The Voidz
“Virtue”
(CD, Cult Records, 2018)
Mit den 59 Minuten von “Virtue” legen The Voidz den Nachfolger zu ihrem hochgelobten 2014er-Debüt “Tyranny” vor. Damals veröffentlichten sie die Scheibe noch als Julian Casablancas + The Voidz, nun aber ist wohl klar, dass das Ganze für Julian neben seiner Funktion als Frontmann bei The Strokes nicht ein Projekt sein soll, in dem er als Gast agiert. Er integriert sich mit dem Namenswechsel also voll in die Band, und diese hat es gleichzeitig nicht mehr nötig, ihn als Namedropping nach vorne zu stellen.
In Los Angeles hat er mit Jeramy “Beardo” Gritter (Gitarre), Amir Yaghmai (Gitarre), Jacob “Jake” Bercovici (Bass, Keyboards), Jeff Kite (Keyboards) und Alex Carapetis (Drums) 15 neue Songs eingespielt, produziert hat Grammy-Gewinner Shawn Everett (Alabama Shakes, The War On Drugs).
“Unser Ziel war es, eine Platte aufzunehmen, die einem größeren Publikum genauso viel Spaß bereitet, wie uns das erste Album ‘Tyranny’ gemacht hat”, erklärt Julian und fügt an: “Das Ganze ist immer noch ein Strudel aus verschiedenen Stilen, ich denke, vielleicht sogar die vielseitigste Scheibe, an der ich je teilgenommen habe. Da gibt es einen Song für jeden.”
Die vorab bereits veröffentlichten fünf Singles unterstreichen das mächtig. Der Opener “Leave It In My Dreams” liegt noch eher im handelsüblichen Indie-Pop-Rock, packt einen mit seinem gemütlichen Klang und relaxtem Charme. Die zweite Single “QYURRYUS” ging mit ihren hämmernden Beats und psychedelischen, durch den Verzerrer gejagten Klängen, dazu mal düsterem, mal hohem, mal sogar mit dem ungeliebten Autotune-Effekt belegtem Gesang hypnotisch in eine ganz andere Richtung, war aber spektakulär spannend. Die dritte Single “Pointlessness” findet man auf der CD ganz am Schluss mit ihrem sphärisch zwischen Chill und Dunkelheit balancierenden Ambiente, was einen gut in den Song saugt. “All Wordz Are Made Up” groovt mächtig ab als Mixtur aus Beat-Percussion, Soul, Garage-Indie und sogar HipHop-Anleihen, die bei “ALieNNatioN” in den Rhythmen noch klarer zu erkennen sind, während das Stück ansonsten getragen dahin fließt, durchsetzt mit Klängen, die sicher stellen, dass es nicht zu entspannend zugeht.
Und das ist noch nicht alles. Die einen Tag vor der Album-Veröffentlichung noch abgelieferte, sechste Single “Pyramid Of Bones” haut einem fetzigen Punkrock um die Ohren und zeigt, bis zu welchem Härtegrad hier musiziert wird. Mehr krachige Momente gibt es mit “One Of The Ones”, “Black Hole” und “We’re Where we Were”, im Kontrast mehr relaxte Stücke mit “Permanent High School”, “Lazy Boy”, “Pink Ocean” und dem folklastigen, erzählerischen “Think Before You Drink”. Mit “Wink” und “My Friend The Walls” findet man noch interessante Songs mit mehr Rhythmus-Fokus und experimentellen Momenten. Diese finden sich aber ja bei vielen der Songs – was für eine starke, interessante und abwechlsungsreiche Scheibe!
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