Vraell
“Once A Blue Hour”
(Album, Nettwerk, 2025)
Wenn der in London lebende Singer/Songwriter Vraell sein Debütalbum “Once A Blue Hour” betitelt, dann bezieht er sich hiermit auf die Stunde der Frühlings- oder Sommerdämmerung, in der der azurblaue Himmel so langsam in die Dunkelheit des Abends und der Nacht übergeht und in der ihm die besten Ideen für seine Lieder kommen, mit denen er die Stille füllt oder bespielt.
Seine Stücke erarbeitet Alessio Scozzaro, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, vor allem mit der Gitarre. Diese spielt er schon seit Kindheitstagen, bevor er dann klassische Musik studierte, später eine Musikhochschule besuchte. Als Straßenmusiker entdeckte er dann seine Leidenschaft für das Experimentieren mit dem Instrument, und so vermischt er die akustische Gitarre nun mit elektronischen Klängen und Rhythmen zu einem abwechslungsreichen, interessanten Erlebnis.

(© Vraell)
Zehn Tracks sind auf den 34 Minuten des Longplayers zu finden und mit der “ladybird (prelude)” – ja, sie sind allesamt kleingeschrieben – geht es stimmungsvoll los, wenn sich zu Gitarre und Synthieflächen auch Streicherklänge gesellen. Hier sind noch keine Schlagzeugrhythmen zu hören, dafür aber dann im folgenden “watercolour blush”, das auch mit sanftem Gesang versehen ist und im Midtempo leicht groovend angenehm ins Ohr fließt, gleichzeitig die druckvollste Nummer des Albums darstellt.
Das erste der vier vorausgeschickten Stücke erklingt dann mit “waste”, welches wieder schlagwerkfrei eine feine Lagerfeuernummer ist, wenn auch klanglich etwas voller arrangiert. Schon jetzt weiß man also, dass es hier abwechslungsreich zugeht, was sich auch weiter bestätigen soll.
Stücke wie “fever call” oder “leo’s waltz” zeigen, wie flink Vraell mit seinen Fingern die Gitarre bedienen kann, was sich sehr gut anhören lässt und worüber er beim erstgenannten sphärisch effektbehangenen, fast gehauchten Falsett-Gesang legt – oder auch nicht wie später bei “the blue hour”, wo stattdessen wieder Streicher ergänzen.
Bei “halfway crest” ist es dann wieder Stimme, wobei diese Nummer zunächst ruhiger angesetzt ist, bis sich dann geschickt gesetzte Rhythmen dazu gesellen, was ein hypnotisch anmutendes Ganzes ergibt.
Dass die Gitarre aber nicht immer im Fokus stehen muss zeigt “quattro”, das von blubbenden Elektroklängen dominiert wird, zu denen die Saiten dann nur als Ergänzung ganz langsam dazu kommen, ebenso wie Flächen. Das Experimentieren ist also immer wieder mal präsent, mehr oder weniger.
Mit den Stücken von “Once A Blue Hour” soll der mit sizilianischen Wurzeln ausgestattete Scozzaro seine innere Zerrissenheit und die Suche nach sich selbst verarbeiten, verknüpft die Instrumente auf dem Weg durch die Irrungen und Wirrungen des Lebens.
Ein weiteres respektables Ergebnis dieser Selbstfindung ist in jedem Fall “rib:cage”, wo Alessio auch wieder flott punktiertes Gitarrenspiel mit entspannter Atmosphäre verbindet, was eine sehr angenehme Mischung ergibt, zu der sich dann noch einzelne Schlagzeugakzente gesellen. Mit dem getragenen Midtempostück “bare” wird ein Debütalbum abgeschlossen, das abseits von Chartbestreben gut zu gefallen weiß und sich mit eigenem Stil bestens durchhören lässt.
Hier ist Vraell live bei uns zu erleben:
08.05.2025 Köln, Jaki
09.05.2025 Hamburg, Turmzimmer
10.05.2025 Berlin, Privatclub
vraell.com
facebook.com/vraellmusic
instagram.com/iamvraell
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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