Derek Smalls
“Smalls Change”
(CD, Twanky Records/BMG, 2018)
“Age is just a number, number ist just a word, and word is just a thing” eröffnet uns Derek Smalls im Intro zu seinem neuen Album “Smalls Change”. Soll heißen: Wen kümmert das Alter! Und so agiert Smalls, bekannt als Bassist der legendären Parodie-Truppe Spinal Tap, die zwischen 1984 und 2009 drei Alben zwischen Rock und Heavy Metal veröffentlichte und diesen dabei mächtig durch den Kakao zog, dann auch.
“Meditations Upon Ageing” ist der passende Untertitel der 60 Minuten, die der 74-jährige Harry Shearer, wie er wirklich heißt, uns auf seinem ersten Solo-Album verabreicht. Die Optik passt bestens dazu, mit langen, strohblonden Haaren zu das Alter entblößendem, grauem Bart und T-Shirts mit Aufschriften wie “Death Kills” – es lebe die Ironie. Natürlich kann das auch in die Hose gehen, aber bei Spinal Tap wurde es wunderbar aufbereitet, und Derek Smalls dekliniert das Ganze auch einwandfrei durch.
Gut, wenn man als Comedian bereits Kultfiguren wie Mr. Burns oder Ned Flanders in der TV-Serie “The Simpsons” seine Stimme lieh und in vielen Komödien mitgespielt hat – zuletzt 2017 in “Wer ist Daddy?” – dann ist der Humor ein ständiger Begleiter. Dass man dann aber auch noch in der Lage ist, beachtliche Musik zu fabrizieren, das ist selten und reiht einen irgendwo bei “Weird Al” Yankovic oder Tenacious D ein.
Damit das Ganze auch dem gewünschten Niveau entspricht, hat Derek alles richtig gemacht und sich für sein Debüt gestandene Musiker wie Peter Frampton, Joe Satriani, Chad Smith, Donald Fagen, Dweezil Zappa, Steve Vai oder Rick Wakeman ins Studio geholt.
Das Ergebnis überzeugt und macht jede Menge Spaß. “Smalls Change” haut dem sich nähernden Greisentum einen in die Magengrube und liefert jede Menge knackige Songs zwischen Rock und Metal, die mit gut gemachten Texten ausgestattet sind, die vor allem natürlich witzig daher kommen. Hierbei geht es nicht nur um die Musik, sondern auch um alltägliche Dinge wie einen durch das Smartphone in der Gesäßtasche unbewusst ausgelösten “Butt Call” (mit witzigen Handygeräuschen).
Natürlich geben die drei Singles “Smalls Change”, “It Don’t Get Old” mit Peter Frampton und Waddy Wachtel sowie “Rock And Roll Transplant” mit Steve Lukather, Jim Keltner und Chad Smith bereits einen guten Eindruck, wo der Spaß-Rock-Hase hier hin läuft, aber auch die anderen Stücke wissen zu gefallen. Dies liegt auch daran, dass es musikalisch alles andere als eindimensional zugeht. Ergänzende Orchester- oder Bläser-Klänge sind zu hören, das Tempo wird variiert, dazu gibt es mit “Gimme Some (More) Money” mal eine Blues-Rock-Nummer, mit “MRI” eine erzählerisch treibende Arztbesuchs-Tortur, mit “Hell Toupee” düstere Musical-Stimmung. Und wenn es abschließend bombastische Erinnerungen an die Zeit “When Men Did Rock” gibt, dann ist das vermutlich nicht mal augenzwinkernd gemeint.
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