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Gorillaz – Kritik des Konzerts in Köln am 20. Juni 2017

Autor: Tobi

Gorillaz live 2017

Die Gorillaz ließen der Veröffentlichung ihres neuen, wieder äußerst erfolgreichen Albums “Humanz” lange vor der Europa- und Nordamerikatour Ende des Jahres bereits einige wenige exklusive Showcases in ausgewählten Städten folgen. Nach Events in Warschau (14.6.), Budapest (16.6.) und Katowice (18.6.) stand mit Köln auch eine deutsche Stadt auf der Agenda. Am äußerst warmen Abend des 20. Juni spielte die von Damon Albarn (Blur) und Jamie Hewlett gegründete, virtuelle Band im Rahmen der Konzertserie “Telekom Electronic Beats Presents” im Kölner Palladium ihre erste Liveshow in 360 Grad. Tickets hierfür wurden ausschließlich auf www.electronicbeats.net verlost, und hieran hatten offensichtlich viele teilgenommen, reichte die Schlange in der Schanzenstraße in Köln-Mülheim schon zwei Stunden vor Konzertbeginn (zum Beginn der Einlasszeit) doch weit wie kaum zuvor gesehen.

Jeder war bei diesem Wetter und diesem Abendprogramm bester Laune, freute sich auf den Abend. Und für alle die, die zu weit weg wohnten oder schlicht keine Tickets gewonnen hatten, brachte Telekom Electronic Beats das Ganze nach Hause, per Livestream in 360 Grad. Die Shows fungierten der Höhepunkt einer umfangreichen Kooperation zwischen der erfolgreichsten virtuellen Band der Welt und der Telekom, die Fans auch schon über die kostenlose Augmented-Reality-App “The Lenz” mit exklusiven Gorillaz-Inhalten versorgte und darüber hinaus kürzlich das weltweit erste Live-Interview mit 2D und Murdoc Niccals, den beiden virtuellen Charakteren der Bandgründer, durchführte. Kein Wunder also, dass hier alles Telekom-gebrandet war, vom Zugangsbändchen für den Arm über die Location bis zum Licht im Saal – Magenta, alles Magenta. Zudem gab es eine Selfie-Aktion, 3D-Brillen für Videos zu Hause, kostenlose Taschen mit dem Logo der Telekom-Gorillaz-Kooperation und auch kostenlose WLAN-Hotspots, mit etwas wechselnder Leistungsstärke, wie man es eben von den Kollegen in Magenta gewohnt ist. Der kleine Seitenhieb sei mir verziehen – generell aber stand es nicht in Frage, dass das ganze Konzert mitsamt Ticket-Verlosung und Live-Übertragung schon dank der Telekom ein echt geiles Event war – vor allem für die Fans in der gut gefüllten, aber glücklicherweise bei diesen Temperaturen nicht überfüllten Halle, das war genau die richtige Fülle für einen Konzertgenuss. Okay, die vier Angestellten an der Garderobe unten neben den Toiletten hatten bei draußen brodelnden 30 Grad nicht viel zu tun, man konnte eine leichte Strickjacke und einige der Gratis-Taschen dort hängen sehen, sonst nichts, was schon sehr witzig anmutete.

Gorillaz live in Köln 2017 (© Peyman Azhari)

(© Peyman Azhari)

Wie es sich für ein Event mit Live-Übertragung gehört, ging es pünktlich um 21.30 Uhr los. Mit dem HipHop-Track “Ascension” vom aktuellen Album wurde der Abend eröffnet, und es wurde recht schnell klar, wie das Ganze funktionieren würde. Wurde ein Song gespielt, der mit Gast eingespielt wurde und wo der Gast nicht anwesend war, so wurde dieser mit ansprechenden Effekten auf der Videowand hinter der Band eingespielt – was sehr gut funktionierte, hier mit Vince Staples und seinen Rhymes. Ansonsten wurde es irgendwie weniger virtuell als gedacht – denn schließlich standen ja echte Musiker auf der Bühne und machten echte Musik, mit etwas Unterstützung vom Band, aber doch weit reeller als z.B. bei Kraftwerk (die ich liebe, nicht falsch verstehen). Die Comicfiguren 2D (Leadgesang und Keyboard), Murdoc Niccals (E-Bass), Noodle (Leadgitarre und Hintergrundgesang) und Russel Hobbs (Schlagzeug und Perkussion) tauchten hier und dort in den Videos natürlich auf, das muss ja auch so sein, aber nicht sie dominierten das Geschehen, sondern die wahren Musiker, also Damon Albarn und seine Mitstreiter. Und da kommen wir wieder zurück auf das Konzept der virtuellen Band, denn bis auf Albarn, dessen Fehlen schon auffallen würde, sind eigentlich alle austauschbar, und so wird das Ganze dann auch gehandhabt. Nicht umsonst gab es vor 2017 nur drei Tourneen der Band, also ist es durchaus selten und ein Privileg, die Band live sehen zu können. In 2017 sind nun allerdings nicht die The Clash Altmeister Paul Simonon und Mick Jones mit am Start, nein, vielmehr unbekanntere Musiker wie Jeff Wootton (Gitarre), Seye Adelekan (Bass) und Mike Smith (Keyboards) – was aber den Live-Spaß nicht verringerte, alle Musiker verstanden ihr Handwerk, nicht zu vergessen sei hier der fünfköpfige Background-Chor.

