Half Moon Run
“Inwards & Onwards”
(CD-EP, Glassnote Records, 2021)
Nachdem sich Half Moon Run mit ihrem dritten Album “A Blemish In The Great Light” (lies unsere Rezension hier) etwas weniger aufregend und insgesamt gradliniger als zuvor auf den starken Longplayern “Dark Eyes” (2012) und “Sun Leads Me On” (2015) präsentierten, durfte man gespannt sein, wo dies musikalische Reise für die Kanadier hingeht.
Die sechs Songs der neuen, auf Vinyl und digital erscheinenden EP “Inwards & Onwards” zeigen, dass es die richtige Richtung ist – was sehr schön ist, schließlich hatten wir die Jungs nach ihrem Konzert im Kölner Luxor (lies unseren Konzertbericht hier) schon als “großartigen Band” bezeichnet.
Nachdem Isaac Symonds (Percussion, Mandoline, Keyboard, Gitarre, Background-Gesang) das Quartett aus Montreal letztes Jahr verlassen hatte und es somit zum Trio machte, melden sich Conner Molander (Gitarre, Keyboard, Gesang), Devon Portielje (Gitarre, Percussion, Background-Gesang) und Dylan Phillips (Schlagzeug, Keyboard, Background-Gesang) mit 19 ansprechenden Minuten zurück.
Klar, in der Zeit des Pandemie-Lockdowns waren sie auch nicht untätig und boten auf der “Seasons Of Change”-EP Überbleibsel der Blemish-Sessions sowie auf ihrem YouTube-Kanal diverse “Covideo Sessions”, bei denen sie Stücke aus ihrer Karriere in virtuellen Jam-Sessions mit geteiltem Bildschirm neu präsentierten, nun aber gibt es also wirklich neue Musik.
Half Moon Run bleiben sich stilistisch treu und wandeln mit gerne mehrstimmigem Gesang zwischen Indie-Folkpop und alternativem Rock, die sechs Tracks sind insgesamt aber wieder ideenreicher arrangiert. Als Opener fungiert “How Come My Body”, das ruhig getragen startet, dann aber noch an Intensität und einer gewissen Bedrohlichkeit gewinnt. Ganz anders klingt da “On And On”, welches im Folk angesiedelt ist und weit positiver anmutet.
Mit dem sich weit weniger gutgelaunt schleppenden “Fucksgiving” schleudern sie dann eine Breitseite in Richtung des in Amerika traditionell als wichtig geltenden Thanksgiving-Tags, bevor mit “It’s True” der beste, packendste Song der EP folgt, sphärisch und energetisch zugleich, klanglich spannend an Highlights von Radiohead erinnernd, auch wenn Rock-Riffs hier nicht in den Vordergrund gestellt werden – diese Nummer hätte allerdings gerne noch weit länger ausgearbeitet werden dürfen als knappe drei Minuten.
Mit “Nosebleeds” geht es dann zurück in die Folkmusik, und traurige Mundharmonika prägt das auf Rhythmen verzichtende Stück zusammen mit düsterer Atmosphäre und Conners Gesang über unschöne Momente. Abschließend gibt es mit “Tiny” noch ein schönes, sogar leicht groovy angerichtetes Midtempo-Stück. Auch wenn “A Blemish In The Great Light” Half Moon Run mit Platz 3 ihre bis dato höchste Chartplatzierung in Kanada ebenso einbrachte wie ihren ersten Juno Award für das Alternative Album of the Year, diese neuen Stücke wissen wieder mehr zu überzeugen.
www.halfmoonrun.com
facebook.com/halfmoonrun
Bewertung: 7 von 10 Punkten
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