Ferris & Sylvester
“Otherness”
(CD, Archtop Records, 2024)
Nachdem das britische Musikerehepaar Issy Ferris und Archie Sylvester mit seinem 2022 veröffentlichten Debütalbum “Superhuman” bei den UK Americana Awards 2023 eine Auszeichnung als “Album des Jahres” abräumen konnte und auf Platz 1 der Official Jazz & Blues Albumcharts landete, legen die beiden nun mit “Otherness” ihren zweiten Longplayer nach.
Das neue Album erscheint digital, als CD sowie in zwei Vinyl-Varianten – als reguläres schwarzes 180g Doppelvinyl im Klappcover und als limitierte, rot-marmorierte 180g Doppelvinyl-Edition im Klappcover. Alle Formate sowie ein neues ‘Otherness’-T-Shirt sind auch in verschiedenen Bundles erhältlich.
(© Felix Bartlett)
Auf den 52 Minuten von “Otherness” untermauern Ferris & Sylvester ihren Facettenreichtum und liefern 14 Songs ab, die stilistisch vielfältig daher kommen und kompositorisch wie auch klanglich überzeugen, aufgenommen in Peter Gabriels Real World Studios. Hört man den knarzigen, treibenden Opener “Dark Side” mit seinem fetten West Coast Rock oder auch das nachfolgende, ebenfalls kraftvolle “Imposter”, so ahnt man nicht, welch bunten Strauß an guter Musik man noch verabreicht bekommen würde – es sei denn, man hat sich schon mit den Vorab-Stücken beschäftigt.
Nach dem weit ruhiger angerichteten und bluesig daher kommenden Midtemposong “Don’t Fall In Love With Me” folgt mit der ersten Single “Mother,” nämlich eine tolle, gefangen nehmende Singer/Songwriter-Nummer, die Folk-Rock und Gitarrenpop fusioniert, mit Streicherklängen verziert und im Verlauf dramatischer werdend, denn Issy singt hier eindringlich aus Sicht eines Kindes, das seine Mutter bittet, den Vater zu verlassen und mittels eines Neuanfangs ein besseres Leben zu ermöglichen – und ein leicht psychedelisches Gitarrensolo wird auch noch eingestreut. Tolle Nummer, die auch die Gitarrenkünste von Archie noch klarer erkennen lässt, der zusammen mit Issy aber auch singt, mal ergänzend im Harmonie-Gesang, mal im Duett.
Als melodische Midtempo-Nummer schließt “End Of The World” an, ebenfalls mit Streichern und dazu Piano gemütlich über das Ende der Welt sinnierend und darüber, dass man irgendwie vergessen hat, seine Liebe zu erklären, und doch war es halt schön, sich kennen gelernt zu haben. Hiermit untermauert Issy ihre stimmlichen Qualitäten, meist ruhiger, aber ins Energische driftend. Getragen leitet das hypnotische “Out Of It” dann zum zweigeteilten “Rain” über, welches nach einem 100-sekündigen Blues-Intro dann voller im Klang und ideenreich in der Struktur über unvermeidliche Veränderungen berichtet, mit tollem Falsett von Issy und hervorragender Gitarrenarbeit von Archie.
Mit “Paper Plane” gibt es feinen Americana-Pop, später mit “The Performer” eine schwungvolle Nummer, noch spannender sind allerdings die außergewöhnlicher klingenden Stücke wie das sich bewusst schleppende, hierbei aber voll ins Ohr kriechende “What’s It Gonna Take?”, wo Sylvester mal mehr singt mit seiner tiefen Stimme, das atmosphärische, minimalistischer angerichtete “Muzzle” oder die tolle, pünktlich zum Valentinstag voraus geschickte Single “Headache” als schöne Ballade, die beschreibt, wie Liebe hin und wieder auch Kopfschmerzen bereiten kann – geschrieben nach einem Streit des Paares, das sich nun im One-Take-Livevideo gegenüber sitzt.
Mit “Love Is Real” schließt eine weitere ruhiger anmutende, schöne Nummer ein imposantes Album ab, welches mit starken Songs, guten gesanglichen wie auch an Instrumenten gezeigten Leistungen und immensem Abwechslungsreichtum zu überzeugen weiß und das man gerne immer wieder anhört.
Im März 2024 sind Ferris & Sylvester im Rahmen ihrer “the otherness tour” bei uns zu erleben:
18.03.2024 Köln, Blue Shell
19.03.2024 Hamburg, Nochtwache
21.03.2024 Berlin, Prachtwerk
www.ferrisandsylvester.com
facebook.com/FerrisandSylvester
Bewertung: 9 von 10 Punkten
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