Gorillaz live in Köln 2017 (© Peyman Azhari)

(© Peyman Azhari)

Bei dem sehr funky daher kommenden “Strobelite” kam mit Peven Everett der erste anwesende Gast zur Geltung, das tolle und chillige “Saturns Barz” folgte, und als dann mit “Momentz” die nächste Nummer vom aktuellen Album in genau dessen Reihenfolge erklang, wurde einem klar, dass hier kein bunter Mix auf dem Plan stand. Als nach “Submission” der Song “Ticker Tape” folgte, freuten sich einige schon über den ersten Nicht-Album-Song, aber auch das stimmte so nicht, ist die Nummer doch auf der Deluxe-Version als Bonus Track zu finden. Mit “Charger”, “Andromeda”, “Busted And Blue”, “Carnival”, “Let Me Out”, “Sex Murder Party” und “She’s My Collar” wurden die Tracks des Albums weiter getreu der Reihenfolge verabreicht, was schon sehr merkwürdig anmutete. Andererseits hatten alle viel Spaß und die Grundstimmung im Saal war weiterhin äußerst positiv. Bei “Sex Murder Party” kamen mit Jamie Principle und Zebra Katz ja auch mal wieder wirklich anwesende Gäste auf die Bühne, was direkt noch mehr Kraft erzeugte – hier rasteten die Leute mal wieder richtig aus. Nach “Out Of Body”, einem weiteren Bonustrack der Deluxe-Edition, folgte mit “We Got The Power” das definitive Highlight vor den Zugaben. Gastsängerin Jehnny Beth entlud gemäß dem Songmotto jede Menge Power, es wurde mächtig abgerockt und Jehnny marschierte sogar einige Schritte über die Schultern des Publikums, bevor sie sich in dessen Hände fallen ließ. Starker Abgang vor einer kleinen Pause.

Gorillaz live in Köln 2017 (© Peyman Azhari)

(© Peyman Azhari)

Wir möchten nochmals festhalten: Vor der Pause wurden ausschließlich Songs vom aktuellen Album oder dessen Deluxe-Edition gespielt. Das erlauben sich wohl die wenigsten, und doch war die Stimmung im Saal weiter sehr positv. Nun also sollten in den Zugaben endlich Klassiker folgen, auch wenn z.B. der Hit “Feel Good Inc.” fehlen sollte. Mit “Rhinestone Eyes” aus dem 2010er-Album “Plastic Beach” startete der Zugaben-Block, gefolgt von “5/4” aus dem selbstbetitelten 2001er-Debüt, hier mit der tollen Jehnny Beth vorgetragen. Mit “Sleeping Powder” folgte ein weiterer neuer Song, nicht vom Album und doch sehr geil und catchy. Bei “Stylo” von “Plastic Beach” verstärkte Peven Everett die Truppe erneut, bevor “Kids With Guns” aus dem 2005er-Album “Demon Days” erklang und als Schlusspunkt der erwartete größte Hit “Clint Eastwood” aus dem Jahr 2001 gefeiert wurde.

Ein gutes Konzert der Gorillaz, welches mit etwas mehr Album-Durchmischung noch weit reizvoller hätte sein können, aber auch so viel Spaß bereitete. Ach so, um nochmal auf die 360-Grad-Übertragung einzugehen, diese machte sich abgesehen von ganz wenigen zusätzlichen Kameras im Saal für das anwesende Publikum nicht groß bemerkbar, umso mehr dann sicher zu Hause. Und falls jemand die Übertragung verpasst haben sollte, wird der komplette Showmitschnitt auf www.electronicbeats.tv sowie www.magenta-musik-360.de sowie über die zugehörige MagentaMusik App ab Anfang kommender Woche abrufbar sein.

Gorillaz live in Köln 2017 (© Peyman Azhari)

(© Peyman Azhari)

Die gesamte Tracklist:
Ascension
Strobelite (mit Peven Everett)
Saturns Barz
Momentz
Submission
Ticker Tape
Charger
Andromeda
Busted And Blue
Carnival
Let Me Out
Sex Murder Party (mit Jamie Principle und Zebra Katz)
She’s My Collar
Out of Body (mit Zebra Katz und Michelle)
We Got The Power (mit Jehnny Beth)
——————-
Rhinestone Eyes
5/4 (mit Jehnny Beth)
Sleeping Powder
Stylo (mit Peven Everett)
Kids With Guns
Clint Eastwood

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Links:
Gorillaz
Website des Palladium Köln

Copyright aller Fotos: Peyman Azhari
Instagram: peyman_azhari
Web: www.peymanazahri.com

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