Indochine
“Singles Collection 2001-2021”
(2CD, Sony Music, 2020)
Auch wenn ihr Name hierzulande noch eher Stirnrunzeln erzeugt, kennt Indochine in ihrer französischen Heimat fast jeder. 1981 war es, als die Band gegründet wurde. Von damals gehört zwar nur noch Sänger und Gitarrist Nicola Sirkis zur jetzigen Formation, aber nächstes Jahr wird natürlich trotzdem 40-jähriges Jubiläum gefeiert, und dieses leiten die Jungs mit einer Sammlung von Singles aus den zweiten 20 Jahren ein, bevor im November dann die “Singles Collection 1981-2001” sich den ersten beiden Dekaden widmet.
Die vorliegende Compilation heißt “Singles Collection 2001-2021”, und als Single hierzu gab es den einzigen neuen Song “Nos célébrations”, der mit gezeichnetem Video voraus geschickt wurde und vermuten lassen würde, Indochine wären am ehesten im seichteren Synthiepop angesiedelt.
So ist es mitnichten, startete die Band, zu der neben Sirkis jetzt auch Bassist Marc Eliard (seit 1992), Gitarrist Boris Jardel (seit 1998), Gitarrist/Keyboarder Olivier Gérard (seit 2001) und Drummer Ludwig Dahlberg (seit 2015) gehören, doch eher in punkigen Gefilden, um dann Richtung New Wave zu driften.
Vielleicht auch ein Grund dafür, warum auf der vorliegenden Doppel-CD erst einmal die Singles aus den jüngsten 20 Jahren zu hören sind, ist der Erfolg, den sie seit ihrem Album “Paradize” im Jahr 2002 feiern. Vier der fünf seither veröffentlichten Alben erreichten Platz 1 der französischen Charts, zuletzt ihr 13. Album “13” im Jahr 2017 – und “La république des meteors” verpasste zwischendurch die Spitze mit Platz 2 auch nur marginal.
Klar, ihr drittes Album “3” kam 1985 auch schon einmal auf Platz 2, aber in den 90ern ebbten die Verkaufszahlen doch zwischenzeitlich deutlich ab und seit 2002 feiert die Formation auch Charterfolge in der belgischen Wallonie und der Schweiz. Nicht zu vergessen – auch im französischsprachigen Teil Kanadas sind Indochine schon lange keine Unbekannten mehr.
Auf den 130 Minuten von “Singles Collection 2001-2021” findet man insgesamt 28 Songs, wobei es sich hierbei um 27 bereits bekannte Singles handelt, von denen 22 neu abgemischt wurden, und zu diesen gesellen sich die fünf Singles aus den Jahren 2017 bis 2019 sowie eben der neue Track “Nos célébrations”, in den legendären Rak Studios in London aufgenommen und inzwischen auch ein Nummer-Eins-Hit.
Eröffnet wird die Sammlung mit dem über drei Dekaden größten Hit der Band, dem schönen Midtempo-Popsong “J’ai demandé à la lune” aus dem Jahr 2002, mit dem sie Platz 1 der französischen und wallonischen Charts erklommen, Platz 4 in der Schweiz. In solche Chart-Höhen sollten sie erst mit den Singles des Albums “13” wieder vorstoßen, denn hiervon kletterten mit “La vie est belle”, “Un été français”, “Station 13” und “Karma Girls” gleich vier Songs auf den ersten Platz der heimischen Charts.
Dazwischen ist einiges passiert, und stilistisch stellten sich Indochine hierbei generell stets facettenreich auf und verpackten ihre guten Melodien in abwechslungsreiche Gewänder. Stücke wie “Mao Boy”, “Popstitute”, “Ladyboy”, “Station 13” und “Memoria” sind deutlich im Indie-Pop angesiedelt, Songs wie “Marilyn”, “Electrastar”, “Alice & June”, “Black City Parade”, “Le dernier jour” oder “Karma Girls” kommen weit rockiger und treibender daher, und das Klangbild wurde spätestens seit Stücken wie “Pink Water” (2006) oder “Play Boy” (2009) auch gerne mal zur Abwechslung elektronischer geprägt, ohne aber stets den Indie-Pop-Rock aus den Augen bzw. Ohren zu verlieren. Da wirkt ein eher weichgespülter Schmeichler wie “College Boy” schon sehr langweilig im Vergleich, wirkt hier aber auch wie ein Fremdkörper inmitten ansprechender Stücke.
Eine sehr anständige Singles-Compilation, und man kann bereits gespannt sein, welche Überraschungen die Band, deren Singles trotz teilweise englischsprachiger Titel übrigens stets in Französisch daher kamen, für die “Singles Collection 1981-2001” bereit hält. Zusätzlich befinden sich eine Film-Dokumentation und eine Ausstellung in der Vorbereitungsphase.
Im Mai gab die Band zudem Details einer außergewöhnlichen Tour bekannt, die sie 2021 durch fünf französische Stadien (Paris, Lille, Bordeaux, Lyon, Marseille) unternimmt. Diese “Central Tour” bietet die Gelegenheit, eine ganz spezielle Show mit einer völlig neuen Inszenierung zu präsentieren: die Band in zentraler Position, dazu kreisförmige Bildschirme, ein innovativer Inszenierungsprozess, so dass niemand auch nur einen Krümel der Show verpasst, ganz zu schweigen von der einen oder anderen Überraschung. Indochine werden im Rahmen der zweieinhalbstüdnigen Show alle ihre 56 Singles spielen, in Gänze oder auch mal in Form eines Medleys. Und zum Start der Saison 2021 steht dann auch noch die “Integral Tour” auf dem Plan, wo Indochine in kleineren Hallen jeweils drei Alben pro Abend spielen werden. Um ihre gesamtes Repertoire präsentieren zu können, sind also vier Konzertabende notwenig – in Paris und auf Tour. All dies wird genug sein, um die Zeit bis 2022 zu überbrücken, bis die Band ein neues Studioalbum veröffentlicht.
indo.fr
facebook.com/Indochineofficiel
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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