Max & Joy
“Alles Liebe”
(CD, Four Music, 2024)
Max Herre wurde als Rapper und Songwriter von Freundeskreis bekannt, deren Debütalbum “Die Quadratur des Kreises” 1997 mit der Hit-Single “A-N-N-A” direkt den Durchbruch brachte. Erfolgreich ging es weiter, auch mit den FK-Allstars, bis er sich nach der Geburt seines ersten Sohnes 2001 erst einmal zurückzog und um die Produktion des Debütalbums seiner Ehefrau kümmerte, die er 1999 auf der Suche nach einer Sängerin für den Song “Mit Dir” kennengelernt und dann geheirat hatte. Mit “Mamani” erschien dann Joy Denalane auf der Bildfläche und erreichte 2002 mit ihrer tollen Soulstimme und starken Songs ebenfalls direkt den Durchbruch.
2003 wurde ein zweiter Sohn geboren, und das Paar feierte auch musikalisch weitere Erfolge, wobei Max ab 2004 ebenfalls solo aktiv war. 2019 erschien sein viertes Studioalbum “Athen”, und 2017 gab es mit Freundeskreis umjubelte 20-Jahre-Jubiläumskonzerte (lies unseren Konzertbericht aus Köln hier). Joy ist noch aktueller im Ohr, veröffentlichte sie doch letztes Jahr erst mit “Willpower” ihr sechstes Album.
Privat gab es neben Höhen auch mal ein Tief, als sich das Paar 2007 trennte, um dann vier Jahre später aber wieder zueinander zu finden, auch wenn Max zwischendurch anderweitig Vater einer Tochter wurde. Zumeist und vor allem aber regierte bei den beiden die Liebe, und so bescheren sie nun als Max & Joy ein erstes gemeinsames Album, das dann auch “Alles Liebe” betitelt wurde und als Colored Doppel Vinyl, CD sowie digital zu erhalten ist.
(© Oliver Helbig)
Auf den vorliegenden 53 Minuten findet man 22 Tracks, wobei auch Skits enthalten sind, in denen befreundete KünstlerInnen, Familie und WeggefährtInnen wie Anna Dushime, Lubaya oder Ebow aus eigenen Erfahrungen authentisch und auf sehr nette Art und Weise über Liebe und Freundschaft erzählen. Im Mittelpunkt steht aber natürlich die Musik, und die folglich verbleibenden 15 Songs drehen sich um die Liebe, um die Beziehung der beiden ebenso wie um Liebe als wichtiger Baustein einer funktionierenden Gesellschaft.
Als erste Single boten die beiden im April den Titeltrack “Alles Liebe”, der die musikalische Richtung des Albums als Fusion aus Max’ gutem Rap und Joys wunderbarem Soulgesang mit ansprechenden Texten aus zwei erfahrenen Leben und einer gemeinsamen Beziehung vorgab – eine Mischung, die bestens funktioniert und zu tollen Stücken führte. Diese kommen keinesfalls zu ähnlich daher, was wohl auch daran liegt, dass die Protagonisten mit verschiedenen ProduzentInnen und MusikerInnen zusammengearbeitet haben.
Zwei weitere Vorboten hatten Max & Joy Ende Mai mit der schönen, sanften Ballade “Bisschen mehr als Freundschaft” – angelehnt an die Textzeile “…doch heut’ Nacht brauch’ ich ein bisschen mehr als Freundschaft” aus dem damals ihre gemeinsame Geschichte initiierenden “Mit Dir” – und dem etwas energetischeren, aus dem Leben zweier Musiker gegriffenen “Auf Tour” geboten, die beide viel Appetit auf die Scheibe machten und in den dazugehörigen Video-Clips mit Aufnahmen aus all den Jahren gespickt auch wunderbar bebildert wurden. Diese Songs folgen dann auch auf dem Longplayer direkt zu Beginn.
Stimmungsvoller wird es dann mit dem groovy und dank Slap-Bass funky tanzbaren “Skyline”, welches als sechste Single-Auskopplung ebenfalls vorab ausgekoppelt wurde. Im Stück geht es um das Jetzt als Zeit, wo die Kinder aus dem Haus sind und man tun und lassen kann, was man möchte, was aber nie so klingt, als hätte man die Kids nicht gerne auch im Haus gehabt.
Dass die Scheibe auch mal eine Messerspitze progressiver klingen kann, das zeigen Max & Joy mit dem treibenden “Mmina Tau”, das durch einen von Joy gesungenen Chorgesang in altem Suthu, einer südafrikanischen Sprache, und anheizende Drum-Beats etwas weltmusikalischer anmutet, von den Produzenten Bazzazian und Alexis Troy amtlich druckvoll produziert und von Empowerment, Empathie, Solidarität und Standhaftigkeit handelnd.
Auch einige Gesangseffekte setzen die beiden mit starken Stimmen ausgestatteten KünstlerInnen ein, aber sehr dosiert, so dass es stimmig und nicht deplatziert wirkt, wie im sanften, von Piano begleiteten “Vor unserer Tür”.
Weit weg im Kopf nimmt uns die groovig pumpende und gleichzeitig gemütlich bleibende Uptempo-Nummer “Réunion”, die mit dem Bild der im Südpazifik gelegenen, französischen Insel für den Traum einer weiten Reise ebenso steht wie für die Wiedervereinigung.
Auch die weiteren Songs wie das verliebte, Vertrauen schenkende “Blau” mit kleinem Afrob-Gastspiel, das sphärisch chillige “Driften”, das eher als flirrendes Zwischenspiel dienende “Lebwohl” von Max alleine und das soulig abgroovende “Day One” wissen zu gefallen.
Nicht vergessen werden dürfen sind das ebenso schöne wie stellenweise traurige “Nicht mehr lieben”, in dem Belastungen für die Beziehung ebenso zur Sprache kommen wie die tiefe gebliebene Liebe, die alles überwindet, als eines der Highlights der Scheibe, und das starke, tiefergehende Beziehungsstress-Stück “35 Missed Calls (Ruf mich nie mehr an)” – ja, die Liebe ist nicht immer nur rosig.
Den Abschluss bilden dann noch zwei alternative Versionen, wenn “Skyline” nun auch mit Punchline von Rapper Summer Cem ertönt und “Réunion” im “Herc Cut The Lights RMX” aufgepeppt daher kommen. Ein tolles Album von Max & Joy als zwei der herausragenden deutschsprachigen KünstlerInnen, die ihre Liebe, die ein Tal erfolgreich durchschritten hat, ebenso hiermit feiern wie die Liebe an sich – und etwas mehr Fokus auf Liebe kann dieser Welt einfach nicht schaden.
Hier sind Max & Joy auf der Tour zum Album live zu sehen:
18.11. ERLANGEN – E-WERK (AUSVERKAUFT)
19.11. A-WIEN – AUT – ARENA (AUSVERKAUFT)
20.11. CH-ZÜRICH – CH – KAUFLEUTEN (AUSVERKAUFT)
02.12. LEIPZIG – HAUS AUENSEE
03.12. MÜNCHEN – TONHALLE (AUSVERKAUFT)
04.12. FRANKFURT – JAHRHUNDERT HALLE
06.12. STUTTGART – PORSCHE ARENA
07.12. BERLIN – UBER EATS MUSIC HALL (AUSVERKAUFT)
09.12. BIELEFELD – RINGLOKSCHUPPEN
10.12. HAMBURG – SPORTHALLE
11.12. KÖLN – PALLADIUM (AUSVERKAUFT)
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Bewertung: 9 von 10 Punkten
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