Home MusikCD-Rezensionen Cypress Hill bieten auf ihrem zehnten Album starken HipHop

Cypress Hill bieten auf ihrem zehnten Album starken HipHop

Autor: Tobi

Cypress Hill "Back In Black"

Cypress Hill

“Back In Black”

(CD, BMG Rights Management, 2022)

Jetzt bestellen bei Amazon.de


Mehr als 30 Jahre nach ihrem selbstbetitelten Debüt legen Cypress Hill mit “Back In Black” ihr zehntes Album vor. Nachdem ihr letzter Longplayer “Elephants On Acid” 2018 nach acht Jahren Pause trotz viel Kritikerlobs nicht an alte Erfolge anknüpfen konnte, haben sie die neue Scheibe mit dem in Detroit ansässigen Produzenten und Rapper Black Milk (Slum Village, Lloyd Banks, Pharoahe Monch) erarbeitet.

“Dieses Album stellt die Rückkehr zu unseren Wurzeln dar”, erklärt Sen Dog. “Schon damals waren wir stolze HipHopper – und wir haben alles gesehen und alles erlebt. Wir sind stolz darauf, ein Teil der HipHop-Industrie zu sein. Unser Ziel war, eine direkte HipHop-Verbindung einzugehen.”

Cypress Hill (© Eitan Miskevich)

(© Eitan Miskevich)

Als Teil der HipHop-Kultur sind Cypress Hill nicht wegzudenken. Hierbei stehen sie für weit mehr als öffentlich ausgelebte Vorliebe für Cannabis und Songs a la “Dr. Greenthumb”, wurden für drei Grammy-Awards nominiert, errappten sich einen Stern auf Hollywoods legendärem Walk Of Fame und verkauften mehr als neun Millionen Alben.

Zusammen mit B-Real und DJ Muggs hat Sen Dog zehn Songs aufgenommen, die wieder all das bieten, wofür man die aus dem kalifornischen South Gate stammenden Jungs so liebt und weswegen sie bis heute immer noch extrem angesagt sind – es sei denn, man mochte ihre Verschmelzungen mit Rockmusik, diese findet man nämlich nicht. Hier regiert rein der Rap, auch wenn in der düster pumpend treibenden Single “Bye Bye” mit Gast Dizzy Wright, der einen Vers über den Preis der Gewalt beisteuert, mal einige knarzige Töne mit eingebracht werden, die aber eher elektronischer Natur sind.

Mit 33 Minuten ist “Back In Black” nicht sonderlich lang geworden, aber dafür sehr gut, und ganz bewusst entschieden sich Cypress Hill in Zeiten, wo das Album-Format immer mehr in den Hintergrund tritt, für einen Longplayer. “Wenn man Musik macht, will man nicht nur einen einzigen Song veröffentlichen”, so B-Real. “Man will ein ganzes Album rausbringen, auf dem man den Leuten die ganze Palette seines Könnens präsentiert und seine Vielseitigkeit. Eine Platte, auf der man das Publikum fesseln will. Das ist zwar auch mit einem einzigen Song möglich, aber ein Album ist wie eine Reise. Man muss sich einfach auf den ganzen Trip einlassen. Es war immer unser Anliegen, die Leute mit auf eine Reise zu nehmen. Eine echte Achterbahnfahrt, wenn man es so ausdrücken will. Das geht nur mit einem echten Album.”

Im März 2021 bereits, also ein ganzes Jahr vor Erscheinen des Longplayers, wurde das hypnotisch getragen mit der bandtypischen Dual-Vocal-Dynamik im Midtempo daher kommende “Champion Sound” als erster Vorbote ins Feld geworfen – und Gamer kannten den Track schon vorher, war er doch auch auf dem Soundtrack des Spiels “R.B.I. Baseball 21” zu hören ist, dem achten Teil der “R.B.I.”-Franchise, die von der Major League Baseball entwickelt wurde.

