Heinrich von Handzahm
“Auf anderer Frequenz”
(CD, Bring Me Home, 2018)
Heinrich von Handzahm ist Sänger und Liedermacher – unter anderem. Wer auf die Frage “Und, was hast du so bisher gemacht?” wie folgt antworten kann, der hat schon einiges erlebt: Rechtsanwalt, CEO für ein Portal für horizontales Entertainment, Medienmacher bei “Dschungelcamp” und “DSDS”, Sportwetten-Veranstalter bei RTL, Pro7 Pokershow-Erfinder bei bwin und Produzent von Online Games mit Lady Gaga und Robbie Williams…
Da ist die Musik vielleicht nur ein Hobby? “Die Musik”, sagt von Handzahm, “war immer eine Zuflucht und ein Wohlfühlraum für mich, wenn mir die andere Welt zu absurd wurde. Eine Art von Auffangnetz, in das ich mich mit Themen zurückziehen konnte.”
Themen, von diesen behandelt er auf den 42 Minuten seines neuen Albums “Auf anderer Frequenz” ganz verschiedene. Mit einer von Gelassenheit geprägten Stimme bietet von Handzahm Lieder über den gläsernen Menschen von heute (“Keine Geheimnisse mehr”), Selbstverwaltung des Lebens (“Ich bin am Zug”), Frauen (“Der schwarze Schwan”), allgemeines Rumgejammer (“Die Zeiten”), oberflächliche Fröhlichkeit (“Auf anderer Frequenz”), Liebes-Enttäuschung (“Plötzlich steht es neben Dir”) oder Selbstfindung (“Wem gehörst Du”).
Auch wenn durchaus Tiefgang in einigen Texten steckt, einen moralischen Ansatz habe von Handzahm dabei nie: “Ich will niemanden bekehren, lieber unterhalten oder im besten Fall zum Nachdenken bringen.” Das gelingt, beides. Zur Unterhaltung tragen vor allem auch Stücke wie die Hymne an seine Heimatstadt “So ist Hamburg” und die lakonisch witzigen Lieder “Spülmittelallergie” und “Durchschnitt” bei.
Musikalisch kommt das Ganze sehr abwechslungsreich daher, zwischen poppigen und rockigen Songs, chansonetten Momenten, Piano-Balladen, Bar-Charme, 80er-Attitüde und Moderne. Dafür, dass alles gut klingt, sorgt Franz Plasa, der die Scheibe produziert hat und auch als Musiker und Backgroundsänger dabei ist.
Mit der Musik hat von Handzahm einen guten Gegenpol zur Geschäftswelt, der er nicht abgeschworen hat – schließlich bringt er neuerdings medizinisches Cannabis nach Deutschland. “Zwei Welten mit sehr unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten, die mich auch ganz unterschiedlich berühren. Ich vergleiche das gern mit der Kritik, die man für seine Arbeit bekommt. Wenn ich eine Business-Präsentation halte und die Leute damit nicht überzeugen kann, dann gehe ich da raus und denke, okay, die haben das nicht verstanden.” Wenn er aber einen Song schreibe und ihn jemandem vorspiele “und der findet ihn blöd, dann trifft mich das ganz anders. Da ist meine Schutzschicht dünner, weil ich was ganz Persönliches von mir rausgebe.” Interessanter Typ, gute Musik – hört mal rein!
handzahm.de
facebook.com/HeinrichVonHandzahm
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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