Kapelle Petra
“Nackt”
(CD, Odyssey Music Network, 2019)
Kapelle Petra, die sich selbst gerne kAPEllE PEtra schreiben, legen mit “Nackt” ihr sechstes Album vor und zeigen sich auf dessen 41 Minuten kreativ wie eh und je. Dieses eh und je umfasst inzwischen bereits 22 Jahre, in denen Sänger/Gitarrist Guido Scholz, Bassist Rainer Siepmann und Drummer Markus Schmidt zusammen musizieren und hiermit Spaß bereiten.
(Foto: © Sonja Berg)
Den Spaß bescheren sie nicht nur ihren Fans, deren Menge durch etliche Touren und Auftritte bei verschiedenen TV-Shows oder auch ihren auf YouTube mehr als 3,5 Millionen mal geschauten Song “Geburtstag” aus dem Jahr 2007 stetig angewachsen ist. Spaß haben sie auch selbst, das kann man einfach mal unterstellen, denn auch die neuen Songs klingen wieder spielfreudig und stecken voller guter Ideen, vor allem textlich, zu absolut soliden, mit guten Melodien versehenen Kompositionen zwischen Powerpop und Rock.
“Da wo du stehst, da wo du gehst, ist immer Weltkulturerbe”, heißt es in ihrer neuen Single “Weltkulturerbe”, und diese brennt sich als wundervolle Ode an unbekümmerte Freunde oder einen unbeschwert lebenden Partner direkt ins Ohr, auch wenn die Interessen vielleicht mal unterschiedlich sind und hier Champagner mit Dosenbier anstößt.
Mit “Also stoßen wir an” folgt eine weitere Hymne darauf, Freude im Leben zu haben und auch noch zu feiern, wenn man vielleicht keine 20 Jahre mehr als ist. Nachdem die ersten Stücke also schon für gute Laune gesorgt haben, schließt die erste Single “Seitdem ich Johnny Cash bin” nahtlos an. Mit “Früher hab ich Getränke verkauft bei Rewe in Hamm-Westen, heute verkaufe ich Getränke bei Rewe in Hamm-Westen. Ich liebe meinen Tellerrand und ich hasse es, was Neues zu testen, doch vor zwei, drei Jahren hab ich mal was ausprobiert und jetzt gehör’ ich sogar zu den Besten.” startet der Song wortwitzig und erzählt dann von einer Karriere als Johnny-Cash-Imitator, die einen zu Möbelhäuser- und Gartencenter-Einweihungen ebenso bringt wie auf Schützenverein-Jahreshauptversammlungen, ja, so ist das als Provinzkosmopolit.
Um so authentisch wie möglich zu sein, haben Kapelle Petra das Album in wenigen Tagen unter Live-Konditionen gemeinsam mit Produzent Tobias Röger eingespielt. Der frühere Frontmann der Wohlstandskinder, der auch schon für Acts wie Udo Lindenberg und Johannes Oerding arbeitete, sorgte hier mit Mischer Waldemar Vogel sowie Masterer Chris von Rautenkranz für amtlichen Sound.
Auch die restlichen Songs des Longplayers bereiten Freude, ob sich nun der Hähnchen-Verkäufer mit Streichern untermalt im Midtempo “Irgendwas ist blöd” denkt, wieder etwas flotter “Die Jugend heutzutage” beklagt wird oder man zurückblickend trotz all dem Erfolgsdruck im Leben glücklich ist, weil einem halt eine “Bundesjugendspieleteilnahmebescheinigung” schon immer ausreichte, statt mit Urkunde nach Hause zu kommen.
“An irgendeinem Tag wird die Welt untergehen” aber an allen anderen Tagen halt nicht, also machen wir das Beste draus. Mit “Ich und mein Hund” kann sich vielleicht nicht jeder identifizieren, ansonsten aber findet man so viel Geschichten und Beobachtungen aus dem Leben mit unaufdringlichen Ideen, wie man dieses fröhlicher gestalten kann. Da kann man auch mal mit einem Digitalgerät ein “Perfektes Paar” bilden, ein plattes “Alles ist gut” hinterfragen oder als “Restart Mann” etwas brauchen, bis man aus dem persönlichen Winterschlaf erwacht. Klasse Scheibe, weiter so!
Hier sind Kapelle Petra live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).
22.3. Münster – Sputnikhalle
28.3. Berlin – Privatclub
29.3. Hamburg – Knust
30.3. Bielefeld – Bunker Ulmenwall
05.4. Frankfurt – Nachtleben
06.4. München – Backstage
07.4. Stuttgart – Club Cann
11.4. Nürnberg – Matrixx
12.4. Köln – Club Volta
13.4. Hannover – Musikzentrum
26.4. Bremen – Lagerhaus
30.4. Soest – Alter Schlachthof
www.kapellepetra.de
facebook.com/KapellePetra
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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