Im Oktober dann wurde das mit fett pumpenden Drums und zwirbelndem Bass zum Kopfnicker gemachte “Open Ya Mind” veröffentlicht, und hier setzen sich B-Real und Sen Dog für die Aufklärung über und Legalisierung von Cannabis ein. “Wir können offen übers Rauchen reden, dennoch gibt es da draußen eine Menge Leute, die noch großen Aufklärungsbedarf haben”, erläutert B-Real. “Obwohl sich die ganze Szene weiterentwickelt und zu dem geworden ist, was sie heute ist, gibt es immer noch diverse Schlaglöcher zu überwinden. Es ist in den Vereinigten Staaten nicht auf Bundesebene legal. Hier in Kalifornien und in einigen anderen Staaten ist es erlaubt, trotzdem gibt es von staatlicher Seite noch jede Menge Hürden zu überwinden. Viele von uns setzen sich mit Nachdruck dafür ein, unsere Interessen auf Bundesebene anerkennen zu lassen. Es gibt immer noch jede Menge Arbeit zu tun – wir bleiben weiterhin am Ball.”

Wie bei vielen Tracks von “Back In Black” hören wir hierbei Sen Dog mit der erste Verszeile, was ihm gut gefällt. “Wir haben das nicht allzu oft gemacht”, erklärt er. “Bisher war ich immer erst auf dem zweiten Vers oder auf meinen eigenen Songs zu hören. Es ist ein gutes Gefühl, derjenige zu sein, der den ersten Rhyme auf einem Song rausfeuert.”

Eröffnet wird “Back In Black” vom gemütlich in Schwingung bringenden “Takeover”, das direkt klar macht, dass Cypress Hill zurück sind und das Kommando übernehmen: “This is the return of the Hill, the wait’s over!” Neben Dizzy Wright gibt es noch einen weiteren Feature-Gast, wenn das eingängige “Certified” mit dem in L.A. lebenden Demrick daher kommt – damals noch unter dem Namen Young De war er 2010 bereits bei zwei Tracks des Cypress-Hill-Albums “Rise Up” mit am Start sowie beim Stück “Medicated” auf der 2012er-Kollaborationsscheibe “Cypress X Rusko 01”.

“Open Ya Mind” bleibt nicht der einzige Song über Weed, auch das meditativ betörende “Come With Me” fröhnt dem High-Werden und ist zudem eine Hommage an Tupac Shakur. “Wir waren gut mit ihm befreundet”, berichtet Sen Dog. “Wir kamen nie dazu, einen gemeinsamen Song zu machen. Also erweisen wir ihm nun auf diese Art unseren Respekt.”

Das fließende “The Original” wird von den Live-Percussions von Eric “Bobo” Correa, der ja längst als viertes Bandmitglied angesehen wird, und Scratch-Künsten von Public Enemys DJ Lord veredelt, die ebenfalls beide auf dem sphärisch angehauchten, abschließenden “The Ride” zu hören sind – einem Song, auf dem B-Real eigenen sowie verursachten Schmerz im alten, umbarmherzigen Straßenleben Revue passieren lässt. Ein Leben, das er mit der Musik hinter sich gelassen hat – und doch ist auch in diesem Geschäft vieles fragwürdig. “Ich denke, keiner von uns hätte je damit gerechnet, so erfolgreich zu werden”, erklärt er. “HipHop ist eine ganze Industrie, in der es ziemlich tough zugeht. Alles wird von den Plattenfirmen diktiert und ist vermeintlich das Spielfeld junger Männer. Aber tatsächlich ist es das nicht. Es geht nur darum, wer den Ball hat und wer das Tor trifft.”

Mit dem traditionell auf Beats setzenden “Hit ‘Em” über die Dringlichkeit, niemals einen Gang zurückzuschalten und sich kontinuierlich auf seine Ziele zu konzentrieren, sowie dem düster den eigenen Antrieb, den eingeschlagenen Weg trotz jeglicher Hürden fortzusetzen, thematisierenden “Break Of Dawn” wird die Scheibe komplettiert. “Man muss immer bissig und aggressiv bleiben, und seinen Weg unbeirrt verfolgen. Das muss unbedingt der Plan sein, denn ohne diese Denkweise kommt man sehr nicht weit”, sagt Sen Dog. “Wir haben das alles erlebt. Doch um sich von der Masse abzuheben, muss man ordentlich Gas geben und den Laden am Laufen halten. Oder man landet eben im Straßengraben. Das wollen wir nicht.”

“Back In Black” ist ein gelungenes Album, das Cypress Hill weiter fernab vom Straßengraben halten sollte – es dürfte eher wieder bergauf gehen in ihrer langen Karriere.

cypresshill.com
facebook.com/cypresshill

Bewertung: 8 von 10 Punkten

(MUCKE UND MEHR ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon EU, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann.)

 

Related Articles