Gary Moore
“How Blue Can You Get”
(CD, Provogue Records, 2021)
Für Fans des im Jahr 2011 im Alter von nur 58 Jahren viel zu früh verstorbenen Ausnahme-Gitarristen und Sängers Gary Moore wird es nicht langweilig. Nachdem der australische Bassist und Produzent Bob Daisley vor drei Jahren mit Freunden das Album “Moore Blues For Gary” veröffentlichte (lies unsere Rezension hier), erschien letztes Jahr mit “Live From London” (lies unsere Rezension hier) ein hervorragendes Blues-Konzert, das Moore 14 Monate vor seinem Tod spielte und das seine Ausnahme-Klasse als Gitarrist sowie seinen Stellenwert für die Blues-Musik untermauerte. Nun gibt es auf “How Blue Can You Get” bislang unveröffentlichte Songs, die zu Ehren Moores im zehnten Todesjahr erscheinen und dies auch deutlich verdient haben.
Dass Gary Moore nach anfänglicher Liebe zum Blues im Hard Rock aktiv wurde und sich als Mitglied von Bands wie Skid Row, Thin Lizzy und Colosseum II in den 70er-Jahren einen Ruf als Ausnahme-Gitarrist erspielte, bevor er auch solo eine beachtliche Karriere in härteren Gefilden hingelegte, das weiß man. Nach erfolgreichen, tollen Alben wie “Run For Cover” und “Wild Frontier” besann er sich in den 90ern dann wieder auf seine Wurzeln, schnappte sich die geliebte 59 Gibson Les Paul und wechselte zurück zum Blues, mit dem millionenfach verkauften “Still Got the Blues” 1990 eingeleitet.
Auf den 45 Minuten von “How Blue Can You Get” gibt es nun also unveröffentlichtes Material, dem Titel entsprechend aus seinen Blues-Jahren. Der Opener “I’m Tore Down” alleine würde hierbei schon das Erscheinen des Albums rechtfertigen – handelt es sich doch um eine schmissige, äußerst mitreißende Live-Interpretation des Stücks von Freddie King, bei der Gary an der Gitarre wahre Glanzleistungen vollbrachte – nicht umsonst gehörte die Nummer zu seinen Live-Favoriten.
Tief in den Archiven der Moore-Familie wurden bisher ungehörte und unveröffentlichte Deep Cuts und Alternative Versionen entdeckt, die nun zusammen einen sehr feinen Longplayer ergeben, der ein Muss für Fans des Nordiren ist und sehr reizvoll für alle anderen Blues-Freunde. Mit einer starken, energetischen Interpretation von Memphis Slims “Steppin’ Out” geht es instrumental weiter, und Garys umwerfende Spielfreude und Liebe zur Musik ist auch nicht zu überhören, wenn er “Done Somebody Wrong” von Elmore James zelebriert oder bei “Looking At Your Picture” mal trockeneren Blues verabreicht.
Vor allem sind es aber auch hier wieder die langsameren Stücke, die Gary Moore so besonders machen. Wie er einen bei den über sieben Minuten seiner Live-Interpretation von B.B. Kings Klassiker “How Blue Can You Get” fast in Hypnose spielt, ist ebenso beeindruckend wie die schöne, alternative Version “Love Can Make A Fool Of You”, das einst mit weit weniger Spielzeit auf der remasterten Version seines 1982er-Hardrock-Albums “Corridors Of Power” zu finden war.
Mit “In My Dreams” bietet das Album uns eine weitere Blues-Ballade, die sich tatsächlich auch gut auf dem Mega-Erfolgs-Album “Still Got The Blues” hätte befinden können mit ihrer berührend aufheulenden Gitarre und ihrer wunderbaren Melancholie.
Auch das abschließende, ebenfalls tief traurige “Living With The Blues” geht mit seinen mehr als sieben Minuten unter die Haut und schließt ein sehr lohnendes Album ab, das wirklich gutes, hochwertiges Material des genialen Gitarristen und Musikers bietet und ihm somit tatsächlich alle Ehre erweist.
www.gary-moore.com
facebook.com/GaryMooreSociety
Bewertung: 9 von 10 Punkten
(MUCKE UND MEHR ist Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon EU, das zur Bereitstellung eines Mediums für Websites konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de Werbekostenerstattung verdient werden kann.)