Home MusikCD-Rezensionen Korn bleiben ihrer Rückkehr zu den Wurzeln treu und rocken wieder packend ab

Korn bleiben ihrer Rückkehr zu den Wurzeln treu und rocken wieder packend ab

Autor: Tobi

Korn "Requiem"

Korn

“Requiem”

(CD, Loma Vista Recordings, 2022)

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Korn muss man eigentlich ja nicht mehr vorstellen. Fast 30 Jahre gibt es die Formation, die sich mit gedrehtem, großen “R” KoЯn schreibt, nun schon. Ihr selbstbetiteltes Debüt brachte 1994 zwar noch keine großen Verkaufserfolge, gilt aber als wegweisender Klassiker, und ab dem zweiten Longplayer “Life Is Peachy” (1996), der Platz 3 in den USA eroberte und in UK an den Top 30 kratzte, ging es auch in den Charts steil bergauf. Mit “Follow The Leader” (1998) und “Issues” (1999) erklommen die Kalifornier sogar Platz 1 in den USA, und alle neun nachfolgenden Alben im aktuellen Jahrtausend erreichten ebenso die heimischen Top Ten – was ihnen in Deutschland übrigens auch acht Mal gelingen sollte, mit einem Rang 1 für “Untouchables” (2002).

Korn gelten als Mitbegründer des Nu Metal und haben ihre Ikonenstellung in diesem nie abgegeben. Sänger Jonathan Davis, Gitarrist James “Munky” Shaffer und der innovativ einen eigens für ihn entworfenen fünfsaitigen Bass treibende Reginald “Fieldy” Arvizu sind seit der Gründung im Jahr 1993 in der Band. Auch Leadgitarrist Brian “Head” Welch gehört zur Urbesetzung, nahm sich von 2005 an allerdings mal eine achtjährige Auszeit aus diversen Gründen. Lediglich Drummer Ray Luzier kam 2007 erst dazu, ist somit aber ja auch schon ein alter Hase an den Korn-Trommelfellen.

Korn (© Tim Saccenti)

(© Tim Saccenti)

Hört man die 33 Minuten des neuen Albums “Requiem”, so vergisst man immer mehr, dass Korn mit ihrem siebten Album “See You On The Other Side” 2005 mal einen stilistischen Wandel einleiteten, mit weit mehr elektronischen Elementen, deutlicher Industrial-Prägung und diversen Produzenten. Fünf Jahre später besannen sich die Jungs mit “Korn III – Remember Who You Are” zwar erst einmal wieder auf ihre Wurzeln, sicher auch auf Grund der Produktion von Ross Robinson, der bereits die ersten beiden Scheiben klanglich ausgearbeitet hatte, das nachfolgende “The Path Of Totality” (2011) brachte dann produziert von neun Dubstep-Acts wie Skrillex, Excision oder Noisia aber wieder viele Experimente und elektronische Einflüsse. Mit “The Paradigm Shift”, mit dem Brian “Head” Welch seine Rückkehr feierte, ging es 2013 dann erneut zurück zum ursprünglichen Brachialmetal, dem sie dann auch treu geblieben sind.

Das ist gut so, wie “Requiem” untermauert. Als erste Vorab-Single ließ das in der Strophe düster treibende und im Refrain fett abrockende “Start The Healing” bereits im November 2021 erahnen, dass Korn keine neuen Experimente starten würden. Der unter Regie von Tim Saccenti entstandene Videoclip verbindet Live-Action- und Animations-Sequenzen, kreist hierbei inhaltlich um das Konzept von Tod und Wiedergeburt vor einem Aufgebot an übernatürlichen Kreaturen, Humanoiden sowie Korns elektrisierender Live-Darbietung.

Saccenti erklärt: “Die Idee hinter dem Video war, den Aspekt von Korns DNA mutieren zu lassen und darzustellen, der sie so einflussreich und inspirierend macht: Ihre Mischung aus roher Urgewalt, bewegender Ästhetik und menschlicher Emotion. Ich wollte den Zuschauer auf eine emotionale Reise mitnehmen, so wie es der Song tut. Eine tiefschürfende, kathartische Reise von Tod und Wiedergeburt, die dem Hörer hoffentlich dabei hilft, seine ganz eigenen, persönlichen Auseinandersetzungen und inneren Dämonenkämpfe zu überwinden – wie immer diese sich auch gestalten mögen. Zusammen mit dem 3-D-Künstler Anthony Ciannamea haben wir Korns Mythologie seziert und ihre reichhaltige Welt aus Licht und Dunkelheit erkundet, um ein surreales, schleichend wahrnehmbares Körper-Horror-Alptraums-Szenario zu erschaffen.”

Auch den Clip zum ebenfalls gut abrockenden “Forgotten”, das als Opener der Scheibe fungiert und als zweiter Vorbote ausgekoppelt wurde, verantwortete Saccenti. Der Song zeigt Korn in Bestform und reißt einen mit, als Fusion aus brachialer Härte und Melodik, mit Fieldys tollem Bassspiel, bretternden Gitarren, treibenden Drums und Jonathan Davis’ nach wie vor starkem, abwechslungsreichem Gesang.

Da die Pandemie lange keine Liveshows zuließ, konnten die Jungs sich für den Longplayer viel Zeit nehmen und ohne jeglichen Druck schöpferisch tätig werden, und die Songs wissen zu überzeugen, wurden zudem zusammen mit Chris Collier klanglich bestens ausproduziert.

Ob die treibenden “Let The Dark Do The Rest” und “Penance To Sorrow”, die im Midtempo bedrohlicher anmutenden “Disconnect” und “My Confession” oder das sphärischer angerichtete, hierbei aber immernoch bretternde “Hopeless And Beaten” – Korn bieten starke Songs, die nie langweilig werden. Bei der neuesten Single “Lost In The Grandeur” wird geschrammelt und melodisch auf eine getragene Strophe sowie einen kraftvollen Refrain gesungen, bevor nach einer ruhigen Passage noch geshoutet wird. Mit “Worst Is On Its Way” wird ein mit seinen 33 Minuten und neun Tracks nicht allzu umfangreiches, aber doch packendes Album der Nu-Metal-Veteranen abgeschlossen, das extrem Lust macht, sie mal wieder live erleben zu dürfen.

kornofficial.com
facebook.com/korn

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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