Neal Morse
“Life & Times”
(CD, Radiant Records, 2018)
2002 verließ Neal Morse die Band Spock’s Beard, die er zehn Jahre zuvor mit seinem Bruder Alan und dem Schlagzeuger Nick D’Virgilio gegründet hatte und mit der er sechs Alben aufgenommen hatte, die das Progressive-Rock-Revival der 90er mit prägten. Nicht nur dies, auch die parallel gestartete Supergroup Transatlantic (mit Mike Portnoy von Dream Theater, Roine Stolt von den Flower Kings und Pete Trewavas von Marillion) ließ Morse sausen, nachdem der christliche Glauben eine zentrale Rolle in seinem Leben eingenommen hatte – und Gott hatte halt andere Pläne mit Morse. Fortan war er vor allem solo aktiv, oder in den letzten Jahren auch mit seiner Neal Morse Band, wobei er in beiden Fällen zumeist Rock oder Progressive Rock mit christlichen Texten praktizierte.
Auf den 52 Minuten seines neuen Soloalbums “Life & Times” sind nun Stücke in Singer/Songwriter-Tradition zu hören, es geht also kaum rockig zu. Insgesamt präsentiert sich Morse sehr positiv und lebensfroh, und auch wenn sein Glaube immer wieder mal durchklingt, wird er hier nicht penetriert. Neal Morse blickt als Mitt-50er mit ausreichend Erfahrungen auf die momentane Welt und Gesellschaft, und auch wenn es da natürlich genug zu bemängeln gibt, spricht der bei ihm vor allem Optimismus aus vielen seiner Stücke.
Beispiele hierfür sind der gemütliche Opener “Livin’ Lightly”, das direkt vom Start weg mit fröhlichem “Düp düp düp” aufwartende “Manchester” über einen Trip ans Wasser, das leicht folkrockige “Good Love Is On The Way”, das erzählerische “Selfie In The Square” über eine beschwingte Auszeit in Luxemburg oder das oben schwimmende “Wave On The Ocean” über entspannte Zeit in Zweisamkeit. Letztere Nummer ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie Morse manchmal Streicher oder auch Bläser gut portioniert mit in seine Stücke einbaut – und zusätzlich kommt das Stück auch sehr funky und groovy daher.
Natürlich aber ist die Welt nicht nur gut und fröhlich, und so gibt es auch melancholische Stücke. “You + Me + Everything” erinnert sehr schön an alte Verliebtheit, das tolle Duett “Old Alabama” mit Julie Harrison ist von Heimweh geprägt, und Überlegungen wie in “If I Only Had A Day” bringen trotz eher fröhlich geprägter Musik positive wie auch betrübte Gedanken, wobei es hier ja wenigstens nicht immer nur um einen Tag geht.
Die mit Abstand traurigste Nummer allerdings ist die Gitarren-Streicher-Ballade “He Died At Home”, in der Morse tiefgründig die wahre Geschichte eines jungen Soldaten erzählt, der im Krieg mit Stolz seinen Mann stand und sich dann aber später, von den Erlebnissen an der Front traumatisiert, das Leben nahm. Insgesamt ein sehr anständiges Album von Neal Morse, mit dem er seinen Anfängen als Liedermacher fröhnt.
Hier ist Neal Morse auf seiner “Absolutely Solo”-Tour in Cafés und kleinen Locations bei uns zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink):
07.06.2018 Hamburg, Indra
09.06.2018 CH–Pratteln, Z7
14.06.2018 Köln, Jungle Club
15.06.2018 Bochum, Christuskirche
16.06.2018 Aschaffenburg , Colos-Saal
www.nealmorse.com
www.facebook.com/nealmorse