(Foto: © Andrew Whitton)
Wenn eine britische Band das dritte Album in Folge an die Spitze der heimischen Albumcharts bringen kann, dann ist das ein gutes Zeichen – vor allem, wenn es sich nicht um hippe Newcomer handelt, die Teenies den Kopf oder das Ohr verdrehen. Elbow gibt es bereits fast 30 Jahre, und seit 18 Jahren veröffentlichen sie auch Alben. In UK lief es hiermit immer gut, bereits der zweite Longplayer “Cast Of Thousands” erklomm 2003 die Top Ten. Bei uns wurde mit “Build A Rocket Boys!” 2011 erstmals die Top 50 geknackt, und “Little Fictions” war vor zwei Jahren hierzulande mit Platz 19 das erfolgreichste Album. Ihren guten Ruf als Band mit hervorragenden Songs und starken Livekonzerten haben sich die Mannen aus Manchester aber längst erspielt, und so verwunderte es auch nicht, dass die ca. 1.300 Fans Platz bietende Kölner Live Music Hall am Abend des 13. November 2019 lange ausverkauft war, als die Tour zum aktuellen Album “Giants Of All Sizes” Elbow in die Domstadt brachte.
Als Support-Act wurde ab 20 Uhr mit Billie Marten auch bereits Hochwertiges geboten. Die junge Britin hat sich mit ihren zumeist melancholischen, tollen Indie-Singer/Songwriter-Stücken in der Szene auch bereits immer mehr Fans erarbeitet. An diesem Abend dürften wieder neue dazu gekommen sein, denn unterstützt von einem Drummer und einer Bassistin, die auch manchmal zweite Stimme beisteuerte, überzeugte Billie in ihren 30 Minuten mit wunderschönen Liedern. Eingerahmt vom eröffnenden “Blue Sea, Red Sea” und dem abschließenden “Boxes” als etwas flotter angelegte Nummern brachte Billie das Publikum mit fragilen, emotionalen Songs wie “Betsy”, “Mice”, “Live” und “Cursive” (über 20 Mio. Streams auf Spotify) aus ihren bisherigen zwei Alben “Writing Of Blues And Yellow” (2016) und “Feeding Seahorses By Hand” (2019) zum Träumen, wobei sie mit ihrer sanften, guten Stimme beeindruckte und man sah, wie Billie während der Stücke in ihrer Musik versinkt.
Um 21 Uhr dann waren Elbow an der Reihe, und diese hatten das Publikum vom ersten Song an voll im Griff, als sie mit “Dexter & Sinister” aus der aktuellen Scheibe “Giants Of All Sizes” rockig und treibend loslegten. Vom dieser wurden mit “Seven Veils”, “Empires”, “White Noise White Heat” und “Weightless” noch vier weitere, starke Stücke gespielt. Ansonsten verabreichten Guy Garvey, Craig Potter, Mark Potter und Pete Turner Klassiker aus den vielen Jahren und wurden hierbei von einem Drummer und zwei Damen, die manchmal Background-Gesang beisteuerten oder Geige spielten, komplettiert.
Mal ging es rockiger und mitreißend zu, oft aber auch getragener wie beim wunderschönen “Mirrorball”, das Guy einen Abend nach dem Vollmond als “song for moon and love” ankündigte, oder beim emotionalen “Magnificent (She Says)”, das den eigenen Kindern gewidmet ist. Guy, der mit seinem tollen Gesang, dessen Stimmfarbe an Peter Gabriel erinnert, erneut zu begeistern wusste, zeigte sich bestgelaunt und interagierte auf sympathische Art und Weise immer wieder mit dem Publikum. Gegen Ende ließ er auch einen “Wednesdays in Köln”-Gesang anstimmen und baute dies dann gleich ins bluesig knackige “Grounds For Divorce” mit ein. Nebenbei entschuldigte er sich im Namen der ganzen Band für den Brexit und machte klar, dass sie diesen als “fucking mess” und “cultural disaster” ansehen.
Mit “Lippy Kids” (2011) und Elbows größtem Single-Erfolg “One Day Like This” aus dem Jahr 2008 (Platz 4 der UK-Charts) wurde ein knapp 100-minütiger Gig abgeschlossen, der wieder voll überzeugen konnte. Tolle Songs einer sehr bodenständigen Formation, denen man den Spaß am Spielen ansieht, die ihre Instrumente beherrschen und die mit Guy Garvey über einen unglaublich guten Frontmann verfügen. Abschließend soll auch der hervorragende Sound nicht unerwähnt bleiben, hier wurde bestens abgemischt, was den Genuss natürlich noch verstärkte.
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Links:
Website von Elbow
Website von Billie Marten
Website der Live Music Hall Köln