Home MusikKonzertberichte Avenged Sevenfold, Disturbed & Chevelle – Kritik des Konzerts in Düsseldorf am 16. Februar 2017

Avenged Sevenfold, Disturbed & Chevelle – Kritik des Konzerts in Düsseldorf am 16. Februar 2017

Autor: Tobi

Avenged Sevenfold, Disturbed & Chevelle live 2017

Mitte Februar 2017 war es sowieso schon mild mit mehr als 10 Grad Celsius – am Abend des 16. aber sollte es in Düsseldorf so richtig heiß hergehen. Ein hervorragendes Metal-Line-Up hatte sich angesagt, um rund 7500 Fans in der ausverkauften Mitsubishi Electric Halle einzuheizen. Avenged Sevenfold kamen als Headliner des Abends, und als Support hatten sie die sonst selbst als Headliner gleich große Hallen füllenden Disturbed und die eher unbekannten Chevelle dabei.

Während draußen noch einige Besucher mit dem ortsüblichen Verkehrschaos auf Grund nicht ausreichender Parkmöglichkeiten kämpften, eröffneten Chevelle um 19 Uhr den Konzertabend. Im Gegensatz zu den Hauptbands des Abends sind Chevelle in Deutschland noch nicht so bekannt, und so nutze das Trio aus Illinois die Chance, sich einem größeren Publikum vorzustellen. Knapp 30 Minuten hatte die Familienbande hier leider nur zur Verfügung. Gegründet wurde die Combo 1995 von den drei Brüdern Pete (Gesang, Gitarre), Sam (Schlagzeug) und Joe Loeffler, Letzerer wurde allerdings 2005 am Bass durch Dean Bernardini ersetzt, einen Schwager. Acht Studioalben haben die Jungs seit 1999 veröffentlicht, zuletzt im Sommer 2016 “The North Corridor”. Mit dieser Scheibe gelang es ihnen bereits zum vierten Mal, die Top Ten in den USA zu erklimmen, und in Düsseldorf nutzen sie die Chance, in der Kürze der Zeit einige ihrer besten Songs und damit sich selbst näher zu bringen. Ihren Durchbruch hatten Chevelle mit der Single “The Red” aus dem Album “Wonder What’s Next” (2002), welches sie leider hier ausließen. In Düsseldorf spielten sie statt dessen das ebenfalls erfolgreiche “The Clincher” und “Another Know It All” aus dem 2005er-Werk “This Type of Thinking (Could Do Us In)”. Zwei Stücke gab es zudem aus dem 2012er-Album “Hats Off To The Bull” mit dem Titelsong und “Face To The Floor”, und “An Island” aus der 2014er-Scheibe “La Gárgola”. Aus dem aktuellen Album spielten sie zudem noch “Door To Door Cannibals”. Chevelle heizten dem Publikum mit einer verhältnismäßig kleinen aber feinen Lightshow gut ein und Frontmann Pete wusste zudem mit seiner Stimme zu überzeugen. Der Gig machte Lust auf mehr und war ein weiterer Beweis, dass es in den USA abseits der weltweit bekannten Bands noch viele weitere gute gibt, die man noch nicht kennt (wie z.B. auch Cold, die ebenfalls hervorragende Alben veröffentlicht haben, hierzulande aber völlig unbekannt sind). Wer mehr über Chevelle wissen möchte, sollte sich die Videos zu “The Red”; “The Clincher” oder “Door To Door Cannibals” anschauen.

Um 19.55 Uhr betraten Disturbed die inzwischen volle Halle – natürlich wollte niemand ihren Auftritt verpassen. Mit “The Eye Of The Storm” als Intro und “Immortalized” eröffnete die auch schon seit 20 Jahren aktive Band aus Chicago ihr Set und hatte die Fans sofort fest in der Hand. Disturbed überzeugten mit der gewohnten Mischung aus hartem Metal und tollen Melodien, dazu einer guten Bühnenshow mit starken Lichteffekten, einheizenden Flammensäulen und – am wichtigsten – einer spielfreudigen Band, angeführt vom starken Sänger David Draiman. Die Songs stellten einen guten Querschnitt aus den bisherigen sechs Alben dar – das letzte Studioalbum “Immortalized” erschien ja bereits 2015, mit ihm erreichten sie bereits zum fünften Mal Platz 1 der US-Charts, in Deutschland Platz 2. Wohl nur passend zur 2016er-Live-Scheibe “Live At Red Rocks” gab es Disturbed nun also als Support-Act. Aus dem 2000er-Debütalbum “The Sickness” spielten Disturbed “The Game”, “Stupify” und als frenetisch gefeierte, letzte Zugabe natürlich auch den geliebten Klassiker “Down With The Sickness”. Das zweite Album “Believe” (2002) wurde mit “Prayer” und “Liberate” berücksichtigt, aus “Ten Thousand Fists” (2005) gab es neben dem Titelsong “Stricken”. Aus dem 2008er-Werk “Indestructible” spielten Disturbed neben dem Titelsong noch “Inside The Fire”. Von “Asylum” (2010) wurde “Another Way To Die” auserwählt. Die viral gegangene Coverversion des Simon & Garfunkel-Klassikers “The Sound Of Silence” wurde etwa in der Mitte des Konzerts zum Besten gegeben, in besonderem Ambiente, nicht nur weil das Publikum hier mit Smartphones und Feuerzeugen ein Lichtermeer erzeugte. In warmes Licht gehüllt spielte Drummer Mike Wengren hier nur an der Trommel mit kleinem Musikerkreis, Gitarrist Dan Donegan bediente das Keyboard, Bassist John Moyer eine akustische Gitarre – und dazu gesellten sich zwei Streicherinnen mit Violine und Violoncello. Und David Draimans Gesang, der immer stark ist und überzeugt, ging bei diesem Cover richtig unter die Haut. Stark. Die Smartphones kamen dann auf Bitte von Draiman übrigens gleich nochmal zum Einsatz, als bei “The Light” aus dem letzten Studioalbum “Immortalized” die Geräte beim Singen der beiden Titelworte erleuchtet in die Höhe gestreckt wurden – guter Effekt. Vom immer noch aktuellen Album gab es zudem neben den eröffnenden Stücken noch “The Vengeful One”. Klasse Konzert einer hervorragenden Band, mit 65 Minuten natürlich zu kurz, aber als Support ist das ja eine sehr amtliche Länge. Ein schönes Foto und ein kleines Video vom Gig in Düsseldorf haben Disturbed übrigens auf ihrer Facebook-Page veröffentlicht.

