Nash Albert
“Yet”
(CD, M.I.G., 2022)
Nash Albert blickt schon auf viele Jahre im Musikbusiness zurück. Nachdem der georgische Singer/Songwriter in der Hauptstadt Tiflis aufwuchs, startete er seine musikalische Karriere mit der Band Salamandra in Moskau. 1991 zog es die Band nach Amerika, und auch wenn sie 1994 aufgelöst wurde, blieb Nash noch für ein paar Jahre in den USA. Nash erklärt: “Es waren harte Jahre in Amerika, wir konnten von der Musik nicht leben. Wir haben im Straßenbau geschuftet oder in Pubs gekellnert. Das hatte alles wenig mit Rock ‘n’ Roll zu tun.”
1996 kehrte Albert nach Moskau zurück und gründete kurz darauf die Alternative-/Indie-Band Blast (Blast Unit Moscow) mit der er unter Vertrag bei einem britischen Label mehrere Singles und Alben veröffentlichte und auch live Erfolge verbuchen konnte. Das erfolgreichste Blast-Album “Krisis Of Genre” produzierte 2013 Killing Jokes Martin “Youth” Glover, dann aber trennt sich auch diese Combo, und 2015 erschien Nash Alberts erstes Solo-Album “Rude Beggar”.
Es dauerte noch weitere drei Jahre, bis Nash Albert zu seinen musikalischen Wurzeln zurückfand und sich die Wege mit seinen alten Bandkollegen von Salamandra wieder kreuzten. Der Kreis hatte sich geschlossen. Gemeinsam verzog man sich in die romantische als auch recht urbane Bergwelt des Kaukasus, um Songs für ein neues Soloalbum von Nash zu komponieren und zu arrangieren. Nashs Co-Autor Ric Berie gesellte sich ebenfalls zum Team, genauso wie Tonkutscher Ilya Mazaev, der dann auch noch die britische Produzentenlegende Tim Palmer (Robert Plant, Tears For Fears, The Mission, H.I.M., Tarja Turunen) mit ins Boot holte.
Das Ergebnis liegt mit “Yet” nun vor, und das Album kommt nicht nur extrem abwechslungsreich daher, sondern klingt auch mit jeder Pore nach all der Erfahrung, die Albert über die Jahre sammeln konnte. Auf den 44 Minuten des Longplayers findet man elf äußerst interessante Stücke, die vom zwischen avantgardistischen, härteren und gemütlichen Passagen balancierencen Rock-Opener “Kill The Fear” bestens eingeleitet werden. Mit “Betting On My Fate” folgt ein weit geradlinigeres, melodisches Stück, das im von Folk beeinflussten Singer/Songwriter-Pop angesiedelt ist.
Mit “Lost In Jerusalem” öffnet Albert dann wieder eine ganz andere Schublade und verabreicht einen beeindruckenden, tolle Atmosphäre aufbauenden Wave-Rock-Song, bei dem auch seine Stimme weit düsterer klingt als zuvor, was bestens passt – um hinterher mit “Monkey Blues” wieder eine ganz andere Spielart aus dem Hut zu zaubern, nämlich gutgelaunten Blues-Rock, durch weiblichen Chorgesang im Refrain bereichert.
Wenn “Love To Reset” im schwungvollen Rock wieder ganz anders anmutet, wundert uns das schon längst nicht mehr, und mit “Autumn Rain” untermauert Nash dann auch noch rasch, dass er auch die ruhigen, getragenen Stücke beherrscht, hier dann mit tiefer Stimme und ganz viel tollem Ausdruck.
“Cocaine Hangover” klingt dem Titel entsprechend anstrengender und leicht psychedelisch, weiß einen spätestens mit dem Refrain aber auch zu packen, bevor “Sun Rise” als poppigste Nummer der Scheibe noch eine weitere Facette aufbietet und hierbei ebenso zu überzeugen weiß.
Kunstvoller und erzählerischer mutet “I Won’t Look Back” an, wo Nash zu Pianoklängen und dann auch größerem Klangbild, das stellenweise sogar sehr energetisch wird, toll singt – ein Song, der an den großen David Bowie erinnert, dessen Band Tin Machine damals auch von Tim Palmer produziert wurde.
Nun haben wir aber alle Stile durch? Nein, beim Lagerfeuer-tauglichen, leichtfüßigen “Marbella” singt Albert rein zu Akustikgitarren-Akkorden. Zum Abschluss gibt es mit “And Yet…” dann noch eine von Synthieflächen sphärisch angerichtete und von anderen Instrumenten sanft vervollständigte Ballade, die ebenfalls zu gefallen weiß. Ein ganz tolles, äußerst abwechslungsreiches Album, das komplett überzeugt, von Anfang bis Ende spannend bleibt und sich hierbei wunderbar durchhören lässt.
www.nashalbert.com
facebook.com/nashalbertcom
Bewertung: 9 von 10 Punkten
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