Finish Ticket
“Echo Afternoon”
(CD, Better Noise Music, 2024)
Wenn die US-amerikanische Band Finish Ticket mit “Echo Afternoon” in 2024 nun ihr zweites Album veröffentlicht, dann klingt dies zunächst nicht ungewöhnlich. Wenn man dazu sagt, dass ihr Debüt bereits 2013 erschien, dann aber schon – die Jungs haben also bereits eine nicht uninteressante Geschichte vorzuweisen.
Gegründet wurden die Formation 2008 im kalifornischen Alameda während der Highschooltage von den Zwillingsbrüdern Brendan (Gesang) und Michael (Bass) Hoye mit Gitarrist Alex DiDonato, die sich dann erst einmal lokal einen Namen machten, Support-Gigs und Festivals spielten, 2009 und 2010 jeweils eine EP veröffentlichten. Mit Gabe (Drums) and Nick (Keyboards) Stein stießen dann 2012 weitere Zwillinge zu ihnen, und 2013 erschien das in Eigenregie verwirklichte Album “Tears You Apart”. Mit diesem unterzeichneten sie einen Plattenvertrag bei Elektra Records, die die Scheibe 2014 neu auflegten.
Aufnahmen in London, Auftritte in Europa, Support-Gigs für namhafte Acts wie Twenty One Pilots – für Finish Ticket lief es recht gut, so dass es kein Wunder war, dass sie 2017 Arbeiten an einem neuen Album bestätigten. Dann kam irgendwie Sand ins Getriebe. 2018 stiegen Michael Hoye and Nick Stein aus, dann erfolgte die Trennung von Elektra Records. 2019 kehrten Brendan Hoye, Alex DiDonato und Gabe Stein nicht nur live zurück, sie veröffentlichten auch drei Singles, bevor es wieder ruhig um sie wurde.
Nun schreiben wir das Jahr 2024, und endlich liegt mit “Echo Afternoon” der zweite Longplayer von Finish Ticket vor. Für diesen haben Brendan Hoye, Alex DiDonato und Gabe Stein zusammen mit ihrem neuen Bassisten Ryan Blair, die 2022 einen neuen Labelvertrag mit Better Noise Music unterschrieben, zwölf Songs auf 42 Minuten erarbeitet, die sich gut anhören lassen.
Die 2019er-Singles wurden hierbei nicht berücksichtigt, wohl aber das im Juli 2023 bereits gebotene “Changing”, welches eine gute musikalische Richtung erahnen ließ – melodisch und eingängig wurde hier gerockt, aber auch mit poppigen Elementen und einigem Groove durchzogen.
Das Album, welches am 6. September auf CD und digital erscheint und drei Wochen später dann auch auf Vinyl zu haben sein wird, wurde mit den Produzenten Jim Kaufman (Danny Worsnop, Helmet, Atlas Genius) und Michael Coleman (Chappel Roan, Sure Sure, Em Beihold) eingespielt, die für einen recht griffigen Sound gesorgt haben, der Mainstream-tauglich ist.
Als Opener dient das ebenfalls als Single vorausgeschickte “Let You Go” das in die gleiche Kerbe schlägt – es ist durchaus interessant, wie selbst recht progressive, raue Momente so serviert werden, dass die nicht wirklich hart klingen, wobei diese hier allerdings erst nach über zwei Minuten stattfinden und auch der saubere, gute Gesang von Brendan sein Übriges tut.
Der dritte Song war auch die dritte Auskopplung, und bei “Float Away” wird die Geschwindigkeit etwas gedrosselt, wenn die pop-rockige Nummer im Midtempo daher kommt und hierbei gut abgroovt. Witzigerweise hatte Brendan den Song während der Pandemie als von ihm eher peinlich gedachte, seichte Nummer geschrieben, die dann aber allen anderen so gefiel, dass sie dann doch mit auf die neue Scheibe musste – und keinesfalls peinlich sein muss, dafür taugt doch eher das fast schon kitschige, weichgespülte und reichlich langweilige “Out Of A Dream” später.
Ähnlich gemäßigt geht es mit dem guten “Bad Times” weiter über die Hoffnung, nach schweren Zeiten wieder das Glück zu finden. Mit “Raincloud” folgt dann eine erste Ballade, sphärisch mit leicht pulsierendem Beat angelegt, bevor es mit “Don’t Need A Reason” wieder groovig im Midtempo zugeht.
Eine weitere Vorab-Single gab es noch mit “Peace Of Mind” über die Suche nach Seelenfrieden, das auch wieder pop-rockig im Midtempo abgroovt und melodisch eingängig daher kommt. Von Stücken dieser Prägung findet man dann doch zu viele und vermisst die Kantigkeit, die in den ersten Songs noch zwischendurch auszumachen war und gut tat, und hier dann auch temporeichere Nummern zwischendurch.
Bei der getragenen Power-Ballade “25” knarzt es zumindest mal wieder etwas, ansonsten kann Brendan hier seine stimmlichen Qualitäten wieder gut unter Beweis stellen, der etwas an den mit Panic! At The Disco ja abgetretenen Brendon Urie erinnert. Man ist dann froh, wenn es beim eineinhalbminütigen Zwischenspiel “Rough Patch” zwar sehr sphärisch, insgesamt aber doch wieder deutlich treibender zugeht, worauf eine flotte Nummer bestens gepasst hätte, die es dann aber nicht mehr gibt, wird die Scheibe doch mit der akustisch angelegten, durchaus schönen Ballade “The Weight” abgeschlossen.
Das zweite Album von Finish Ticket lässt sich in jedem Fall gut anhören, jedoch hätte man sich wie damals auf “Tears You Apart” noch mehr schmissige Nummern gewünscht, setzt sich die Scheibe in ihrer zweiten Hälfte doch zu sehr im Midtempo fest, wo Progressivität dann doch zu wenig eingestreut wird. Vielleicht wäre es doch nicht so schlecht gewesen, 2019er-Singles wie “Dream Song” oder “Ceiling Won’t Break” hier in der zweiten Hälfte noch mit einzubauen. Potenzial haben die Jungs auf jeden Fall viel und man kann gespannt sein, in welche Richtung sie sich weitereintwickeln werden.
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Bewertung: 6 von 10 Punkten
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