Home MusikKonzertberichte Archive feierten mit ihren Fans Songs alter Alben (Köln, 12. Februar 2025)

Archive feierten mit ihren Fans Songs alter Alben (Köln, 12. Februar 2025)

Autor: Tobi
Archive Classic Albums Live 2025 (© Archive)

(© Archive)

Das englische Kollektiv Archive feierte sein 25-jähriges Bandjubiläum 2019 nicht nur mit der wundervollen Werkschau “25” mit bis zu 43 Songs inkl. acht neuer Tracks (lies unsere Rezension hier), sondern auch einer ausverkauften, begeisternden und zu Recht umjubelten Tour (lies unseren Bericht zum Konzert in Essen hier), einem kostenlos zum Download angebotenen Live-Album, dem Longplayer “Versions” mit sehr reduziert und entspannt arrangierten Neu-Interpretationen von einigen ihrer beliebtesten Songs aus den bis dahin zwölf Studioalben (Rezension) und schließlich “Versions: Remixed” (Rezension) mit Remixen zu diesen alternativen Versionen.

Das 30-Jährige konnte sinnvollerweise natürlich nicht im gleichen Maße gewürdigt werden, nach dem neuen 2022er-Doppelalbum “Call to Arms and Angels” (Rezension) und dazugehöriger Tour (auch hierzu haben wir einen Konzertbericht) hatte man hierfür aber dann eine ganz andere Idee. Im November 2024 erschienen mit “You All Look The Same To Me” (2002), “Noise” (2004), “Controlling Crowds I-III” und “Controlling Crowds IV” (beide 2009) gleich vier Alben aus der Vergangenheit als Deluxe Editionen, remastered und mit diversen bislang unveröffentlichten Stücken aus der jeweiligen Zeit.

Passend hierzu wurde eine “Classic Albums Live”-Tour angesetzt, um in wenigen ausgewählten Städten immer zwei von ihnen an einem Abend zu spielen. Zu den acht zuerst verkündeten Orten, in denen dank je zweier Abende alle vier Alben zelebriert werden, gehören neben London, Brüssel oder Paris auch Zürich und Berlin. Hinzu kamen dann noch einzelne Tourdaten, um zumindest zwei Alben zu feiern, und zu diesen gehörte auch der Termin am 12. Februar 2025 im Kölner Carlswerk Victoria, wo Songs der Alben “You All Look The Same To Me”und “Controlling Crowds I-III” auf dem Programm standen.

Die ca. 1.600 BesucherInnen fassende Halle war dann auch gut gefüllt, als Archive um Punkt 20 Uhr mit dem Zehnminüter “Controlling Crowds” loslegten und bewiesen, dass es doch noch Acts gibt, die zur angegebenen Zeit aufspielen. Die Band hatte sich aber ja auch einiges vorgenommen. Auf Projektionen im Hintergrund wurde verzichtet, dafür wurde die Bühne mit einer abwechslungsreichen, starken Lightshow und Trockennebel ebenso stimmig wie stimmungsvoll ausgeleuchtet, immer gut zur Musik passend, bis hin zu Stroboskop-Gewittern bei den rockig besonders ausbrechenden Passagen.

Archive live in Köln 2025 (© Tobias Matkowitz)

Archive live in Köln 2025 (© Tobias Matkowitz)

Das Grundgerüst des von ruhig bis härter, von elektronischen Klängen bis Rock und hier damals auch Rap massive Vielseitigkeit aufbietenden Kollektivs bildeten wieder sieben Musiker, mit den Bandgründern und musikalischen Masterminds Darius Keeler und Danny Griffiths rechts und links an ihren Keyboards, Samplern und Synthies, den beiden Sängern und Gitarristen Dave Pen und Pollard Berrier, die mit ihnen schon lange den festen Kern bilden und fast das ganze Konzert über präsent waren, dazu die ebenfalls treuen Drummer Steve “Smiley” Barnard, Bassist Jonathan Noyce und als weiterer Gitarrist Mick Hurcombe im Hintergrund. Nach dem nachfolgenden, rockigen “Bullets” und dem ebenfalls treibenden “Kings of Speed” wurde es dann spannend, als mit “Quiet Time” der erste Song mit Rap-Vocals anstand, fanden solche doch auf den letzten Alben nicht mehr statt, und auch im Rahmen der “25”-Tour wurden diese alten Stücke ausgespart. Zum Album “Controlling Crowds I-III” aber gehört er definitv dazu, und Archive hatten mit Giant anstelle des damaligen Rosko John einen guten Rapper mit am Start, der auch “Bastardised Ink” und später “Razed to the Ground” bestens und mit viel Schwung meisterte.

Für den weiblichen Gesang in Songs wie dem hypnotisch getragenen, in grünes Licht gehüllten “Collapse/Collide”, “Whore” oder “Now and Then” war die erst zum 2020er-Album “Versions” zum Kollektiv gestoßene Lisa Mottram dabei. Der eine oder andere hätte sich Maria Q erhofft, aber auch Lisa machte ihre Sache gut – und nein, auch der damalige Sänger Craig Walker ist nicht mit auf der Tour, was aber auch zu erwarten war. Dass Dave Pen und Pollard Berrier bei “You All Look The Same To Me” noch gar nicht zu Archive gehörten, spielte ebenso keine Rolle, sie sind aus dem Kollektiv nicht mehr wegzudenken und füllten die Songs mit Leben, als wären sie damals schon dabei gewesen.

Archive sind live immer wieder ein Genuss und man kann in ihre Songs quasi eintauchen, vor allem natürlich in die langen, manchmal fast hypnotisch gefangen nehmenden, von denen es einige gibt. So schlossen dann nach den überraschend eingebauten “Pills” und “Lines” von “Controlling Crowds – Part IV” auch das tolle, geliebte “Again” mit seinen 15 Minuten und der Achtminüter “Dangervisit” einen hervorragenden, wie immer sehr abwechslunsgreichen und musikalisch hochklassigen Konzertabend ab, bei dem beide Scheiben nicht komplett gespielt wurden, aber zum großen Teil, womit dann auch zweieinhalb Stunden lang umjubelt abgefeiert wurden.

Hier ein Eindruck von Archive mit “Again” live vom Konzert beim Festival im belgischen Werchter 2024:

Die weiteren Daten der “Classic Albums Live”-Tour von Archive bei uns:

19.+20. Februar 2025 CH-Zürich – Halle 622
21.+22. Februar 2025 Berlin – Tempodrom

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Links:
Facebook-Page von Archive
Website des Carlswerk Victoria Köln

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