Slipknot
“The End, So Far”
(CD, Roadrunner Records, 2022)
Slipknot gehören zu den Bands, die man eigentlich niemandem mehr vorstellen muss – oder er/sie kann mit Metal nichts anfangen, und dann muss man sie auch nicht vorstellen. In ihrer nun auch schon langen Karriere seit dem 1999er-Debüt brachten es die Brachialrocker aus Iowa allein in den USA auf 15 Platin- und Goldzertifizierungen, und auch in Deutschland gab es fünf Mal Gold. Dazu gewannen die Jungs, die auch durch ihr Auftreten in verschiedenen Masken für Furore sorgen, einen Grammy Award.
Nach mehr als 8,5 Milliarden erreichten Streams und 3,5 Milliarden Views legen Slipknot nun mit “The End, So Far” ihr siebtes Album vor, den Nachfolger der 2019er-Scheibe “We Are Not Your Kind”, mit der sie in den USA zum dritten Mal in Folge die Spitze der Charts eroberten und die bei uns auf Platz 2 stürmten.
Nachdem die weltweit erfolgreichen Metaller im November 2021 die Single “The Chapeltown Rag” veröffentlichten, war die Vorfreude auf ein neues Album groß. In bester Slipknot-Manier hämmert der brachiale Song ins Ohr und rechnet mit dem Internetwahn ab, wenn Corey Taylor brüllt: “When everything is god online, nothing is”. Im Februar 2021 folgte das offizielle Video, dessen Aufnahmen während der Knotfest Roadshow 2021 entstanden.
Vom Frontmann Taylor selbst erschien dann Ende des selben Monats zwar noch seine EP “CMFB…Sides” mit Coverversionen und alternativen Versionen von Songs seines 2020er-Albums “CMFT”, der Fokus lag nun aber wohl bereits auf der Vorbereitung des neuen Slipknot-Longplayers.
Die 58 Minuten der Scheibe kommen sehr abwechslungsreich daher. Mit “Adderall” eröffnet eine Nummer das Album, die getragen mit Piano, elektronischen Flächen und gemütlichen Beats daher kommt, dazu klarem, melodischem Gesang, der im Refrain sogar choral wird. Weit im Hintergrund wabert zwar auch eine E-Gitarre, klanglich aber ist der sechsminütige Opener meilenweit von dem entfernt, wofür man Slipknot vor allem kennt, was den eine tolle Atmosphäre aufbauenden Song nicht weniger reizvoll macht.
Wer noch grübelt, ob er denn die richtige Scheibe aufgelegt hat, dem schafft das nachfolgende “The Dying Song (Time To Sing)” Abhilfe. Das als Lead-Single und zweiter Vorbote im Juli 2022 voraus geschickte Stück eröffnet hymnisch, und dann geht es mit gewohnter Brachialität zu Werke, mit Geshoute ebenso wie melodischeren Gesangspassagen, Schlagzeug-Gewitter, fetten Riffs und einigen elektronischen Klängen zur Ergänzung.
Auch die dritte als Appetitmacher gebotene Single “Yen” passt zum Slipknot-Spektrum als weit getragenere, anfangs sogar ruhige, aber im Refrain dann doch auch kraftvoll abrockende Midtempo-Nummer, die von balladesken bis zu düsteren und rauen Momenten vieles aufbietet, inkl. Gescratche.
Ein weiteres im gemäßigten Tempo angerichtetes Stück ist “Medicine For The Dead”, wieder eher auf bedrohliche Stimmung als Urgewalt setzend und im Paket mit dem für Slipknot-Verhältnisse ebenfalls verhaltenen “Acidic” als melancholischere Abwechslung zwischendurch bestens funktionierend. Natürlich findet man aber auch zusätzliche flott um die Ohren gehauene Stücke wie “Hivemind” oder das mächtig treibende “Warranty”, und auch “Heirloom” geht gut ab, ohne im Arrangement und Gesang zu brutal daher zu kommen.
Stark ist auch das mit apokalyptischer Klangkulisse startende, dann voller Energie abrockende “H377”, bevor “De Sade” bis auf ein Gitarrensolo etwas ins Unspektakuläre abgleitet und das fünfminütige, erneut ruhiger basierte “Finale” mit Streicherklängen und Chor aufwartet, sehr interessant arrangiert und komplett auf Geshoute verzichtend.
Slipknot präsentieren sich auf ihrem siebten, von Joe Barresi stark produzierten Album insgesamt so abwechslungsreich wie nie zuvor, was erwachsener und nicht mehr unkontrolliert wütend wirkt, einigen Hardcore-Fans stellenweise allerdings zu seicht sein wird.
slipknot1.com
facebook.com/slipknot
Bewertung: 7 von 10 Punkten
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