Alan Parsons – früher ein großer Name, heute wohl nicht mehr als ein Überbleibsel aus alten Tagen? Diesen Anschein konnte ich fast bekommen, wenn ich erzählte, daß ich zu Alan Parsons gehe. Nicht selten warf man mir ein “wer soll’n das sein?” entgegen aus Kreisen von Menschen um die 20 Jahre. Bin ich wirklich schon so alt mit meinen 28, oder ist Alan Parsons heute wirklich so sehr abgetaucht? Na gut, wenn ich “Don’t Answer Me” anstimmte oder auf die Einmarschmusik der Chicago Bulls hinwies, so konnte man wenigstens ein “ach der ist das” erarbeiten. Nun, die Glanzzeiten von Alan Parsons sind wirklich einige Zeit her. Scheiben wie “Eye In The Sky”, “Pyramid” oder “Ammonia Avenue”, Songs wie “Eye In The Sky”, “Prime Time” oder die Instrumentals “Sirius” oder “Lucifer”, das waren goldene Zeiten des Alan Parsons Project, vor allem geprägt durch die Zusammenarbeit mit Eric Woolfson, bei Songwriting und als Sänger. In den 90er-Jahren hat Alan Parsons keine großen Erfolge mehr feiern können. Ich bin also wirklich alt, na gut. Wie dem auch sei, die neue CD ist bis auf einige Songs wirklich anständig, und so freue ich mich auf das Konzert.
Die Columbiahalle ist bei weitem nicht voll, was aber auch daran liegen könnte, daß der Gig kaum angekündigt wurde, so kommen natürlich auch nicht viele Leute. Es hat sich also eine überschaubare Menge an Fans eingefunden, optisch auch durchaus erkennbar älteren Semesters, ha, bin doch nicht alt. Das Konzert selbst gefällt mir sehr gut, sieht man mal vom grausigen Instrumental-Billig-Dance-Trance-Titelstück der neuen CD “The Time Machine” als Opener ab, aber dieses übersteht man schnell. Es folgt eine etwa 100-minütige Show, die mehr eine “Best Of” ist als ein Gig zum neuen Album, von dem vielleicht fünf Songs gespielt werden, mehr nicht.
Gast-Star Tony Hadley singt nicht nur “Out Of The Blue”, wie auf der neuen Scheibe, sondern man bekommt auch gleich noch die drei größten Hits von Spandau Ballet zu hören, “True”, “Gold” und “Through The Barricades”, nicht schlecht, denn stimmlich ist Tony immernoch großartig in Form, und auch sonst bringt er gute Stimmung auf die Bühne, was die anderen Musiker um den sympathischen, großen, ruhigen Bären Alan Parsons aber auch tun. Vor allem Gitarrist Ian Bairnson besticht durch Beherrschung seines Instruments, und auch am Saxophon zeigt er einmal Fähigkeiten. Als Sänger der nicht-instrumentalen Stücke fungiert Neil Lockwood, und auch er macht seine Sache prima, so daß die Stimmung im Saal gut ist und man sich freut, die alten Stücke in guter Liveperformance zu hören, teilweise der Albumversion ähnlich arrangiert, teilweise mit Solis versehen. Klasse Konzert, das jedem alten Alan Parsons-Fan, aber auch jedem Spandau Ballet-Fan gefallen müßte. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß und fühle mich ganz und gar nicht alt.