Als Support für Heather Nova spielt Julian Heidenreich. Seit September ist sein Solo-Debut “the secular proof” in den Plattenläden. Ruhig und sehr warm ist seine Musik. Der junge Songwriter aus München, der seine Karriere als Sänger einer Grungeband begann, überrascht mit melancholischen Akustiksongs. Ein Romatiker, der zusammen mit seinem Cellisten Jakob auf Heathers leise Töne einstimmt. Nach sechs Songs wird er mit dankbarem Applaus verabschiedet und alles wartet auf die zarte Person mit der bezaubernden Stimme.
Um 21:00 Uhr betritt sie mit “Redbird” die Bühne. Ganz im Sinne der neuen Scheibe wird Heather die meiste Zeit des Abends in rotes Licht getaucht. – Schwarzes Top, geflickte BlueJeans, eine rote Perlenkette mehrmals um den Hals geschlungen, um die Oberarme hat sie jeweils einen roten Ring gemalt. Die viel zu große Gitarre um den Hals gehängt versteckt sie sich hinter einem Vorhang aus blondem Haar.
Spätestens als sie ihre Gitarre beiseite legt und zu “Singing You Through” beginnt ganz sanft die Hüften zu schwingen, fängt jeder der 1500 Zuschauer im Publikum an zu wippen und zu tanzen. Die Ruhe bei diesem Lied täuscht jedoch, denn “Redbird” ist im Gegensatz zu “Storm”, ihrer letzten Platte, wieder kräftig rockig. Bei “Walk this World” fliegt Gitarristin Berit Fridahl mit schneidend scharfen Soli über die Bühne. Das artet im Verlauf des Konzerts zuweilen gar – im positiven Sinne, denn es machte Spaß – in wahre Schweinerock-Orgien aus und gibt Szenenapplaus.
Ein schönes Beispiel für das Eigenleben von Stücken ist Heathers erklärtes “Lieblings-Stück” “Winter Blue”, das an diesem Abend wiederum runderneuert daherkommt und mit einer Art “Riders On The Storm”-Doors-Reminiszenz direkt in “Done Drifting” übergeht.
Zu “I Miss My Sky” erzählt Heather die Geschichte von Amelia Earhart. Das mysteriöse Verschwinden der Flieger-Pionierin, die vielleicht den Rest ihres Lebens nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel verbracht hat. Heather wirkt ganz in dieser Phantasie-Welt versunken, schließt einmal mehr die Augen und schwebt auf dem Musikteppich davon.
Heather scheint etwas matt, ja sogar ein wenig gelangweilt. Das täuscht aber: Sie hat lediglich kein Lampenfieber und schwört sogar Stein und Bein, auf der Bühne tatsächlich auch Spaß zu haben. Es ist Heather Nova hoch anzurechnen, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt ihrer Karriere musikalisch noch mal einer Adrenalinkur unterzogen hat – schon alleine deswegen, um all jene abzustrafen, die das Thema Heather Nova als “zu mainstreamig” oder “zu lasch” bereits abgehakt hatten. Nötig hätte sie so etwas eigentlich nicht. Eine Runde Zugabe mit Band: “Welcome” und ” Island”; eine Runde akustisch nur mit Kontrabass “The Sun Will Always Rise” und zu guterletzt steht Heather um 22:30 Uhr ganz alleine vor dem Mikrofon. “Beim nächsten Song müsst ihr mir helfen”, bittet Sie das Publikum, “ich kann nicht so gut pfeifen. Also bitte bei der Pfeifsequenz, – stimmt einfach ein, ok ?” Die Fans jubeln und kurze Zeit später erfüllt ein melodisches Pfeifkonzert zu “Everything” das E-Werk. Unter tosendem Applaus bedankt und verabschiedet sich Heather darauf bis zum nächsten Mal.
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