Nachdem die Editors im Oktober 2019 das Best-Of-Album “Black Gold” (lies unsere Rezension hier) veröffentlichten, das mit drei neuen Songs und zusätzlichen Akustik-Aufnahmen einiger Stücke veredelt wurde, freuten sich die Fans umso mehr, als eine Tour zur Scheibe verkündet wurde. Nachdem diese tags zuvor in Paris gestartet wurde, fand der zweite Gig am milden Abend des 31. Januar 2020 in Düsseldorf statt, und die Mitsubishi Electric Halle war dann auch entsprechend gut gefüllt.
Nachdem die Whispering Sons um Sängerin Fenne Kuppens es als Vorband nicht schafften, die Menge mit ihren doch zu ähnlich arrangierten, von wummerden Beats getriebenen Indie-Songs in Begeisterung zu versetzen, betraten die Editors um 21 Uhr die Bühne und zeigten, wie man das Publikum vom Start weg in beste Laune versetzen kann, ohne irgendwelche Mitklatsch-Animation oder sonstige Spielereien zu benötigen.
Ein Grund hierfür ist natürlich Sänger, Gitarrist und Pianist Tom Smith, der zusätzlich zu seiner tiefen, hervorragenden Stimme und Klasse an den Instrumenten mit Charisma und Ausdrucksstärke gesegnet ist, somit also einen optimalen Frontmann abgibt. Der zweite Grund sind starke, abwechslungsreiche Songs, die er im bestens eingespielten und harmonisch wirkenden Verbund mit Russel Leetch (Bass, Synths), Ed Lay (Schlagzeug, Percussions), Justin Lockey (Gitarre) und Elliott Williams (Gitarre, Keyboard) verabreichte, eingehüllt in eine genau richtig dosierte Show aus Lichtern und Nebel.
Da man bei Bands, die schon eine ganze Weile existieren, während einer Tour zu neuen Studioalben ja immer den einen oder anderen Lieblingssong alter Tage vermisst, konnte man sich hier nun umso mehr auf ein Feuerwerk an Singles und Favoriten freuen, und dieses gab es dann auch. Die Indie-Rocker legten mit “An End Has A Start”, “Bullets”, “Bones” und “Escape The Nest” – allesamt von ihren ersten beiden Alben aus den Jahren 2005 und 2007 – gitarrenlastig los, bevor sie mit “Magazine” eine aktuellere Nummer vom letzten, sechsten Album “Violence” (2018) einbauten.
Den Start des groovig angerichteten “Upside Down” als neues Stück von “Black Gold” lieferte Tom ruhig am Piano, wohin er dann im Laufe des Songs auch immer wieder zurück kehrte. Mit “Violence” wurde dann eine von elektronischen Klängen geprägte Phase eingeleitet, und die mit fetten Knarzklängen aufwartende, energetische Single “Frankenstein” (ebenfalls neu) ging dann auch gleich fließend in den Hit “Papillon” aus dem Jahr 2009 über. Kein Wunder, dass nun auch mächtig getanzt wurde im Publikum.
Mit der sphärischen Midtempo-Nummer “Ocean Of Night” wurde das Energielevel dann herunter gefahren, und für “The Weight Of The World” griff Tom zur Akustikgitarre und sang dieses ohne den Rest der Band, was seine tolle Stimme noch einmal besonders heraus stellte. Auch den Beginn von “Spiders” intonierte er alleine, die Kollegen stiegen dann aber nach 30 Sekunden mit ein und das Klangbild des wunderbaren Midtempo-Stücks wurde immer dichter.
Mit “A Ton Of Love” und “Formaldehyde” wurde es dann wieder rockig, und nach dem treibenden “Fingers In The Factories” wurde es mit dem getragenen “Walk The Fleet Road” und dem an Intensität gewinnenden “You Are Fading” gingen die Editors von der Bühne. Auch wenn hier dann bereits 90 Minuten gespielt waren, gaben sie dann mit vier Songs aber noch eine amtliche Zugabe, gekrönt von den Klassikern “Munich” und “Smokers Outside The Hospital Doors”. Ein hervorragendes, fast zweistündiges Konzert einer der besten Indie-Bands wurde so abgeschlossen und die vielen Fans wurden völlig zufrieden in die Düsseldorfer Nacht entlassen.
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Links:
Website der Editors
Website der Mitsubishi Electric Halle Düsseldorf