Die Aufkleber auf den Autos rund um die Live Music Hall ließen ebenso wie die T-Shirts der Besucher erahnen, welcher Musikstil am verregneten Abend des 25. April 2006 in Köln-Ehrenfeld bestimmend sein würde – Depeche Mode, Nitzer Ebb, De/Vision … ja und natürlich auch Mesh waren zu lesen. Um sie schließlich ging es endlich mal wieder. Nach einigen Jahren Pause meldeten sich die Engländer endlich mit einem neuen Album namens “We Collide” zurück – dieses war noch keinen Monat lang veröffentlicht, und doch zogen sie die Fans wieder in Mengen an. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Kaum eine Band hat es mit einer solchen Beständigkeit wie Mesh geschafft, sich in den ersten Reihen der Synthiepop-Szene nicht nur zu etablieren, sondern vor allem zu halten. Ihre Mischung aus Melodik und Progressivität, gewürzt mit starken Elektrosounds, ab und an Gitarrentönen und knackigen Beats, oft druckvoll tanzbar aber auch mal ruhig angelegt, dazu der guten Stimme von Mark Hockings, ist heute noch genauso interessant und gut wie zu Beginn vor mehr als zehn Jahren. Und so war die Live Music Hall zwar nicht voll, aber doch gut gefüllt an diesem Abend.
Als Support gab sich eine Drei-Mann-Combo namens Mechanical Cabaret Mühe, die Stimmung anzuheizen, was nur bedingt gelang. Einige der Songs hätten in der ersten Hälfte der 80er-Jahre mit Sicherheit gut eingeschlagen, irgendwo zwischen Depeche Mode, Psyche und Marc Almond angesiedelt, dazu noch mit einem schwer auf Wave gestylten Sänger, aber in der Neuzeit wird es wohl keine großen Erfolge und vielleicht auch keine kleinen für die Jungs geben, zu einseitig und monoton waren die Songs aufgebaut, mit vielen Wiederholungen im Text und nichts in der Musik, was einem nicht irgendwie bekannt vorkam. Da halfen auch die tanzbaren Beats nichts. Na ja, andererseits hat man schon weit schlechtere Support-Bands gesehen…
Um etwa 21.10 Uhr dann betraten Mesh die Bühne. Mark Hockings, Neil Taylor und Richard Silverthorn wurden durch einen Live-Drummer verstärkt, bei dem man sich während des gesamten Konzerts fragte, welche Sounds denn nun wirklich von ihm gespielt wurden und welche aus der Maschine kamen, denn von ihrem Druck hatten die Beats gegenüber dem Alben nichts eingebüßt. Die Jungs aus Bristol eröffneten ihr Set mit “Petrified” und “What Are You Scared Of” vom neuen Album, welche gleich gut umjubelt wurden, was einerseits zeigte, dass die Fans sich die Scheibe natürlich gleich nach dem Erscheinen zugelegt hatten, andererseits ein sehr stimmungsvolles Publikum offenbarte. Mark, trotz großer Hitze im Saal wie immer mit Mütze versehen, hatte mit seinem tollen Gesang und seiner auch ohne große Dynamik vorhandenen Bühnenpräsenz die Fans von der ersten Minute an im Griff. Bei vielen Songs sorgten neben einer ansprechenden Lightshow zudem wieder Video-Projektionen im Hintergrund für einen interessanten Rahmen, oft ja auch den Text der Stücke noch einmal verdeutlichend. Mit “Not Prepared” und “Is Nothing Sacred?” folgten die ersten älteren Titel, beide vom 1999er-Album “The Point At Which It Falls Apart”, und man merkte schon, dass einige der Besucher die neueren Songs anscheinend weit mehr ins Herz geschlossen hatten, vielleicht die früheren Stücke manchmal sogar gar nicht kannten. Besonders auffallend war dies beim Knaller-Klassiker “Fragile”, welcher nicht die vermuteten Beifallsstürme erntete, sondern eher verhalten beklatscht wurde. Na sowas. Weitere Stücke des neuen Albums, die mächtig gefeiert wurden, waren hingegen “Step By Step” und die Single “Crash”, und auch das starke “No Place Like Home” kam völlig zu Recht sehr gut an. Mesh hatten ihre Playlist auffallend nach eigener Lust und Laune zusammen gestellt, hierbei einige ihrer bekanntesten Songs geopfert, ließen “Trust You” und “You Didn’t Want Me” außen vor, spielten lieber “Soul” von der “Crash”-Maxi oder “I Don’t Expect To Be Right” – einerseits schade, andererseits die Chance, eben nicht genau das zu bekommen, was man erwarten konnte. Weitere Highlights des Konzerts waren “People Like Me”, “It Scares Me”, “Friends Like These”, und im zweiten Zugabenblock gab es dann noch eine tolle Version von “From This Heights” mit einem langen, wilden, extrem tanzbaren instrumentalen Ende. Mit dem sicher auch nicht unbedingt als Abschluss erwarteten “Let Them Crush Us” von der “Leave You Nothing”-Maxi beendeten Mesh nach etwa 95 Minuten ein starkes Konzert – die vollauf zufriedenen Fans kommen sicher nächstes Mal wieder.
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Links:
Homepage von Mesh
Deutscher Mesh-Fanclub
Homepage der Live Music Hall