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The Specials bieten abwechslungsreiche Adaptionen von Protestsongs

Autor: Tobi

The Specials "Protest Songs 1924 – 2012"

The Specials

“Protest Songs 1924 – 2012”

(CD, Island Records, 2021)

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Nachdem die Ska-Band The Specials mit ihrem Debütalbum “Specials” 1979 in der britischen Heimat Platz 4 der Charts erobern konnten, ließ die Combo ein Jahr später das mit Rang 5 ebenfalls sehr erfolgreiche “More Specials” folgen – um sich dann aber auch schon kurz danach aufzulösen.

Die beiden Frontmänner Terry Hall und Neville Staple gründeten die Band Fun Boy Three, Keyboarder und 2 Tone Records-Gründer Jerry Dammers versuchte mit einer The Special AKA genannten Formation an alte Erfolge anzuknüpfen, das Album “In The Studio” schaffte dies 1984 aber nicht annähernd, auch wenn die Single “Free Nelson Mandela” durchaus gut chartete.

Nachdem es in den 90ern eine erste Reunion von vier Band-Mitgliedern inkl. Neville Staple, aber ohne Terry Hall unter dem Namen Specials MkII gab, reformierte Hall die Combo mit etwas kompletterem Line-Up 2008. Im Jahr darauf gab es zum 30-jährigen Bandjubiläum eine Tour der Specials und auch in den Jahren danach weitere Konzerte sowie ein Live-Album.

2013 dann stieg Staple aus, ein Jahr später Gitarrist Roddy Radiation, und Drummer John Bradbury verstarb 2015. Hall wollte die Idee eines neuen Studioalbums allerdings nicht begraben, musizierte mit Gitarrist Lynval Golding und Bassist Horace Panter als alten Kollegen und mehr als eine Hand voll zusätzlicher Musiker weiter. Mit “Encore” erschien dann 2019 tatsächlich das erste The Specials Album seit 38 Jahren – und erreicht Platz 1 der britischen Charts.

The Specials (© Universal Music)

(© Universal Music)

Zwei Jahre später legen The Specials nun nach und präsentieren “Protest Songs – 1924 − 2012”. Sang die Band seit ihrer erfolgreichen Anfangszeit schon immer über Rassismus, Arbeitslosigkeit und Ungerechtigkeit, so gibt es in der heutigen Zeit natürlich genug Themen und Missstände, um weiter zu protestieren.

Wie der Titel schon vermuten lässt, bietet die Band Adaptionen von Protestsongs, die zwischen 1924 und 2012 entstanden sind. Die 46 Minuten der Standard-CD (eine Deluxe-Variante existiert mit zwei Bonus-Tracks) werden vom schmissigen “Freedom Highway” eröffnet, 1965 als Bürgerrechts-Hymne von The Staple Singers veröffentlicht, und schon hier hört man, dass mit Hannah Hu eine Sängerin zur Truppe gestoßen ist, die bei mehreren Stücken zusammen mit Terry Hall singt.

Auch das rockig angehauchte Gospel-Spiritual “Ain’t Gonna Let Nobody Turn Us Around”, das Blues mit Rock ‘n’ Roll fusionierende “My Next Door Neighbor” von Jerry McCain, das im Midtempo mit betörender Basslinie treibende “Trouble Every Day” aus der Feder von Frank Zappa, die Folknummer “Soldiers Who Want To Be Heroes” von Rod McKuen und auch “Black, Brown And White” von Bill Broonzy kommen mit Elan daher.

Ansonsten wird aber auch ruhig protestiert, wobei die schöne Version von Leonard Cohens “Everybody Knows” noch am ehesten im guten alten Ska-Stil angelegt ist, während es insgesamt sehr facettenreich zwischen Singer/Songwriter-Gitarrenpop, rockigen Momenten, Folk und anderen Stilen zugeht. Ob Malvina Reynolds’ “I Don’t Mind Failing In This World” über die Erwartungshaltung anderer, das ebenfalls von ihr stammende “I Live In A City” über das Zusammenleben von Menschen verschiedenster Herkunft, das mit Bläsern und Trommeln angerichtete, vor allem von Hannah gesungene Talking Heads-Cover “Listening Wind”, Chip Taylors “Fuck All The Perfect People” oder die abschließende Menschenrechtshymne “Get Up, Stand Up” von Bob Marley und Peter Tosh – The Specials wissen Wut auch in leiseren Tönen zu vermitteln. Eine gelungene Scheibe, die beweist, dass die Geschichte der Specials noch nicht zu Ende erzählt ist.

www.thespecials.com
facebook.com/thespecials

Bewertung: 8 von 10 Punkten

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