Marillion
“With Friends At St. David’s”
(2CD, earMUSIC, 2021)
Ältere Semester denken bei Marillion zuerst an die großen Erfolge mit Sänger Fish in den 80ern, als die britische Band mit dem großartigen Album “Misplaced Childhood” und Hits wie “Kayleigh” oder “Lavender” weltweit bekannt wurde. Nach dem Ausstieg des Frontmanns im Jahr 1988 änderte sich der Stil Marillions vom Neo-Prog-Rock hin zum atmosphärischeren Art-Rock, und Gründungsmitglied Steve Rothery (Gitarre) sowie die mit ihm verbleibenden Pete Trewavas (Bass), Mark Kelly (Keyboard) und Ian Mosley (Schlagzeug) machten mit dem neuen Sänger Steve Hogarth weiter, der stilistisch durchaus sehr anders singt als Fish, aber auch sehr gut.
Nach mehr als 20 Jahren ohne Top-Ten-Platzierungen erreichten Marillion 2016 mit “Fuck Everyone And Run (F E A R)” erstmals wieder vordere Ränge in den britischen (Rang 4) wie auch deutschen (Platz 10) Charts. 2019 folgte dann eine Scheibe mit durch ein Streichquartett, einem Horn-Bläser und einer Querflötistin bereicherten Neuinterpretationen von neun Stücken aus der Phase mit Steve Hogarth, und “With Friends From The Orchestra” wusste durchaus zu überzeugen. Nun wird das Ganze auch als Konzertausgabe veröffentlicht, denn das Live-Album “With Friends At St. David’s” wurde am 16. November 2019 mit den sechs klassischen Musikern als Unterstützung im walisischen Cardiff aufgezeichnet.
Marillion in Cardiff (© Anne Marie Forker)
Elf Stücke sind zu hören, und von den neun Tracks auf “With Friends From The Orchestra” gehören acht dazu, lediglich “A Collection” wurde ausgespart. Neu hinzugekommen sind hingegen “Gaza” vom 2012er-Longplayer “Sounds That Can’t Be Made”, “The New Kings” von besagtem “Fuck Everyone And Run (F E A R)” und “Zeperated Out”, auf dem 2001er-Werk “Anoraknophobia” noch mit S als “Separated Out (Demo)” zu finden.
Wenn die elf Tracks 132 Minuten Livemusik ergeben, dann ist klar, dass man es bei Marillion nicht mit handelsüblichen Dreieinhalbminütern zu tun hat. “The Hollow Man” ist mit fünfeinhalb Minuten die kürzeste Nummer, fünf der Stücke überschreiten die Zehn-Minuten-Marke aber sogar, und das teilweise deutlich, entwickeln sich “Gaza” und “Ocean Cloud” doch jeweils episch auf 19 Minuten.
Steve Hogarth erklärte zur Tour und zum Album: “Das war vielleicht unsere Lieblings-Tour bisher. Sie bot uns die Gelegenheit, von Zeit zu Zeit innezuhalten und uns darin zu verlieren, wie sechs klassische Musiker die wundervollen Arrangements unseres Produzenten Mike zum Leben erwecken. Das hat wirklich eine andere emotionale Ebene und oft auch eine spielerische Freude an unserer Musik erzeugt.”
Für diejenigen, die Marillion nach dem Ausstieg von Fish aus den Augen und Ohren verloren haben, ist das Livekonzert ein bester Beweis, dass die Band auch weiterhin sehr interessante Musik abgeliefert hat, mit spannenden Strukturen und guten Idee, und dass Steve Hogarth ebenfalls ein starker Frontmann ist, wenn auch nicht so extrovertiert wie sein Vorgänger. Mit orchestraler Unterstützung haben die Songs noch mehr an Atmosphäre gewonnen, das passt bestens, und somit lässt sich diese überzeugende Live-Scheibe sehr gut anhören.
“With Friends At St David’s” erscheint als CD Digipak, 3LP Gatefold (180g), Ltd. Coloured 3LP (Violet transparent), DVD und Blu-ray. Letztere enthält auch die bisher unveröffentlichte Dokumentation “Making Friends”, welche die Band bei den Studioarbeiten zu “With Friends From The Orchestra” zeigt.
Tracklist:
01. Gaza
02. Beyond You
03. Seasons End
04. Estonia
05. The Hollow Man
06. The New Kings
07. The Sky Above The Rain
08. Zeperated Out
09. Ocean Cloud
10. Fantastic Place
11. This Strange Engine
Video Bonusmaterial:
01. Man Of 1000 Faces (Live In Paris)
02. Estonia (Promo Film)
03. You’re Gone (Live In Kensington) – nur auf Blu-ray
04. Power (Live In Kensington) – nur auf Blu-ray
05. A Collection (Live In Kensington) – nur auf Blu-ray
06. Making Friends (Documentary) – nur auf Blu-ray
www.marillion.com
facebook.com/MarillionOfficial
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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