The Cinematic Orchestra
“To Believe”
(CD, Ninja Tune, 2019)
The Cinematic Orchestra feiern dieses Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum, denn 1999 erschien ihr Debütalbum “Motion”. Das britische Kollektiv um Bandkopf Jason Swinscoe hat seitdem so einige Alben veröffentlicht, die Jazz, Electronica und Klassik auf spannende Art und Weise fusionierten, der letzte Longplayer “In Motion #1” liegt allerdings lange sieben Jahre zurück, und bei diesem handelte es sich um eine Sammlung von Stücken für Kurzfilme, so dass ihr letztes eigentliches Studioalbum “Ma Fleur” bereits geschlagene 12 Jahre her ist.
Endlich also liegt mit “To Believe” neues Material vor. Die sieben Stücke auf 54 Minuten werden vom Titelstück eröffnet, wobei es sich um eine sphärisch getragene Nummer voller Schönheit handelt, denn der wundervolle Gesang des amerikanischen Singer-Songwriters Moses Sumney wird lange nur mit sanften Akustikgitarrentönen, vereinzelten Pianoanschlägen und verhaltenen Flächen unterlegt, bevor es gegen Ende noch etwas dichter zugeht. Das weiß man aber ja schon, wurde das Stück doch bereits vor über zwei Jahren voraus geschickt.
Weit voller im Klang kommt das siebenminütige “A Caged Bird / Imitations Of Life” daher, welches es schafft, zugleich entspannt und treibend zu sein. Roots Manuva, der nicht zum ersten Mal mit The Cinematic Orchestra zusammenarbeitete, steuert hier den Vokalanteil bei, der zwischen Sprechen in der Strophe und Singen im Refrain abwechselt.
Jason Swinscoe und sein langjähriger musikalischer Partner und Produzent Dominic Smith haben wieder abwechslungsreiche Stücke erschaffen, und das nicht nur auf Grund der wechselnden Gast-Vokalisten bei fünf der sieben Songs. Das neunminütige, instrumentale “Lessons” ist der erste etwas avantgardistischere Track der Scheibe, geht es doch teilweise gerade in puncto Rhythmik recht wild zu, während die Basis eher auf monotonere Wiederholungen baut.
Das siebenminütige “Wait For Now / Leave The World” mit der schönen Stimme der britischen Neo-Soul-Sängerin Tawiah kommt dann wieder sehr chillig daher, und diese Stimmung wird vom instrumentalen Sechsminüter “The Workers Of Art” aufgegriffen, welches auf ambientartige Ruhe und opulente Streicher setzt.
Jazziger wird es dann mit “Zero One / This Fantasy”, welches mit Gastsänger Grey Reverend aufgenommen wurde, den man von Bonobos “First Fires” kennen könnte. Das sieben Minuten lange Stück wechselt Ruhe mit lauteren, düsteren Momenten ab. Abschließend gibt es mit dem über elf Minuten erklingenden “A Promise” die längste Nummer der Scheibe, und hier ist die Britin Heidi Vogel am Mikro zu hören, die einst für den Cirque du Soleil sang und ja auch schon einige Jahre mit The Cinematic Orchestra als feste Vokalistin unterwegs war. In der ersten Hälfte des Stücks geht es sphärisch getragen zu, in der zweiten hämmern einem dann wilde Percussions um die Ohren und auch die sonstigen Klänge sorgen für einen energetischen Abschluss. Alles in allem ein typisches Album des Kollektivs, denn Jason Swinscoe schert sich nicht um aktuelle Trends oder Mainstream, sondern bastelt weiter Stücke für Hörer, die noch die Zeit zum Hinhören haben und sich stimmungstechnisch nicht einschränken wollen.
Hier ist The Cinematic Orchestra live zu sehen – Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).
23.05.2019 Berlin, Astra
24.05.2019 Köln, Live Music Hall
cinematicorchestra.com
facebook.com/cinematicorchestra
Bewertung: 7 von 10 Punkten
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