Green Day
Greatest Hits – God’s Favorite Band
(CD, Reprise, 2017)
Green Day haben eine bemerkenswerte Karriere – und diese ja nicht hinter sich, sind die Jungs doch noch voll aktiv. 1987 gründeten die Schulkumpels Billie Joe Armstrong (Gesang, Gitarre) und Mike Dirnt (Bass, Gesang) ihre erste Punkband, nur weniger später stieß Al Sobrante als Schlagzeuger dazu. Die erste EP erschien 1989 schon unter dem neuen Namen Green Day, 1990 folgte das Debütalbum “39/Smooth”. Nachdem Al ausstieg, übernahm Tré Cool die Drumsticks, und in dieser Besetzung sind sie seit damals zusammen. Ihr drittes Album “Dookie” brachte 1994 den weltweiten Durchbruch, die Singles “Basket Case” und “When I Come Around” wurden riesige Hits.
Denken die meisten an Green Day, so erinnern sie sich an eine glorreiche Punkband – vergessen aber, dass auch diese eine Achterbahnfahrt hinter sich hat. 1995 veröffentlichten sie “Insomniac”, welches auch noch einige Erfolge verbuchen konnte, aber selbst das gute “Brain Stew” (auch auf dem “Godzilla”-Soundtrack zu finden) konnte nicht an die ehemaligen Hits anknüpfen. Der wirkliche Umbruch für die Jungs aus Kalifornien sollte allerdings erst mit “Nimrod” 1998 vonstatten gehen. Aus knackigem Punkrock wurde Punkpop, bei dem akustische Gitarren mehr und mehr die fetten Riffs der E-Gitarren verdrängten. Alles kein Problem, jedoch ließ die Scheibe in puncto Songwriting gewohnte Qualitäten vermissen, und das, wo man jetzt doch viel mehr auf Songs und Melodien setzte als zuvor – kein Wunder also, dass man “Nimrod” als Flop bezeichnen konnte. Trotzdem gingen Green Day mit “Warning” (2000) geht den eingeschlagenen Weg weiter, allerdings mit besseren Stücken und mehr Hang zum Rock anstelle von Punk. Die Rückkehr zum großen Erfolg blieb aus.
“Es ist hart, mit zwei Leuten so lange eine Beziehung aufrecht zu erhalten, aber man lernt auch, wann man Pausen machen sollte, und wann der Moment gekommen ist, wieder zusammen etwas auf die Beine zu stellen.”, sagte Billy Joe damals in unserem Interview zu “Warning” auf die Frage “Gab es mal einen Punkt in der Bandgeschichte, wo ihr darüber nachgedacht habt, die Band aufzulösen?”. Und doch folgten Missklänge innerhalb der Band, die fast das Ende bedeuteten.
Da Green Day aber ja “God’s Favorite Band” sind, wie uns der Untertitel des vorliegenden “Greatest Hits”-Albums versichert, lösten sie sich nicht auf, sondern sprachen sich aus und rauften sich neu zusammen – auch mit dem langjährigen Produzenten Rob Cavallo, nachdem sie sich zuletzt selbst produziert hatten. Das Ergebnis war ein fulminanter Neubeginn mit “American Idiot”, das 2004 – wieder getreu dem Motto “back to the roots” im Punkrock angesiedelt – ein riesiger internationaler Erfolg wurde, mit Platz 1 der Album-Charts in den USA und UK, Platz 3 bei uns. Die Rockoper bot Hit-Singles wie “American Idiot”, “Holiday” und “Boulevard Of Broken Dreams” auf und katapultierte die Jungs wieder zurück auf den Punkrock-Olymp.
Die Achterbahnfahrt war vorbei – Green Day hatten verstanden, welche Musik sie am besten spielen können und welche die Fans von ihnen hören wollen. So folgte mit “21st Century Breakdown” (2009) ein weltweites Nummer-Eins-Album, mit Singles wie “Know Your Enemy” und “21 Guns”. 2012 dann veröffentlichten Green Day mit “¡Uno!”, “¡Dos!” und “¡Tré!” eine sich sehr ordentlich verkaufende Album-Trilogie, und 2016 dann mit “Revolution Radio” ein weiteres Album, welches die Charts stürmte mit Platz 1 in den USA und in UK, Platz 2 bei uns.
Green Day blicken mit “Greatest Hits – God’s Favorite Band” auf ihre 30 Jahre zurück, und die 22 Songs auf 77 Minuten bieten einen guten Abriss der bewegten, deutlich von mehr Höhen als Tiefen geprägten Karriere der Jungs. So findet man jede Menge toller Songs einer der besten Punkrock-Combos der letzten 30 Jahre. Abgerundet wird die Scheibe vom schönen, im Folk angesiedelten Balladen-Duett “Ordinary World” mit Country-Star Miranda Lambert und von der neuen Single “Back In The USA”, die auch wieder zu gefallen weiß. Nach mehr als 75 Millionen abgesetzten Alben und fünf gewonnenen Grammy Awards bleibt nur eines zu sagen: Rock on!
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Bewertung: 8 von 10 Punkten