Home MusikCD-Rezensionen Depeche Mode veröffentlichen mit “Memento Mori” ihr bestes Album seit mehr als 25 Jahren

Depeche Mode veröffentlichen mit “Memento Mori” ihr bestes Album seit mehr als 25 Jahren

Autor: Tobi


Depeche Mode "Memento Mori"

Depeche Mode

“Memento Mori”

(CD, Columbia Records, 2023)

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Wenn Depeche Mode 2023 mit “Memento Mori” ihr insgesamt 15. Studioalbum veröffentlichen, dann ist dieses bekanntlich ihr erstes als Duo nach dem tragischen Tod von Bandmitgründer Andrew “Fletch” Fletcher im letzten Jahr. Dass dieser mehr gute Seele, Freund und Macher als signifikant prägender Musiker war, das ist jedem Fan bewusst, und so verwundert es nicht, dass Songwriter Martin Gore und Sänger Dave Gahan auch ohne ihn weitermachen.

Wahrlich überraschend und überaus erfreulich hingegen ist, dass den beiden mit dem von James Ford mit Unterstützung von Marta Salogni produzierten Longplayer ihr bester seit sehr sehr langer Zeit gelungen ist. Dies ist nicht nur schön, wenn man die Scheibe hört, hiermit rechtfertigen Depeche Mode auch den übergroßen Hype, der um ihr neues Werk entstanden ist, sehr geschickt aufgebaut mit Verkündung der nun startenden Welt-Tournee, einer sehr guten ersten Vorabsingle, kleinen Warm-Up-Gigs und ausbleibender voriger Pressebemusterung, was die Spannung sehr groß werden ließ und nun dafür sorgt, dass man sich beim Verfassen einer pünktlichen Rezension nicht tagelang ins Material reinhören konnte.

Depeche Mode (© Anton Corbijn)

(© Anton Corbijn)

Für die visuelle Gestaltung des Albums zeichnet einmal mehr der langjährige Kollaborateur und Artwork-Designer Anton Corbijn verantwortlich, der auch das Albumcover von “Memento Mori” gestaltete. Engelsflügel aus weißen Blumen liegen hier auf schwarzem Grund, von sterbenden Engeln, Geistern oder Ertrinken wird gesungen, Erinnerung an die eigene Sterblichkeit betitelt das Album – und doch waren alle Songs bereits vor dem Tod von Fletch geschrieben und sind daher inhaltlich nicht von seinem Ableben geprägt, auch wenn dies natürlich nun bestens passt.

Auf 51 Minuten findet man zwölf neue Songs, die dann auch gleich mal düster atmosphärisch eröffnet werden, wobei “My Cosmos Is Mine”, das als zweite Vorab-Single bereits vertraut ist, durchaus sehr reizvoll daher kommt und auch nicht richtungsweisend für die Stimmung der Scheibe gesehen werden kann.

Mit dem fließenden Midtemposong “Wagging Tongue” hellt sich das Ganze dann etwas auf, und einige Sounds erinnern hier an ältere Zeiten, wobei bereits jetzt vermutet werden kann, dass sich Depeche Mode mit dem neuen Album wieder mehr zu ihren Elektropop-Wurzeln bekennen, was sich im Folgenden bestätigt.

Das als erste Single voraus geschickte, eingängige “Ghosts Again”, dessen Videoclip auch von Anton Corbijn konzipiert und gedreht wurde, hat sich längst zum Ohrwurm gemausert und kommt tanzbar daher. “Für mich fängt ‘Ghosts Again’ das perfekte Gleichgewicht zwischen Melancholie und Freude ein”, erklärt Gahan, und Gore ergänzt: “Es kommt nicht allzu oft vor, dass wir einen Song aufnehmen, den ich mir nicht nur immer und immer wieder anhören kann – ich freue mich auch riesig, ihn mit der Welt teilen zu dürfen.”

Apropos tanzbar – so richtig flotte, energiegeladene Nummern werden auf “Memento Mori” größtenteils ausgespart, was den unweigerlich auch etwas älter gewordenen Protagonisten sicherlich vor allem auf Tour zugute kommen sollte, denn hier bringen ja einige Klassiker dann noch genug Bewegung in Daves Beine und Hüfte. Mit dem im ruhigeren Midtempo angerichteten “Don’t Say You Love Me” folgt direkt das nächste Highlight, mit starker Rhythmuspartie, ergänzenden Streichern und generell toll arrangiertem musikalischem Gewand sowie hervorragendem Gesang von Dave gefangen nehmend. Das voll überzeugende Stück und auch “Ghosts Again” sind übrigens zwei von vieren, die Martin Gore erstmals nicht alleine, sondern zusammen mit Richard Butler von The Psychedelic Furs schrieb – ein fruchtbares Debüt.

Die anderen beiden Titel sind “Caroline’s Monkey” und “My Favourite Stranger”, die trotz Beibehaltung des eher gemächlichen Grundtons etwas mehr Druck machen, ebenso wie “People Are Good”. Bei “My Favourite Stranger” wurden hierbei ebenso wie später dann auch beim energetischsten Song “Never Let Me Go” mal wieder knarzige Elemente eingeflochten, um das elektronische, eher geradlinige Gerüst etwas zu erschüttern. Weitere Stücke, mit denen sich Langzeit-Fans sicher direkt anfreunden können, sind das reizvoll angerichtete, eingängige und ebenfalls mit Streichern gewürzte, ansonsten schön elektronisch blubbernde “Before We Drown” und das von Liebe beseelte “Always You”.

Martin Gore hat natürlich auch wieder einen Song mit dem entspannt vor sich hin fließenden, im Refrain dann leicht aufgerauten “Soul With Me”. Abgeschlossen wird das melancholisch geprägte, aber endlich mal wieder homogen gute Album, das Depeches Modes bestes seit der 1997er-Scheibe “Ultra” darstellt, mit dem lange ruhig getragenen, hinten heraus dann mit Verzerrungen und aufheulenden Klängen aufrüttelnden “Speak To Me”.

Zeitgleich zum Album-Release gehen Depeche Mode auf große Welt-Tournee, ihre erste seit mehr als fünf Jahren. Aufgrund der hohen Nachfrage wurden in vielen Locations Zusatzshows eingeplant. Hier die Daten bei uns:

26. Mai – Leipzig, Leipziger Festwiese
04. Juni – Düsseldorf, Merkur Spiel-Arena
06. Juni – Düsseldorf, Merkur Spiel-Arena
11. Juni – CH-Bern, Stadion Wankdorf
20. Juni – München, Olympiastadion
29. Juni – Frankfurt, Deutsche Bank Park
01. Juli – Frankfurt, Deutsche Bank Park
07. Juli – Berlin, Olympiastadion
09. Juli – Berlin, Olympiastadion
21. Juli – A-Klagenfurt, Wörthersee Stadion

www.depechemode.com
facebook.com/depechemode

Bewertung: 9 von 10 Punkten

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