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Ryga berauben sich selbst jeder Ernsthaftigkeit

Autor: Tobi

Ryga "Catch Her Groove"

Ryga

Catch Her Groove

(CD, Optical Records, 2017)

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Ryga ist ein Musikprojekt aus der lettischen Hauptstadt Riga. Auf den 46 Minuten ihres Debüt-Albums “Catch Her Groove” bescheren die vier Jungs zu Beginn Progressivität pur, die sich hier nicht in harten Gitarrenriffs manifestiert, sondern in rauen elektronischen Klängen und verzerrtem Shout-Sprach-Gesang mit gerne politischen oder gesellschaftskritischen Inhalten. Denkt man zuerst noch, Ryga würden irgendwie an Formationen wie The Prodigy anknüpfen wollen, so hält sich dieser Verdacht nur stellenweise, wenn Ryga auch wie in “Black Friday” oder im Opener “Catch Her Groove” mit Breakbeats arbeiten.

Die Formation um Bandkopf Marcis Judzis, die auch gerne mal in kriegerischer Aufmachung daher kommt, entwickelte sich aus einem preisgekrönten Theaterprojekt des lettischen Regisseurs Oskaras Koršunovas, der die Musik im Stück von den Jungs machen ließ. Zurück zu selbiger. Songs wie “Merry Christmas” und “Kill Myself” stehen eher in Tradition alter EBM-Zeiten, und wenn Ryga dann plötzlich mit “Give Me Your Love” melodischen Synthiepop in 80er-Jahre-Tradition auffahren und diesen mit dem fröhlichen, mit Kindergesang bereicherten “Summerfest” fortsetzen, dann ist man als Hörer schon etwas verwirrt ob des Stil-Sammelsuriums, der nicht mehr homogen wirkt.

Marcis, Armands, Matiss und Rihards, die manchmal auch noch von Ina zum Quintett gemacht werden und dann dem von mir oben genutzten “Jungs” nicht mehr entsprechen, machen in der zweiten Hälfte der CD den Bauchladen noch weiter auf. Sie gehen mit “Candy Man” zurück zu EBM, hüpfen mit dem seichten “I Break Your Heart” wieder rüber zu Synthiepop, werden mit “Last Trip” wieder technoider und progressiver, widmen sich auf textlich äußerst platte Weise “Tits” in noch Techno-lastigerer Form, bieten dann mit “Say You Love Me Now” wieder weichgespülten Pop, werden beim “Sunny Munro Waltz” wieder härter, um schließlich mit einem instrumentalen “Outro” abzuschließen.

Hmm! Oder eher: Hmm? Klanglich haben Ryga sicher einiges im Petto, aber sie sollten sich mal klar werden, welche Richtung sie denn stilistisch und auch inhaltlich einschlagen wollen, wobei klar die progressive der ersten Songs zu empfehlen ist, denn das hier Gebotene ist nicht mehr als “abwechslungsreich” einzustufen, es ist stilbrüchig und daher nur schwer verdaulich, besonders Stücke wie “Tits”, die ihnen jede Ernsthaftigkeit nehmen und bei denen sie wie eine kriegsbemalte Parodie von Right Said Fred mit dem Niveau von E-rotic wirken.

facebook.com/rygaband

Bewertung: 3 von 10 Punkten

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