Das englische Kollektiv Archive gehört nun bereits seit 25 Jahren zum Spannendsten und Besten, was die Musikszene zu bieten hat. Zur Feier des Jubiläums veröffentlichten sie im Mai die Vierfach-CD “25” (lies unsere Rezension hier) als Werkschau, aber auch mit stattlichen acht neuen Songs. Gleichzeitig wurde eine ausgedehnte Tour verkündet, bei der sie oftmals mal nicht in Hallen zu sehen sind, sondern auch in bestuhlten Konzertsälen und Theatern.
Am Abend des 20. September 2019 gastierten Archive im Essener Colosseum Theater, wo sonst eher Musicals und Shows zu sehen sind und man als Zuschauer in plüschigen, roten Sitzen verweilt, anstatt zu stehen. Das ist zwar gemütlich und garantierte gute Sicht, jedoch spielen Archive natürlich auch viele Songs, die zum Bewegen animieren – mit Sicherheit der einzige Grund, warum einzelne Sitze frei blieben, greifen die tanzfreudigen Fans dann doch bestimmt lieber zu Tickets für das im Oktober folgende Konzert im nicht zu weit entfernt liegenden Kölner E-Werk (siehe unten).
Auch wenn hier und dort mal ein Sitz frei blieb, das knapp 1.500 Zuschauer fassende Theater war insgesamt gut gefüllt, als es pünktlich um 20 Uhr – wie es sich für ein Theater gehört – mit einem langen, sphärischen Intro los ging. Was im Vorfeld ja bereits klar war und den Wünschen aller Fans entspricht, bestätigte sich dann gleich bei “You Make Me Feel” – Maria Q ist bei dieser Tour wieder als Sängerin dabei, wurde hier dann von der zuletzt als Hauptsängerin agierenden Holly Martin im Hintergrund unterstützt.
Wenn nicht gerade Pollard Berrier oder Dave Pen sangen, war mal Maria im Fokus wie beim großartigen “Collapse/Collide”, mal Holly wie beim energetischen “Kid Corner” oder der wundervollen Ballade “End Of Our Days”. Oft aber sangen natürlich die beiden Frontmänner, wobei Maria und Holly auch mal unterstützend dazu kamen wie bei “Remains Of Nothing”. Mit diesem Song wie auch “Erase” hatten es zwei der neuen Songs von “25” in die insgesamt 18 Tracks umfassende Setlist geschafft, und beide Stücke passten sich bestens ein.
Nur 18 Tracks? Wer Archive kennt, der weiß, dass dies kein kurzes Konzert bedeutet, obwohl zwischen den Songs nicht einmal Pausen eingelegt wurden, sie gingen ineinander über, manchmal auch wunderbar fließend wie bei “Erase” und “Finding It So Hard”. Archive-Songs sind gerne auch mal lang, so dass hier ein zweieinhalbstündiges Konzert geboten wurde, und dieses wusste von der ersten bis zur letzten Minute zu überzeugen.
Im Gegensatz zur 2016er-Tour, bei der die Setlist doch einige Wünsche offen ließ, wurden diesmal zum Jubiläum nur Highlights geboten und das gesamte Konzert war ein einziger Genuss für Fans. Neben den Genannten waren natürlich auch die kreativen Köpfe Darius Keeler – wie immer bewegungsfreudig – und Danny Griffiths an Synthesizern aktiv, standen hierbei weit mehr im Fokus als der zusätzliche Gitarrist und der Bassist, die zumeist im hinteren Bereich der Bühne nahe Drummer Smiley standen.
Auf Projektionen wurde diesmal verzichtet, und das war auch gut so, wurden die Songs mit ihren mal getragenen, mal hypnotischen und mal eruptiv energetischen Momenten doch von einer tollen Lichtershow mit zusätzlichen Lichtstäben und teilweise gewittrigem Stroboskop bestens umhüllt.
“Fuck U”, “Pills”, “Bullets”, “System” und “Dangervisit” – jeder Song überzeugte, und mit den beiden vielleicht besten ihrer Karriere als Zugabe, “Lights” in einer nur wenig gekürzten und “Again” in der kompletten 16-minütigen Version, wurde ein Konzert beendet, das durchgängig zu begeistern wusste.
Die Tour von Archive geht weiter, hier die Daten bei uns. Tickets gibt es z.B. hier bei Eventim (Partnerlink).
24.09. CH-Genf, Alhambra
21.10. Hamburg, Große Freiheit 36
29.10. Leipzig, Werk 2
30.10. Stuttgart, Im Wizeman
31.10. Köln, E-Werk
29.11. CH-Zürich, X-tra
30.11. A-Wien, WUK
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Links:
Website von Archive
Website des Colosseum Theater Essen