Um 21.35 Uhr betraten dann Avenged Sevenfold als Hauptact die Bühne. Bei ihnen wurden dann nicht nur wie bei Disturbed Live-Szenen auf Leinwände rechts und links der Bühne groß gezeigt, auch im Hintergrund gab es Projektionen auf acht zusätzlichen Leinwänden, so dass alle Projektionen zusammen schon ein imposantes Bild abgaben. Hier wurden verschiedene Dinge während des Konzerts gezeigt, mal kleine Geschichten in Comic-Form, mal Weltall oder Totenkopf-Szenarien, mal Feuer, mal wandelnde Fantasiefiguren. Im Zusammenspiel mit einer starken Lightshow eine klasse Aufmachung! Da wollte die Band in nichts nachstehen und lieferte einen tollen, 100-minütigen Gig ab. Frontmann Matthew Sanders stand mit seiner starken Stimme natürlich im Mittelpunkt, aber auch die Gitarristen Synyster Gates und Zacky Vengeance sowie Bassist Johnny Christ und der noch recht neue Drummer Brooks Wackerman sorgten für eine sehr energetische Show mit viel Bewegung. Die musikalische Klasse der Jungs wurde immer wieder mal auch in kleinen Soli besonders herausgestellt, vor allem aber funktionieren sie als Kollektiv bestens. Mit dem epischen, tollen “The Stage”, dem Titelsong und Opener des aktuellen, ganz hervorragenden Albums, eröffneten die Jungs aus Kalifornien ihr Set, welches ebenfalls eine gute Mischung aus Songs der gesamten Bandkarriere war. Bei A7X, wie die Band ja gebräuchlich abgekürzt wird, gab es allerdings noch mehr Songs von der aktuellen Scheibe – die hier aber ja auch weit neuer ist als die von Disturbed. Zu den fünf Stücken gehörten neben “The Stage” noch “Paradigm”, “Angels”, “God Damn” und “Sunny Disposition”, und man merkte, dass die Fans die neue Scheibe schon gut verinnerlicht haben, wurde doch jedes Stück gut abgefeiert. Matthew Sanders war nicht nur stimmlich sehr gut drauf, er interagierte auch mit dem Publikum. Den dritten Song “Hail To The King” widmete er einem Fan, der ein “Let me play guitar”-Schild hoch hielt – Gitarre spielen durfte dieser aber trotzdem nicht. Dazu erzählte er, dass er etwas dehydriert sei und deshalb auch immer wieder mal kurz zwischen den Songs hinter eine Leinwand verschwinden würde, um Wasser zu trinken. Ein paar Mal lobte er das Publikum und bezeichnete den Gig als ihre “best German show ever played”, wobei er sich über die “fucking barricades” inmitten des Publikums aufregte, die den Moshpit doch stören würden. Ein erstes Highlight alter Songs war “Afterlife” vom selbstbetitelten 2007er-Album, von denen sie zudem noch “Almost Easy” und später in den Zugaben “A Little Piece Of Heaven” spielten. Von den ersten drei Alben schaffte es jeweils nur ein Song in die Setlist. Vom Debütalbum “Sounding The Seventh Trumpet” (2001) wurde “Warmness On The Soul” zum Besten gegeben, vom 2003er-Werk “Waking The Fallen” gab es das tolle “Unholy Confessions” als Abschluss des Konzerts, von “City Of Evil” (2005) wurde “Bat Country” gespielt. Zwei Stücke gab es von der tollen 2010er-Scheibe “Nightmare” mit dem grandiosen Titelsong und “Buried Alive”, drei von “Hail To The King” (2013) mit dem oben erwähnten Titelsong, “Planets” und “Acid Rain”. Die starken, interessanten Strukturen der Songs bereiteten auch im Konzert Freude, das Gesamtpaket stimmte hier voll und ganz – ebenso ein großartiger Gig. Zwei davon an einem Abend, dazu Chevelle – was will man mehr.
_____________________
Links:
Website von Avenged Sevenfold
Website von Disturbed
Website von Chevelle
Website der Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf

Related Articles