Wer Maximilian Hecker schon einmal oder sogar mehrere Male gesehen hat, der weiß, dass dieser live mehrere Facetten hat. Mal wirkt er eher introvertiert und scheint voll konzentriert auf seine melancholischen, schönen Songs, mal aber kommt er auch (fast überraschend) locker daher. Am Abend des 31. Januar kommt in Köln vor allem erst einmal jemand anderes daher – Felix Räuber, seines Zeichens Frontmann der Band Polarkreis 18 aus Dresden, die mit “Allein allein” 2008 Platz 1 der deutschen Charts erstürmte. Dies hat er Hecker voraus, und vermutlich wird Hecker auch niemals die Spitze der Charts auch nur annähernd beschnuppern. Trotzdem sind die Rollen bei dieser Duo-Tour klar verteilt. Räuber kommt 5 Minuten vor Konzertbeginn heraus und zündet die vielen auf der Bühne verteilten Teelichter an – eines nach dem anderen, ganz in Ruhe, und wenn mal eines nicht zünden will (und hiervon gibt es einige), dann eben nicht. Hektik kommt nicht auf, im Gegenteil, die ca. 70 Zuschauer/-hörer im mit Bierbänken bestuhlten Underground wissen, dass es nun bald los gehen würde.
Kurz nach 20.30 Uhr ist Räuber mit Anzünden fertig, geht kurz nach hinten und kommt dann mit Maximilian Hecker zusammen wieder heraus, beide stimmig in Schwarz gekleidet. Das Konzert kann starten und dem noch etwas mit Fragezeichen versehenen Besucher wird schnell klar, dass hier keine Verschmelzung zweier Bands/Acts geboten wird, sondern ein ziemlich reines Hecker-Konzert. Anders ist diesmal, dass seine Songs vokal durch Räuber bereichert werden, der mal eine zweite Stimme singt, mal Passagen übernimmt. Da seine Stimme wirklich gut ist und auch weit choraler geprägt, also ganz anders als die sehr intensive Stimme von Hecker, ergänzen die beiden sich gut. Maximilian Hecker bleibt hierbei klar Herr der Dinge, seine Songs bersten auch durch seine Stimme bedingt wie gewohnt vor Schönheit und Intensität – durch Räuber erlangen sie aber dann doch nach vielen Jahren ähnlicher Konzerte mal eine ganz andere Note, was ungewohnt ist, aber doch gefällt. Etwas merkwürdig ist es, dass Räuber als Nr.-1-Sänger fast devot wirkt und man ihm jederzeit das Glück ansieht, mit dem weit erfolgloseren Hecker singen zu dürfen – er scheint sich tatsächlich in die Musik Heckers extrem verliebt zu haben. Aber das haben wir ja auch, und daher wird der Abend zu einem besonderen, der gefällt. Hecker spielt zumeist E-Piano, aber auch mal Gitarre, während Räuber vor allem die Synthieflächen beisteuert, aber auch mal zu Gitarre greift oder für etwas Rhythmus sorgt – bis auf die beiden gibt es nämlich keine Instrumente, auch nicht vom Band. Hierdurch und durch den Rahmen mit Kerzenlicht wird das Ganze zu einem sehr intensiven und besonderen Konzert. Bis auf eine Eigenkomposition von Räuber werden ausschließlich Hecker-Songs gespielt, in einer guten Mischung aus Klassikern (wie “Kate Moss” aus dem großartigen Album “Rose”) und Stücken vom aktuellen Album “Mirage Of Bliss”, mit dem Hecker sinnvollerweise zu altem und auch bestem Stil zurück gekehrt ist nach einigen Experimenten – back to the roots.
Zwischen den Songs sehen wir einen sehr lockeren Hecker, der mit Räuber Scherze macht, der sein Brusthaar zeigt und (vermutlich nicht vorhandene) Groupies zur Kontaktaufnahme auffordert. In der Mitte des Konzerts liest er aus seiner Autobiografie “The Rise And Fall Of Maximilian Hecker”, und auch hierin geht es überraschend locker und offen zu, ganz im Gegenteil zu vielen seiner Songs. Nur die quietschende, knarzende Tür zwischen dem Konzertraum und Bar/WC im Underground wirkt an diesem Abend störend, ansonsten passt alles und es wird ein toller Abend geboten. Schöner als bei Hecker kann es eigentlich generell kaum sein – durch den sympathischen und stimmlich starken Felix Räuber kommt hier aber nochmal eine ganz andere Färbung ins Spiel.
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Links:
Website von Maximilian Hecker
Website des Underground Köln