Home MusikCD-Rezensionen Peter Doherty beschert mit dem französischen Musiker Frédéric Lo schöne, bedächtige Songs

Peter Doherty beschert mit dem französischen Musiker Frédéric Lo schöne, bedächtige Songs

Autor: Tobi

Peter Doherty & Frédéric Lo "The Fantasy Life of Poetry & Crime"

Peter Doherty & Frédéric Lo

“The Fantasy Life Of Poetry & Crime”

(CD, Strap Originals, 2022)

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Dass man beim Namen Peter “Pete” Doherty zu allererst mal an Skandale wie Besäufnisse, Drogeneskapaden, abgebrochene Konzerte, Schlägereien oder Streitigkeiten mit dem Gesetz denkt, das hat er sich über viele Jahre redlich erarbeitet. Natürlich denken wir aber auch an Musik, und zwar sehr beachtliche. Ob Anfang des neuen Jahrtausends erste Erfolge mit der Band The Libertines, die ihn dann heraus warfen, ob die UK-Top-Ten-Single “For Lovers” mit Wolfman (2004), ob seine folgenden Jahre als Kopf der Babyshambles, zwei Soloalben, eine Libertines-Reunion oder das 2019er-Album “Peter Doherty & The Puta Madres”.

Mit der Keyboarderin aus diesem Bandprojekt, Katia de Vidas, ist Peter seit 2021 verheiratet und lebt mit ihr seit zwei Jahren im französischen Étretat. Nachdem er 2019 noch einmal kräftig für Negativschlagzeilen gesorgt hatte und wegen Kokainkaufs in Paris kurzzeitig hinter Gitter musste, machte Pete einen Entzug und ist, wie man hört, seit Dezember des Jahres in dieser Hinsicht clean. Nun meldet er sich musikalisch zurück und hat mit dem französischen Musiker Frédéric Lo “The Fantasy Life Of Poetry & Crime” aufgenommen – vielleicht der Aufbruch in ein neues, weniger von Problemen belastetes Leben, das man ihm so gönnen würde.

Peter Doherty & Frédéric Lo (© Nicolas Despis)

(© Nicolas Despis)

Peter Doherty beschreibt seine Begegnung mit Frédéric Lo in poetischen Worten: “It was a time of infectious and catchy malady amongst the cauchoise..and throughout the known world..Curiously, after 20 years of sustained intoxication, my own inner populace of demons and creative coalition were doing their own strange dance-off/war of attrition. A new balance of power was forming. A fragile state emerged in a detoxified land. Was this as a backdrop a man in a hat with a guitar on his back did appear in silhouette, high on a Normandy clifftop.I squinted in the late morning sun and put out a shaky hand.. ‘Mr Frederic Lo, I presume..'”

Frédéric Lo führt die Zusammenarbeit mit Peter weiter aus: “I went to find Peter, a year and a half ago, with the intention of asking him to participate in my tribute album to Daniel Darc. The recording went perfectly. Peter’s interpretation gave me chills. The version was beautiful. It was then that Peter asked me to continue working together. So we met again in September. I proposed melodies. Peter would write lyrics to my music, improvise, erase. Then began two months of daily writing and composing. I loved the time spent in this house with Peter, just concentrating on making songs, sitting in the kitchen, with a guitar, a typewriter, oysters, cigars, wine, rum… Some laughter. A few tears too.”

Während des Lockdowns erschufen die beiden zwölf Songs, die wir nun auf den 37 Minuten des Albums zu hören bekommen, und diese kommen sehr schön und bedächtlich daher, ohne Intensität auszusparen. Wenn das Titelstück “The Fantasy Life Of Poetry & Crime” als Opener direkt mit Streichern startet und dann wohlig mit sanften Gitarrenklängen, warmem Bass und verhaltenen Rhythmen fortgeführt wird, zu denen Pete beinahe zurückhaltend singt und sich auch noch gedämpfte Bläser gesellen, dann weiß man schon, dass hier eher kein progressiver Rock geboten wird – schließlich stammt die Musik von Frédéric Lo, während Peter Doherty für alle Texte und den Gesang verantwortlich ist.

Stimmungstechnisch erinnert das ein wenig an das Kollaborationsalbum “Room 29” von Jarvis Cocker und Chilly Gonzales, auch wenn dort natürlich beide komponierten und durch Letzteren Piano eine tragende Rolle spielte. Dieses bleibt aber auch hier nicht außen vor und leitet gleich das folgende “The Epidemiologist” ein, einen ebenso feinen, wenn auch nicht ganz so zurückhaltenden Song, der natürlich auch vom Pandemiegeschehen geprägt ist.

Auch im ruhigen “The Ballad Of.” und dem abschließenden, ebenfalls balladesken “Far From The Madding Crowd” spielt Piano eine der Hauptrollen, während die anderen Stücke doch eher von Gitarre geprägt sind, zu der sich aber immer wieder auch Streicher gesellen, wie bei “Yes I Wear A Mask” oder “The Monster”, die beide komplett auf Schlagzeug verzichten, oder “Abe Wassenstein”.

Mit “You Can’t Keep It From Me Forever” geht es auch mal etwas kraftvoller zu, ebenso wie dem Titel entsprechend bei “Rock & Roll Alchemy”, aber die Grundstimmung ist auf dieser Scheibe alles andere als aggressiv. Mit dem von etwas Latino-Flair angehauchten “Invictus” und “Keeping Me On File” wird es vielmehr auch mal gemächlich groovy, und auch “The Glassblower” klingt nach Urlaub. Ein sehr schönes, mit Fokus auf Atmosphäre, Melodien und gefühlvollen Gesang erschaffenes Album.

peterdoherty.tmstor.es
facebook.com/peterdohertyofficial

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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