Element of Crime
“Morgens um vier”
(CD, Vertigo, 2023)
In der Einleitung zum Interview mit Element of Crime anlässlich des Erscheinens ihres neunten Albums “Psycho” schrieb ich einst: Seit 1986 kann man die Jungs aus Berlin auf Tonträgern bewundern, und schon lange schnalzen nicht nur Fans – die ja sowieso -, sondern vor allem Kritiker beim Namen der Band mit der Zunge, gibt es doch kaum eine deutsche (und ab dem fünften Album auch komplett deutschsprachige) Formation aus dem Pop- oder Rockbereich, die musikalisch und textlich so zu überzeugen weiß.
Das war 1999 – und schlanke 24 Jahre später hat sich hieran nichts geändert, wenn nun mit “Morgens um vier” das – wenn man die Sammlung von Coverversionen “Fremde Federn” aus dem Jahr 2010 mitzählt – 16. Studioalbum vorliegt. Nachdem Element of Crime zwischenzeitlich mal etwas rauer daher kamen und die spätestens seit dem genialen Longplayer “Weißes Papier” (1993) geliebten, chansoneskes Flair unterstützenden Klänge von Instrumenten wie Trompete oder Akkordeon ein wenig vernachlässigten, befinden sie sich schon länger wieder in ihrem allergroßartigsten Element und verzaubern auch auf ihrem neuen Album wieder mit melancholischem, im Tempo gemütlich angerichtetem Rock und wunderbaren Texte.
In diesem typischen Stil und zudem folkrockig kam Anfang Februar bereits das textlich geschärfte “Unscharf mit Katze” als erster Vorbote daher, über eine Welt, in der schon lange nicht mehr in Ordnung ist, in der es aber immer noch Träume gibt.
Mit der Single eröffnen Frontmann und Texter Sven Regener (Gesang, Gitarre, Trompete, Hammond-Orgel), Jakob Ilja (Gitarre, Bariton-Gitarre, Klavier), Markus Runzheimer (Bass, Percussion) und Richard Pappik (Schlagzeug, Percussion, Mundharmonika) das Album, zu dem außerdem Ekki Busch (Akkordeon), Rainer Theobald (Saxophon, Klarinette) und Petra Bonmassar (Background-Gesang) beigetragen haben und das von Patrik Majer gut produziert wurde.
Mitte März folgte “Dann kommst du wieder”, in dem Regener und Tobias Bamborschke von Isolation Berlin im Duett singen, über eine ersehnte Rückkehr, über Liebe und Glück. “Dieses Lied muss unbedingt überall immer gehört werden. Es macht glücklich und hält die Fahne der Hoffnung hoch. Besser geht’s nicht!”, schrieben Element of Crime zur Veröffentlichung, und der optimistische Song lässt sich auch wunderbar anhören.
Dazwischen heißt es “Ohne Liebe geht es auch”, wobei festgestellt wird: “Das Leben ohne Liebe ist nicht so einfach, wie du glaubst.” Genau, und daher spielt die Liebe auch wieder eine große Rolle in den Texten der Scheibe, ebenso wie das Leben an sich, und hierüber sinniert kaum jemand in schöneren Worten als Regener. Es fällt wieder leicht, sich in die Songs zu verlieben, und in einzelne Zeilen wie “Wer braucht alte Sofas, wenn du nicht drauf sitzt? Wer braucht schöne Lieder, wenn du sie nicht singst?” in “Wieder Sonntag”, “Liebling, setz die Segel und fahr mit mir hinaus auf das weite wilde Meer unserer Zukunft, immer schnurgeradeaus zu neuen Ufern, durch Wellengang und Sturm, zusammen an den Mast gebunden und wie neu geboren” im verliebten “Nur der Anfang” oder “Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, sagst du, und nur eine Nacht, auch wenn sie schön war, sagst du, macht noch lange nicht ein altes Liebespaar aus uns beiden – obwohl das nicht das Schlimmste wär” in “Liebe ist nur ein Wort”.
Melancholie spielt wieder eine wichtige Rolle, ob in “Kaltes Herz” oder im durch Saxophon bereicherten Titelsong “Morgens um vier” über eine nächtlich stille Stadt, aber immer wohnt den Stücken auch viel Schönheit inne, ob sich nun an ein Lied aus alten Tagen erinnert wird oder es beim Blick auf düstere Momente schlicht heißt: “…doch mit dir zu sein, ist wundervoll.”
“In der Kunst kann das Traurige auch schön sein und ist schön, während im richtigen Leben ist das Traurige eben nicht schön. Gerade diese Funktion von Kunst ist glaube ich sehr wichtig, dieses Tröstende, das Leben zu feiern, wozu das eben auch gehört”, erklärte Sven Regener in einem beachtliche über drei Minuten langen Beitrag zur Album-Veröffentlichung im ZDF heute journal und fügte an: “Wir können die Welt nicht schlauer machen. Wir können sie nicht besser machen in dem Sinne, dass sie weniger der Scheißhaufen ist, der sie nunmal ist. Aber wir können sie ein bisschen schöner machen.”
Und das machen Element of Crime wieder, die sich mit Stücken wie “Was mein ist, ist auch dein” oder dem mit Mundharmonika aufwartenden “Alles in Ordnung” zusätzlich zu den bereits erwähnten “Dann kommst du wieder” und “Nur der Anfang” ja auch bewusst gar nicht selten von der Traurigkeit abwenden. Ein weiteres starkes Album einer Band, die man immer gerne hört, wieder und wieder.
Hier sind Element of Crime live zu erleben:
21.08.2023 Berlin, Privatclub (ausverkauft)
22.08.2023 Berlin, Lido (ausverkauft)
23.08.2023 Berlin, SO 36 (ausverkauft)
24.08.2023 Berlin, Admiralspalast (ausverkauft)
25.08.2023 Berlin, Zitadelle Spandau
27.08.2023 Bochum, Zeltfestival Ruhr
05.09.2023 Hamburg, Laeiszhalle (ausverkauft)
06.09.2023 Hamburg, Laeiszhalle (ausverkauft)
14.09.2023 Köln, Open Air am Tanzbrunnen
15.09.2023 Münster, Jovel Music Hall
16.09.2023 Dresden, Freilichtbühne Junge Garde (ausverkauft)
17.09.2023 Leipzig, Haus Auensee
18.09.2023 Erfurt, Alte Oper
21.09.2023 A-Wien, Wiener Konzerthaus (ausverkauft)
22.09.2023 A-Wien, Wiener Konzerthaus (ausverkauft)
23.09.2023 München, Isarphilharmonie (ausverkauft)
24.09.2023 A-Salzburg, SZENE Salzburg
26.09.2023 Nürnberg, Meistersingerhalle
27.09.2023 Stuttgart, Liederhalle
28.09.2023 CH-Zürich, Kaufleuten
29.09.2023 CH-Zürich, Kaufleuten
30.09.2023 CH-Bern, Casino
02.10.2023 Frankfurt, Alte Oper
03.10.2023 Bielefeld, Lokschuppen
05.10.2023 Hannover, Theater am Aegi (ausverkauft)
06.10.2023 Bremen, Glocke (ausverkauft)
07.10.2023 Bremen, Glocke (ausverkauft)
www.element-of-crime.de
facebook.com/ElementOfCrime
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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