live what necessitates these drifting shapes of illness?”

Ähnlich auf Folk-beeinflusste Akustik fokussiert kommen die Singleauskopplung “May”, das ruhige “July”, das etwas mehr ins Midtempo gleitende “August” und die bestens abschließenden “November” und “December” daher. Musikalisch wird aber, selbst wenn der Grundtton immer ein verhaltener bleibt, durchaus auch Abwechslung geboten. “February” kommt mit Stakkatoanleihen daher, die sich ebenso wie die Streicherergänzung in ihrer Intensität steigern, “March” und “October” bauen auf atmosphärische Flächenklänge, “June” setzt auf Piano – und beim düsteren “April” erklingen sogar mal etwas verhaltene E-Gitarre und stellenweise antreibende, rhythmische Elemente zu Rebekkas toller Stimme, die hier dann auch mal energischer anmutet.

Complete Mountain Almanac ist ein wunderschönes Debütalbum gelungen, das zu bezaubern weiß und sich hervorragend durchhören lässt, was man auch immer wieder machen möchte. Und wenn in “December” dann in “Birth, old age, sickness and death, the four seasons, live all four of these and you can say you lived” Krankheit als normaler Teil eines jeden Lebens beschrieben wird, möchte man die kurz vorher gestellte Frage “Will I become an old woman?” nur positiv beantwortet wissen, für Jessica wie auch alle anderen, die einen Heilungsprozess durchlaufen mussten oder müssen.

www.completemountainalmanac.com
facebook.com/completemountainalmanac

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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